Gesundheit

Mythen um „freie Radikale“

Von „freien Radikalen“ hört man sehr oft. Sie kommen überall vor: in unserer Ernährung, sie entstehen durch das Rauchen, durch Alkoholkonsum. Apotheker Andreas Gentzsch

„Radikalfänger sind chemische Verbindungen, die reaktive Radikale abfangen und damit biologisch unschädlich machen“, sagt Gentzsch. Reaktive freie Radikale würden am Anfang vieler Gesundheitsbeschwerden stehen. „Sie greifen unsere Zellen an und können diese funktionsuntüchtig machen. Je mehr Zellen eines Organs auf diese Weise geschädigt werden, umso schlechter geht es dem betreffenden Organ. Krankheiten treten auf. Die Zellschäden durch freie Radikale können auch zu Entartungen der Zelle und im schlimmsten Fall zu Krebs führen.“

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 3.7.2019

Schäden durch freie Radikale würden sich beispielsweise in einer faltigen und grauen Haut zeigen, so der Apotheker, ihr fehlt dann Spannkraft, aber auch in Venenschwäche und Krampfadern, da freie Radikale auch Blutgefäße schädigen. „Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Problemen, Augenprobleme, Schlaganfall und Demenz können die Folge sein. Auch bei Gelenksentzündungen können freie Radikale entscheidend beteiligt sein. Leider sind wir heute jedoch nicht nur immer mehr freien Radikalen ausgesetzt, sondern nehmen auch vermehrt Nahrung zu uns, die immer weniger Antioxidantien enthält und den Körper aufgrund ihrer Schädlichkeit noch mit zusätzlichen freien Radikalen belastet.“

Können auch Krankheitserreger zerstören

„Freie Radikale müssen jedoch nicht unbedingt nur schädlich sein. Sie werden von unserem Organismus – genauer gesagt von unserem Immunsystem zu einem ganz bestimmten Zweck produziert.“ Freie Radikale können nämlich nicht nur gesunde Körperstrukturen angreifen, sondern sind in der Lage, ganz gezielt Krankheitserreger wie aggressive Bakterien oder Viren zu zerstören oder akute Entzündungsprozesse einzudämmen, so Gentzsch. Hier sind freie Radikale erwünscht und nützlich.

Antioxidantien können die Kettenreaktionen der freien Radikale unterbrechen und auf diese Weise die Zellen vor freien Radikalen schützen. Dazu gehören u.a. Antioxidantien, Coenzym Q10 und Vitamin E.

Vitamin E & Vitamin C: Vitamin E gibt bei Kontakt mit freien Radikalen bereitwillig ein Elektron ab und gleicht damit die aggressive Substanz aus. Um nicht selbst zum freien Radikal zu werden ist die Verfügbarkeit von Vitamin C erforderlich. Damit kann Vitamin E wieder regeneriert werden und von neuem als Radikalfänger dienen. Vitamin C kann sehr gut über die Nahrung zugeführt werden, besonders reichhaltige Nahrungsmittel sind Sanddorn, Acerolafrüchte, aber auch Citrusfrüchte und Paprika.

OPC bzw. Resveratrol (OPC ist die Abkürzung für Oligomere Proanthocyanidine): Diese Mikronährstoffe werden u.a. aus Traubenkernen oder der Haut und den Schalen von Früchten gewonnen und haben ein antioxidatives Potential, das 20 mal größer ist, als jenes von Vitamin C. Optimal wäre die gleichzeitige Zufuhr, gemeinsam mit Vitaminen, da die Substanzen synergistisch wirken. Das bedeutet, dass sie sich gegenseitig im Kampf gegen freie Radikale verstärken.

Anthocyane und andere Flavonoide: Anthocyane sind natürliche (rotviolette) Farbstoffe der Pflanzen und kommen z.B. in der Aroniabeere, Brombeeren und Heidelbeeren vor. Die Aroniabeere ist die Frucht mit einem der höchsten Gehalte an Anthocyanen und kann sehr einfach in die tägliche Ernährung integriert werden. Ob jeden Morgen als Saft, oder wenn sie eingeweichte Beeren ins Müsli, Joghurt oder in Smoothies geben – Hauptsache es wird regelmäßig gemacht.

„Ideal ist eine Kur mit Radikalfängern im Sommer, da UV-Strahlen die Haut sehr fordern und zusätzlich frisches Obst und Gemüse Gartenfrisch erhältlich sind. Ein zweiter Kurzeitraum wäre über die Wintermonate. Im Gegensatz zum Sommer sind in dieser Zeit gartenfrisches Obst und Gemüse nicht verfügbar, aber mit Aroniasaft und OPC kann dies gut ausgeglichen werden und hilft mit, das Immunsystem zu unterstützen und damit den Körper gegen Infektionen zu stärken“, sagt Gentzsch.