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Politik

Balluch: „Wer Tierschutz will, muss mich wählen“

Martin Balluch, der Obmann des Vereins gegen Tierfabriken (VGT), setzt sich seit Jahrzehnten vehement für den Tierschutz ein. Bei der Nationalratswahl kandidiert Balluch als unabhängiger Kandidat für die Liste JETZT. Er führt die Landesliste in Niederösterreich an.

Balluch wurde vor allem mit Aktionen gegen die Massentierhaltung, etwa von Schweinen, bekannt. Als Hauptangeklagter im sogenannten Tierschützerprozess befand sich Balluch 2010 mehr als drei Monate lang in Untersuchungshaft. Ihm wurde damals unter anderem die Beteiligung an einer kriminellen Orginsation vorgeworfen. In dem Prozess wurde Balluch rechtskräftig freigesprochen.

Auf der Bundesliste der Liste JETZT kandidiert der 54-Jährige auf Platz fünf, auf der Landesliste in Niederösterreich steht Balluch auf Platz eins. Im Parlament will sich Balluch für den Tier- und Umweltschutz einsetzen, wie er im Gespräch mit ORF NÖ-Chefredakteur Robert Ziegler sagt. Gegner kritisieren den 54-Jährigen als radikalen Aktivisten.

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ORF NÖ-Chefredakteur Robert Ziegler im Gespräch mit dem Landeslistenersten der Liste JETZT, Martin Balluch

noe.ORF.at: Herr Balluch, Sie sind Tierschutzaktivist, ein recht radikaler, würden manche sagen. Was wollen Sie in der Politik?

Martin Balluch: Ich bin seit 35 Jahren im Tierschutz und auch im Klimaschutz engagiert. Ich bin sozusagen immer vor dem Parlament gestanden und habe gebettelt und gebeten, dass sich etwas ändert. Die Verbesserungen und Veränderungen sind eigentlich relativ klein, wenn man das große Bild anschaut. Und deswegen wollte ich jetzt die Chance nutzen, einmal von innen etwas zu verändern, anstatt von außen zu raunzen, dass nichts weitergeht.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 13.9.2019

noe.ORF.at: Hat der Tierschutz eigentlich Grenzen für Sie, wo es in Richtung Gesetzesübertretungen, etwa Sachbeschädigungen geht? Können Sie definieren, wo die Grenze ist?

Balluch: Ich habe ein Buch darüber geschrieben, „Widerstand in der Demokratie“, wo ich, glaube ich, sehr klar ausführe, was ziviler Ungehorsam ist und was ihn ausmacht. Das ist auch eine international anerkannte Sicht, dass nämlich alles, was keine Gewalt und keine Bedrohung für andere Leute bedeutet, wo also die offene und öffentliche Diskussion gefördert und nicht durch Angst eingeschränkt wird, dort ist ziviler Ungehorsam möglich, wenn er hauptsächlich symbolisch ist und im Rahmen einer legalen Kampagne mit Forderungen, die die Mehrheit der Menschen unterstützen.

noe.ORF.at: In ihrem Blog ist zu lesen: „Schweine würden Martin Balluch wählen“. Jetzt brauchen Sie aber Menschenstimmen. Wie wollen sie die bekommen?

Balluch: Leider sind Schweine in Österreich Sachen und damit gesellschaftlich irrelevant. Man anerkennt nicht einmal, dass sie Interessen haben. Was ich damit sagen will, ist: Alle Menschen, denen Schweine ein Anliegen sind, sollten mir die Stimme geben, weil von den anderen Parteien leider nicht zu erwarten ist, dass sie die Situation der sogenannten Nutztiere verbessern werden.

noe.ORF.at: 2017 hat Peter Pilz, für dessen Partei Sie kandidieren, Neujahrsgrüße verschickt mit einem Schweinskopf in der Hand. Er ist dafür heftig kritisiert worden, hat Sie das sehr gestört?

Balluch: Mich persönlich weniger, weil natürlich klar ist, dass viele Menschen Fleisch essen und das wird mich jetzt nicht so entsetzen. Aber es hat tatsächlich viele Menschen aus dem Tierschutz irgendwie abgestoßen, weil es eine symbolische Handlung war, die irgendwie den Tierschutz in den Augen dieser Leute heruntermacht. Deshalb bin ich unabhängiger Kandidat für Tier- und Klimaschutz. Ich betone das, dass ich nicht Teil der Partei bin und diese zwei Themen meine Hauptthemen sind.

noe.ORF.at: Welchen Sinn hat denn dieses Antreten? Es gibt ja keine einzige Umfrage, die die Liste von Peter Pilz im Nationalrat sieht?

Balluch: Das war natürlich alles noch, bevor der Wahlkampf wirklich losgegangen ist. Neueste Umfragen dazu gibt es nicht und ich mobilisiere die Tierschutzstimmen, die sich bis dato bei der Liste JETZT nicht zu Hause gefühlt haben. Ich bekomme sehr viele positive Rückmeldungen und schauen wir einmal, wie weit das geht. In Österreich sind 400.000 Menschen bei Tierschutzorganisationen Mitglied. Und wenn die alle das auch sehen wie ich, dass wenn man Tierschutz im Parlament will, mich wählen muss, dann könnte sich das sehr wohl ausgehen.

Das Gespräch mit Martin Balluch führte ORF NÖ-Chefredakteur Robert Ziegler