Kultur

Theater im Bunker auf den Spuren Karl Mays

„Karl MayBe. Mit Schmetterhand und Silberbüchse“ heißt die Produktion des Theaters im Bunker in Mödling. Intendant Bruno Max zeigt – wie bereits im Vorjahr – seinem Publikum „Die erschwindelte Lebensreisen des Zuchthäuslers Karl May“.

Das Leben Karl Mays begann unter keinem glücklichen Stern. Im Jahr 1842 in eine arme Weberfamilie geboren, verhinderten Vorstrafen als Kleinkrimineller eine bürgerliche Existenz als Lehrer. Nach mehreren Gefängnisaufenthalten erfand sich der 31-jährige Sachse schließlich neu: Als Reiseschriftsteller, der seine imaginären Abenteuer in Afrika, im Orient und im Wilden Westen in Buchform millionenfach unter das Volk brachte.

Winnetou und Old Shatterhand im Theater im Bunker in Mödling
ORF
Eine Männerfreundschaft bis zum Tod: die beiden Blutsbrüder Old Shatterhand und Winnetou

Schamloser Betrug? Lebenslüge eines Phantasten?

„Und er beginnt darauf zu bestehen, dass er alles selbst erlebt hat. Schamloser Betrug oder Lebenslüge eines Phantasten“, fragt Bruno Max, von dem Konzept und Inszenierung stammen. Der verwinkelte Luftschutzstollen in Mödling ist für den Intendanten der ideale Schauplatz, die Abenteuer im Kopf des Karl May zu visualisieren, während „sich das Publikum sein Leben und seine Träume im wahrsten Sinne des Wortes ‚erwandert‘“.

„Karl MayBe.“, im Vorjahr 13-mal ausverkauft, wird aufgrund der Publikumsnachfrage in diesem Sommer noch einmal zu sehen sein. Die verzweigte Stollenanlage des Luftschutzbunkers „bietet den idealen Schauplatz, um die merkwürdigen Abenteuer im Kopf des Karl Mays und seine Lebensgeschichte zu visualisieren“ (Max) – mit 58 Darstellerinnen und Darsteller in 24 Stationen.

Zwei Darsteller im Theater zum Fürchten im Bunker Mödling
ORF
Ob „Durch die Wüste“ oder „Am Rio de la Plata“: Karl May war in keinem der Länder, in denen seine Romane und Erzählungen spielen

Das Publikum wandert von engen Räumen in den dichten Dschungel, vom Schulzimmer zum Gerichtssaal, von der Prärie im Wilden Westen und zu den Schluchten des Balkans: „Hinter jeder Türe, hinter jeder Wand warten neue Überraschungen und machen diesen Theaterabend zu einem einmaligen Erlebnis“, schwärmt Intendant Bruno Max.

Seit 20 Jahren Schauplatz eines Stationentheaters

Der Luftschutzstollen Mödling wurde von 1941 bis 1943 von italienischen Zwangsarbeitern als Luftschutzbunker errichtet und diente der Bevölkerung von Mödling, Wiener Neudorf und Wien als Zufluchtsort. Bis zu 9.000 Menschen waren bei Luftangriffen im Stollen.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 8.8.2019

Im Sommer 1999 pachtete der Verein „Theater zum Fürchten“ das etwa einen Kilometer lange Stollensystem, das aus zwei Hauptröhren und Nebenröhren besteht. Seither ist es jedes Jahr Schauplatz eines Stationentheaters, welches durch das unterirdische Tunnelsystem führt.

Alle 15 Minuten wird eine Zuschauergruppe von bis zu 20 Personen durch den Bunker geleitet und trifft an verschiedenen Stationen auf das aus etwa 60 Schauspielerinnen und Schauspielern bestehende Ensemble. Circa 3.000 Menschen besuchen jedes Jahr das Theater im Bunker.