Nancy Holts Skulptur trägt den Titel Sun Holes
Courtesy of the Holt/Smithson Foundation and Electronic Arts Intermix (EAI), New York/Bildrecht, Wien, 2019
Courtesy of the Holt/Smithson Foundation and Electronic Arts Intermix (EAI), New York/Bildrecht, Wien, 2019
Kultur

Land Art: Die Erde wird zur Leinwand

1969, im Jahr der Mondlandung, kam auch die Land Art zu ihrem Namen. Konzeptuell geht die neue Kunstrichtung von der Idee aus, dass die Erde ein Objekt ist, auf dem gezeichnet werden kann. Die Erde wird zur Leinwand der Künstler, der Bagger zum Stift und Pinsel.

Die Land Art, die sich Ende der 1960er-Jahre vor allem in den USA entwickelte, zählt zu den herausragenden Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts. Die Künstlerinnen und Künstler „verlassen den konventionellen Ausstellungsraum und machen die Landschaft zum kontextuellen Feld ihrer künstlerischen Praxis“, sagt Ausstellungskurator Florian Steininger.

Die Erde wird zur Oberfläche, auf der Kunst entsteht

Meist schaffen sie Werke mit und aus der Natur, welche die Natur auch wieder auflöst. „Die frühesten Beispiele sind von einer minimalistischen Formensprache geprägt. Ihre geometrischen Strukturen schreiben sich als monumentale Zeichnungen in die Oberfläche der Welt ein“, erläutert Steininger, Künstlerischer Direktor der Kunsthalle Krems.

Obwohl die Land Art im landschaftlichen Außenraum entsteht, verlegen die Kunstschaffenden sie als minimalistische Formen und Installationen wie Sandhaufen oder Steinkreise auch in den Galerieraum. So fand in der New Yorker Galerie von Virginia Dwan bereits 1968 die erste Ausstellung unter dem Titel „Earth Works“ statt. 1969 prägte Gerry Schum den Begriff „Land Art“ für naturbezogene künstlerische Projekte. Für das deutsche Fernsehen drehte er Filme über die Land Art vornehmlich US-amerikanischer und europäischer Künstler, unter ihnen finden sich die Pioniere Michael Heizer, Walter De Maria und Robert Smithson.

Josef Trattner ist mit seinem Sofa auf der Donau unterwegs
Josef Trattner
Josef Trattner, SOFA, Schwarzes Meer, 2016

Mit dem Sofa auf der Donau bis ins Schwarze Meer

50 Jahre später widmet sich die Kunsthalle Krems in einer Jubiläumsausstellung der Land Art, die wegen ihres meist ephemeren und prozessualen Charakters auf die Dokumentation durch Film und Fotografie angewiesen ist. In der Schau werden neben Schums Filmen zwei weitere Filme über Ikonen der Land Art der ersten Stunde gezeigt: Robert Smithsons „Spiral Jetty“ (1970), eine mit Baggern aufgeschüttete Sand- und Steinspirale am Rand des Großen Salzsees in Utah, sowie Nancy Holts „Sun Tunnels“ (1976), perforierte Betonröhren, die in der Great Basin Desert ebenfalls in Utah installiert wurden.

Den „Klassikern“ aus der Pionierzeit der Land Art wird eine zeitgenössische österreichische Position gegenübergestellt: Josef Trattner unternimmt „Sofafahrten“ im landschaftlichen Raum, die jüngste entlang der Donau von Donaueschingen bis zum Schwarzen Meer. Das Projekt wird in der Ausstellung mit einem Video sowie Fotos und Aquarellen dokumentiert.