Sirningers Mostbirne Wiederentdeckung
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„Kulturerbe“

Alte Mostbirnensorte wiederentdeckt

Die Sirningers Mostbirne, eine alte Sorte aus dem Raum Kilb (Bezirk Melk) im Mostviertel, galt bereits als ausgestorben. 20 Jahre später stellte sich nun im Zuge einer Sortenbestimmung heraus, dass es die Birnensorte auch heute noch gibt.

Es war eine sensationelle Entdeckung im Zuge eines Projektes der Leader-Region Tourismusverband Moststraße und des Obstbauverbandes Mostviertel. Die Pomologinnen Martina Schmidthaler und Gerlinde Handlechner bestimmten in den vergangenen zwei Jahren mehr als 2.000 Proben von Apfel- und Birnensorten, die von der Bevölkerung eingereicht wurden. Die Ergebnisse veröffentlichten sie im Buch „Äpfel & Birnen – Schätze der Streuobstwiesen“, das nun in Kilb präsentiert wurde.

Sirningers Mostbirne Wiederentdeckung Buch
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Im Buch „Äpfel & Birnen – Schätze der Streuobstwiesen“ kommt unter anderem auch die Sirningers Mostbirne vor

Bei der Sirningers Mostbirne handelt es sich um eine regionaltypische Spezialität, die der Kilber Baumschulbesitzer Anton Sirninger kultiviert und 1913 erstmals dokumentiert hatte. Später gingen wie bei vielen Mostbirnensorten jedoch immer mehr Baumbestände verloren. So galt die Sirningers Mostbirne als ausgestorben.

Mostbirne soll wieder verstärkt verbreitet werden

Auf einem Grundstück der Landwirtsfamilie Gonaus in Kirchberg an der Pielach (Bezirk St. Pölten) wurde die Birnensorte nun wiederentdeckt. Dort stehen zwei rund 70-jährige Bäume, die von den Pomologinnen als Sirningers Mostbirne erkannt wurden. Die Sorte gilt als besonders, weil sie aufgrund der Größe der Frucht einerseits das Klauben erleichtert und sich andererseits für die Produktion von Most, Schnaps und Saft eignet. Die Edelbrandgemeinschaft Kilb will nun gemeinsam mit dem Baumbesitzer diese Birnensorte wieder verbreiten, etwa mit Edelreisern.

Sirningers Mostbirne Wiederentdeckung
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Auf diesen rund 70-jährigen Bäumen in Kirchberg an der Pielach wächst auch heute noch die Sirnigers Mostbirne

Für die Vielfalt der regionalen Produktion gilt die Entdeckung als sehr wichtig. Aufgrund des Gerbstoff- und Säuregehalts kann Most nur mit echten Mostbirnen, nicht aber mit Tafelobst hergestellt werden. Weil Birnensorten wie diese früher außerdem nur wenig bis bis gar nicht nachgepflanzt wurden, handelt es sich auch um einen Wettlauf der Zeit. Immerhin haben die vielfach rund 100-jährigen Bäume oft nur noch zehn oder 20 Jahre Lebenszeit, danach sind diese Sorten unwiederbringlich verloren. Um das wertvolle Mostobst zu erhalten, setzt man daher ganz bewusst auf Nachpflanzungen.