Das Haus, in dem der Tierpräparator lebt und arbeitet, erkennt man auf den ersten Blick: Vor der Tür steht ein lebensgroßer Elefant. Im Garten haben sich Exoten wie Nilpferd, Panda, Giraffe und sogar Dinosaurier versammelt. Am Dach schwimmt ein Hai. Die Modelle draußen sind aus Kunststoff. Die Präparate drinnen im Geschäftslokal sind hingegen allesamt von Tieren, die gelebt haben: Vögel, Fische, Reptilien und Säugetiere in allen Größen, von der Zwergmaus bis zum meterhohen Braunbär.
Leidenschaft als Kind entdeckt
Seit seiner Lehrzeit konservierte der 59-jährige Tierpräparator bereits tausende Tiere für die Ewigkeit. Die Leidenschaft dafür sei bereits im Kindergartenalter entstanden, erzählt Gerhard Blabensteiner: „Andere Buben haben mit Bauklötzen gespielt. Wenn ich im Wald tote Tiere gefunden habe, hab ich sie nach Hause mitgenommen und untersucht. Ich hab das Fell abgezogen und geschaut, ob man Leder daraus machen kann.“
Am Beispiel eines Eichelhähers zeigt der Tierpräparator seine Arbeit: „Wichtig ist, dass die Tiere nicht ausgestopft werden, wie man im Volksmund gerne sagt“, erklärt Blabensteiner, „tatsächlich wird immer ein Modell gemacht, etwa aus Montageschaum, über das nur die Tierhaut gezogen wird." Das Prinzip sei dabei immer gleich, egal ob es sich um eine Fischhaut, ein Federkleid oder ein Fell handelt. Mit Drähten werden die Flügel des Eichelhähers schlussendlich in die Form gebracht, die vom Kunden gewünscht wird: „Je nachdem, wie ich den Draht biege, sitzt oder fliegt der Vogel“, sagt Blabensteiner.
„Präparate vermitteln besseren Eindruck als Computer“
Der Tierpräparator bedauert, dass viele Schulen zwar Präparate besitzen, diese aber nur mehr selten im Unterricht verwenden: „Wenn Kinder echte Tiere anschauen und angreifen können, bekommen sie ein viel besseres Gefühl dafür. Am Computerbildschirm sind Hirsch und Maus gleich groß. Man kann beim Wischen über den Bildschirm auch nicht spüren, wie das Fell beschaffen ist.“ Für Gerhard Blabensteiner ist es deshalb Ehrensache, sich um die historische Sammlung von Tierpräparaten zu kümmern, die im Zwettler Schulturm auf drei Etagen ausgestellt sind.
Neben Museen und Jägern zählen auch Haustierbesitzer zu den Kunden des Tierpräparators. Auch seinen eigenen verstorbenen Liebling, den Yorkshire Terrier Rambo, präparierte er lebensecht. „Einen besonders dringenden Einsatz musste ich für die Krimiserie ‚Schnell ermittelt‘ erledigen“, erzählt Blabensteiner, „die haben einen wuscheligen weißen Hund gebraucht, der in der Fernsehserie von einem Auto überfahren wird.“ Um es möglichst echt darzustellen, waren am Präparat des überfahrenen Hundes sogar Reifenspuren zu sehen.
Rollentausch zwischen Jäger und Gejagten
Auch zum Schmunzeln regen die Kunstwerke an, die der Tierpräparator gestaltet: Im Schaufenster steht eine „Leseratte“ mit Brille und Büchern. Eine Maus benutzt eine Mausefalle als Krafttrainingsgerät wie in einem Fitnesscenter. Die Installation „Weidmannsheil“ war im Karikaturmuseum Krems zu sehen: Dabei sitzen ein Fuchs und ein Keiler an einem Wirtshaustisch und spielen Karten. Es wird geraucht und Alkohol getrunken. Der Jäger wird in diesem Kunstwerk zum Gejagten: Sein Kopf hängt als Trophäe an der Wand, neben anderen menschlichen Trophäen: Aus einem Finger machten die Tiere einen Kleiderhaken, eine menschliche Hand hält eine Glühbirne.
Im Gegensatz zu den tierischen Präparaten sind die menschlichen natürlich nicht echt: „Ich mache das ähnlich wie die Kollegen des Wachsfigurenkabinetts Madame Tussauds: Eine Negativform eines Tonmodells wird mit Wachs ausgegossen und bearbeitet“, erklärt Blabensteiner. Die genauen Kenntnisse des menschlichen Körpers, die dafür notwendig sind, erwarb der Zwettler beim pathologisch-anatomischen Institut in Wien. Dort war er einige Jahre lang für die medizinische Präparation von Leichen und Leichenteilen zuständig.