Spitzenkandidat Fayad Mulla (Wandel) in St. Pölten
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Politik

Gegen Kapitalismus und Vierprozenthürde

Acht Parteien werden am 29. September in Niederösterreich auf dem Wahlzettel stehen. Der Wandel hat heuer erstmals einen bundesweiten Antritt geschafft. Mit Kapitalismuskritik soll der Einzug in den Nationalrat gelingen.

Auf eine Mischung aus Neugier und Skepsis stößt der Wandel in der St. Pöltner Innenstadt. Nicht jedem ist die 2012 gegründete Partei ein Begriff. Spitzenkandidat Fayad Mulla ist seit Beginn dabei, heuer ist ihm erstmals ein bundesweiter Antritt geglückt. Die Vierprozenthürde liegt zwar laut Umfragen in weiter Ferne, doch zehn Tage vor dem Wahlsonntag bleibt er zuversichtlich.

„20 Prozent der Menschen haben keine Vertretung im Parlament und machen das aktiv klar, indem sie nicht einmal zur Wahl gehen“, sagt Mulla. Diese Menschen wolle er mit seinen Inhalten genauso ansprechen wie „die, die nicht mehr das kleinste Übel wählen wollen. Aus dem kleinsten Übel wird mit der Zeit ein großes Übel, das nennt sich Schwarz-Blau.“

„Nicht prinzipiell linke Politik“

Inhaltlich sagt der Wandel-Kandidat Kapitalismus und Neoliberalismus den Kampf an. Unter den Forderungen finden sich Klassiker: Mindest- und Höchstlohn, höhere Steuern für Reiche sowie Beschränkungen des Immobilieneigentums. Trotzdem will sich Mulla politisch nicht auf eine Richtung einschränken lassen: „Prinzipiell ist das, was wir fordern, eigentlich logische Politik. Wir wollen eine gerechte Verteilung von Chancen und Ressourcen. Man muss nicht links sein, um das gut zu finden.“ Ein gutes Leben für Menschen mit Vollzeitjob und leistbare Mieten sei „nicht prinzipiell eine linke Politik“.

Spitzenkandidat Fayad Mulla (Wandel) in St. Pölten
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Die Partei verspricht, dass es bei der Nationalratswahl „viel zu gewinnen“ gibt

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 19.9.2019

Die Partei wirbt auch mit Visionen, die eine Generation bzw. 30 Jahre in der Zukunft liegen – „als einzige Partei in Österreich“, wie Mulla beteuert. Es gehe sonst nur um „das tägliche Klein-Klein und maximal ein Reförmchen. Dann reden wir wieder über Schnitzel, Kopftuch oder sonst irgendwas. Die Leute sehnen sich aber nach einer großen Vision, damit wir wissen, wo wir eigentlich hinwollen.“ So soll es langfristig eine Arbeitszeitverkürzung auf 21 Wochenstunden genauso geben wie eine Siedlung auf dem Mars.

Potenzielle Wählerinnen und Wähler sucht das kleine Wahlkampfteam vor allem in den größeren Städten, „wo wir auch leichter Leute erreichen können“. Gleichzeitig gebe es auch auf dem Land Chancen, versichert Spitzenkandidat Fayad Mulla: „Natürlich ist Niederösterreich schwierig, aber auch hier verändert sich etwas.“