Kind beim Schwimmen
pixabay/Pezibear
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Gesundheit

Ohrenschmerzen nach dem Schwimmspaß

Wenn es so richtig heiß ist, wollen alle nur raus ins Freibad. Schwimmen und Tauchen verschaffen Abkühlung für Groß und Klein. Manchmal stellen sich aber nach dem Baden unangenehme Ohrenschmerzen ein. Apotheker Gilbert Zinsler beantwortet die häufigsten Fragen.

"In der Badezeit im Sommer kennen viele Menschen das Problem von Schmerzen im Ohrbereich. Meist handelt es sich dabei um eine Entzündung des Gehörganges aufgrund einer Infektion von Bakterien. Diese spezielle Form der Ohrenentzündung des äußeren Gehörgangs wird Badeotitis genannt. Ihren Namen hat diese Entzündung durch das Baden im Schwimmbad: Denn Chlor, heißes Wetter oder dauerhaft Wasser im Ohr können die natürliche Schutzschicht unseres Ohres – das Ohrenschmalz – angreifen und damit den Weg für Bakterien, Pilze oder Viren in unser Ohr begünstigen. Da manche Bakterien durchaus auch im gechlorten Wasser zu finden sind, ist dies eine häufige Erkrankung während Badeurlauben.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 31.7.2019

Besonders durch chlorhältiges Wasser quillt die schützende Fettschicht des Ohres auf, die Gehörgangshaut weicht sich dadurch auf und aufgrund kleiner Verletzungen oder eingedrungene Fremdkörper kommt es zu einer lokalen bakteriellen Infektion. Typisch für eine äußere Gehörgangsentzündung sind Juckreiz und bisweilen starke Ohrenschmerzen. Auch die Haut des Gehörgangs kann angeschwollen sein. Rötungen im Ohr oder trockene, schuppige Haut können ebenso als Symptom mit der Ohrenentzündung des äußeren Gehörgangs einhergehen", so der Apotheker Gilbert Zinsler.

Wie behandelt man nun eine solche Badeotitis?

„Zur Erstversorgung wird man desinfizierende, heilende und entzündungshemmende Ohrentropfen aus der Apotheke wählen. Bei starken Schmerzen, sollte eine Abklärung durch den HNO Arzt vorgenommen werden. Diese Schmerzen werden durch lokale antibiotische Ohrentropfen schnell zu heilen sein. Wichtig ist eine rasche Behandlung um eine Infektion des Trommelfells, oder des inneren Ohrbereiches jedenfalls zu verhindern.“

Was, wenn die Symptome nicht behandelt werden?

„Wenn sich eingetretene Keime stark vermehren, können diese Erreger bis ins Mittelohr gelangen und dort eine Mittelohrentzündung verursachen. Die Mittelohrentzündung (Otitis media) ist eine – meist stark schmerzhafte – Entzündung der Schleimhäute des Mittelohres, die oft mit einer Ergussbildung einhergeht. Sie äußert sich durch stechende Ohrenschmerzen, Verminderung des Hörvermögens, Fieber sowie ein „Klopfen“ im Ohr. Es handelt sich somit um eine wirklich ernst zu nehmende Erkrankung. Treten häufig Ohrentzündungen im Sommer nach dem Schwimmen auf, kann dies ein Zeichen für eine noch nicht erkannte Perforation des Trommelfelles sein. Eine bakteriell verursachte Mittelohrentzündung wird vom Arzt mit Antibiotika behandelt, die der Patient über mehrere Tage einnehmen muss. Zusätzlich werden abschwellende Nasentropfen, oder -sprays verabreicht. Diese steigern den Sekretabfluss und tragen somit zu einer besseren Belüftung des Mittelohres bei. Die Einnahme von Schmerzmitteln unterstützt die Behandlung. Mit diesen Maßnahmen klingen die Beschwerden in der Regel innerhalb weniger Tage wieder ab“, so Zinsler.

Zwei Burschen springen ins Wasser
APA/Jakob Gruber
Schwimmspaß mit Folgen: Immer wieder klagen Menschen über Ohrenschmerzen nach dem Wassergenuss (Sujetbild)

Gibt es natürliche Heilmittel bei Ohrenbeschwerden?

„Der Liebstöckel (Levisticum officinale) ist eine bewegende, stimulierende und erwärmende Arzneipflanze. Als Olivenölauszug aus der Wurzel fördert Liebstöckel die Anregung der körpereigenen Regulation die Selbstheilungskräfte des Organismus. Levisticum Ohrentropfen lindern die Beschwerden bei Ohrenschmerzen und bei entzündlichen Reizzuständen der Ohren. Gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis hilft dieses Präparat sehr gut bei Mittelohrentzündung (Otitis media). Auch homöopathische Ohrentropfen, die unter anderem Kamille, Küchenschelle und Kieselerde enthalten haben sich bewährt. Diese gibt es auch speziell für Kinder.“

Wie kann man Ohrenprobleme beim Baden vorbeugen?

„Entzündungen im äußeren Gehörgang werden durch zu hohe Feuchtigkeit sowie durch einen zu hohen, also alkalischen pH-Wert begünstigt. Insbesondere nach intensivem Kontakt mit Wasser ist daher die Entfernung von Feuchtigkeit eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung von Entzündungen. Die spezielle Zusammensetzung von einem Ohrenspray, oder Ohrentropfen sorgt dafür, dass die Hautoberfläche im äußeren Gehörgang rasch trocknet. Die enthaltene Säurekomponente hilft, den natürlichen Säureschutzmantel der Haut wieder her zu stellen bzw. zu erhalten. Das enthaltene Dexpanthenol – ein Hautvitamin -bietet zusätzlich Schutz und Pflege für die Haut Personen, die bereits Probleme mit Ohrentzündungen hatten sollten solche pflegenden Ohrentropfen jedenfalls nach längerem Baden, Duschen, Schwimmen anwenden. Viele Taucher, Schwimmer, und andere Wassersportler, die sich lange im Wasser aufhalten, verwenden diese Tropfen auch bereits vorbeugend.“

Helfen auch Ohrstöpsel?

Damit kein Wasser in ein geschädigtes Ohr eindringen kann, sind besonders Silikonohrstöpsel zu empfehlen. Diese sind angenehm, langlebig und verschmutzen kaum. Eine andere Möglichkeit das Ohr vor Wasser zu schützen ist eine besondere, wasserabweisende Klimawolle. Diese Klima- oder Badewolle lässt das Wasser abperlen und das Ohr bleibt so trocken und man kann Beschwerden im Mittelohr vorbeugen.

Tipps für gesundes Baden

• Beim Schwimmen, Baden oder Duschen kann Wasser ins Ohr gelangen. Im äußeren Gehörgang ist Wasser meist harmlos. Wichtig ist es dafür zu sorgen, dass das Ohr schnell wieder trocken wird. Wasser, das sehr lange im Gehörgang steht und die Haut aufweicht, kann Entzündungen verursachen. Neigen Sie dazu den Kopf zur Seite, so dass das Wasser herauslaufen kann. Unter das Ohr einfach ein Handtuch halten, das das Wasser aufsaugt.

• Auf keinen Fall sollte man Wattestäbchen verwenden: Die durch das Wasser aufgeweichte Haut wird sonst geschädigt.

• Übertriebene Ohrenreinigung schadet dem Ohr mehr als sie nützt. Auch Ohrenschmalz dient als Schutz und sollte nicht krampfhaft entfernt werden.

• Durch das Tragen einer Bademütze werden die Ohren geschützt. Diese Maßnahme ist vor allem bei empfindlichen Personen von großem Nutzen.

• Wer Schäden am Ohr hat oder gerade frisch am Ohr operiert wurde, muss aufpassen, dass kein Wasser ins Ohr gelangt. Am besten ist es, eine Zeitlang aufs Schwimmen und Baden zu verzichten. Vorsicht geboten ist dann auch beim Duschen.

Wie reinigt man Ohren am besten?

„Verhärtetes Ohrenschmalz beeinträchtigt die Hörfähigkeit und kann zu Entzündungen im äußeren Gehörgang führen. Es sollte daher regelmäßig entfernt werden. Ohrentropfen, oder noch besser ein Ohrenspray auf Öl-Basis – zum Beispiel mit Mandelöl – lösen das Ohrenschmalz und daher leichter entfernbar. Auf einen Wattebausch aufgetragen, werden mit dem Ohrenöl auch Schmutz und Hautschuppen von der Ohrmuschel und aus dem äußeren Gehörgang entfernt. Professionelle Ohrenreinigung sollte man dem Fachmann überlassen. Keinesfalls mechanische Dinge, wie Wattestäbchen oder ähnliches verwenden. Bei starker Verschmutzung, haben sich auch Meersalz-hältige Ohrensprays bewehrt, die das Ohr sanft reinigen.“