Bewegungsgarage in Wieselburg
ORF/Thomas Koppensteiner
ORF/Thomas Koppensteiner
„Aufgespürt“

Neues Leben in alter Bahnhofswerkstatt

In einer alten Werkstatt am Bahnhofsgelände in Wieselburg (Bezirk Scheibbs), in der früher Dampflokomotiven repariert wurden, befindet sich seit gut einem Jahr die „Bewegungsgarage“. Eine junge Sportwissenschaftlerin bietet hier statt Reparaturen für Lokomotiven nun quasi Reparaturen für den Körper an.

Anna Seitner ist 27 Jahre alt, stammt aus Erlauf (Bezirk Melk), hat in Innsbruck Sportwissenschaften studiert und in Innsbruck sowie auf Bali die Ausbildung zur Yogatrainerin gemacht. Durch Zufall wurde sie auf die alte Werkstatt in Wieselburg aufmerksam. „Ich bin durch einen Freund meiner Schwester auf das Gebäude gestoßen. Es war noch genauso, als damals hier Lokomotiven hergerichtet wurden, es ist quasi alles so geblieben. Durch die Zeit ist es vernachlässigt worden, das Holz war morsch, am Boden waren noch die Gleise“, erzählt sie im Interview mit noe.ORF.at.

Bewegungstraining mit Werkstattatmosphäre

Neues schaffen und gleichzeitig Altes erhalten: Das ist mit der „Bewegungsgarage“ in Wieselburg gelungen. In einer ehemaligen Werkstatt für Lokomotiven wird heute trainiert.

Mit der „Bewegungsgarage“ hat Seitner das alte Gebäude aus dem Dornröschenschlaf geholt. Eine Renovierung war unumgänglich. Es ist dabei aber gelungen, den Charme der 1927 erbauten Lokomotivenwerkstatt zu erhalten. Die Fenster sind vorerst noch die alten, massive Holzbalken stützen das Dach, an der Wand hängt ein Schild mit Überprüfungsdaten. Die Geschichte des Gebäudes schwingt somit nach wie vor mit. „Damals wurden eben Lokomotiven hergerichtet“, sagt Seitner, „jetzt verwenden wir diesen Raum, um unser Wohlbefinden zu verbessern, gewisse Dinge zu reparieren und einen Fokus auf Prävention zu legen.“

Bewegungstraining mit Yoga- und Pilates-Einflüssen

In der „Bewegungsgarage“ sollen nämlich – anders als in einer Werkstatt – Reparaturen durchgeführt werden, noch bevor es überhaupt zu Schäden kommt. Mit den Bewegungsabläufen soll Verletzungsgefahren etwa an den Gelenken oder an der Wirbelsäule vorgebeugt werden. Seitner orientiert sich dabei an bekannten Bewegungsformen, hat diese aber mit dem Wissen aus ihrem Studium weiterentwickelt. „Es ist ein sportwissenschaftliches Bewegungstraining mit Einfluss von Yoga, Pilates und Functional Training. Wir haben Kräftigung, Mobilisation und Dehnung dabei, das alles in einer Stunde“, so die 27-Jährige. Den Stundenplan mit Einheiten für Anfänger sowie Fortgeschrittene findet man online auf der Website der „Bewegungsgarage“.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Menschen bei Bewegungstraining von hinten
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Aus einer alten Werkstatt für Lokomotiven wurde die „Bewegungsgarage“
Anna Seitner in der Bewegungsgarage
Maximilian Salzer
„Bewegungsgarage“-Inhaberin Anna Seitner
Bewegungsgarage-Inhaberin Anna Seitner auf einer Yogamatte
Maximilian Salzer
Seitner hat Sportwissenschaften studiert und eine Yogaausbildung absolviert
Menschen bei Bewegungstraining knieend mit einer Hand nach oben
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Bei dem sportwissenschaftlichen Bewegungstraining werden Elemente aus Yoga, Pilates und Functional Training kombiniert
Menschen bei Bewegungstraining mit Händen nach oben
ORF/Thomas Koppensteiner
Der sorgsame Umgang mit dem Körper, aber auch mit Ressourcen – wie den Yogamatten – steht in der „Bewegungsgarage“ im Vordergrund

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 28.11.2019

Ein wichtiger Punkt ist Seitner darüber hinaus die Nachhaltigkeit – nicht nur der sorgsame Umgang mit unserem Körper, sondern auch mit Ressourcen. „Die Matten sind closed-loop-recycled Matten. Das heißt, jede Matte besteht aus alten Matten, die quasi wiederverwendet werden. Bei uns im Büro oder in der Küche werden Dinge, die nicht mehr gebraucht werden, zusammengesammelt. Wir haben Häferl von der Oma oder vom Flohmarkt oder auch Möbel, die wir aus zusammengesammeltem Holz gebaut haben.“

Nachhaltig soll letztlich aber auch ihr Training sein. „Die Form, die wir praktizieren, soll man jahrelang machen können, es soll einem nie dabei langweilig werden und das Wohlbefinden soll sich immer weiter steigern“, so die 27-Jährige.