Niedersulz Museumsdorf Oktober 2019
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Kultur

Eine Zeitreise ins Weinviertel um 1900

Das Weinviertler Museumsdorf Niedersulz (Bezirk Gänserndorf) zeigt seit 40 Jahren, wie ein Weinviertler Dorf um 1900 ausgesehen hat. Die Arbeiten nach der Ernte von anno dazumal wurden gezeigt: „Drischl dresch’n und Waz ausles’n“ standen auf dem Programm.

Heute erledigen Maschinen viel Arbeit für uns – auch in der Landwirtschaft. Vor nicht allzu langer Zeit wurde das aber noch in mühsamer Handarbeit erledigt. So auch bei der Getreidegewinnung: Wie das Lösen der Getreidekerne aus den Ähren noch vor knapp 100 Jahren gemacht wurde, wurde im Weinviertler Museumsdorf Niedersulz am Wochenende den Besucherinnen und Besuchern vorgeführt.

Niedersulz Museumsdorf Oktober 2019
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Die Besucherinnen und Besucher lösten die Getreidekörner wie es vor etwa 120 Jahren üblich war

Der „Drischl“, auch Dreschflegel genannt, ist ein Holzstock, der mit Metall oder Leder an einem Ende mit einem Holzprügel verbunden ist. Mit dem Werkzeug wurden vor 100 Jahren Getreidekörner aus den Ähren geschlagen.

„Jedes einzelne Getreidekorn wurde mit den Fingern aus den Ähren gelöst. Alternativ ließ man Tiere über die Getreidebündel laufen – dadurch fielen die Körner heraus“, erklärte Peter Huber, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Museumsdorfes, den Besuchern der Vorführung. In weiterer Folge ist das „Drischl dresch’n“ erfunden worden. „Dabei schlugen meist mehrere Männer mit dem ‚Drischl‘ auf einen Getreidehaufen und durch das mehrfache Schlagen lösten sich die Körner aus den Ähren“, sagte Huber.

Auch das „Waz ausles’n“ ist heute vielen eine unbekannte Tätigkeit. „Dabei wurden damals Kukuruzkolben getrocknet und die Körner nach der Trocknung mit einer Rebelmaschine, die durch eine Kurbel in Betrieb genommen wurde, abgerieben", so Huber. „Mais wurde im Weinviertel in ganz geringen Mengen nur für Schweinefutter angebaut. Erst in der Kriegszeit, in der der Schweinefleisch-Bedarf stieg, wurde auch mehr Mais angebaut und auf neue Maschinen gesetzt“, erklärte er.

So wurde früher landwirtschaftlich gearbeitet

Mitarbeiter des Weinviertler Museumsdorfs Niedersulz zeigen alte landwirtschaftliche Techniken vor.

Leben und Arbeiten wie damals

Einen Tag lang, konnten die Besucherinnen und Besucher beim „Drischl dresch’n und Waz ausles’n“ dabei sein. Jährlich wird das größte Freilichtmuseum in Niederösterreich von knapp 50.000 Menschen besucht. Auf dem 22 Hektar großen Areal sind mehr als 80 historische Objekte veranschaulicht – vom Bauernhof über Friedhof und Dorfwirtshaus bis zur Kirche.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 17.10.2019

„Viele Besucherinnen und Besucher schätzen das Museumsdorf, sehen die schönen Häuser und Gärten. Das wirkt sehr gemütlich. Der Zweck dieser Veranstaltung ist aber, zu zeigen, dass das Leben damals auch eine schwere Arbeit war", erklärte Veronika Plöckinger-Walenta, die wissenschaftliche Leiterin des Weinviertler Museumsdorfes Niedersulz.