Politik

Spannende Ausgangslage in Gänserndorf

In der Bezirkshauptstadt Gänserndorf ist die Ausgangslage spannend. Jahrzehntelang stellte die SPÖ den Bürgermeister. Vor fünf Jahren holte die ÖVP die meisten Stimmen und stellt mit Unterstützung der Grünen auch den Bürgermeister. Vor der Wahl am Sonntag herrscht Mandatsgleichstand zwischen der SPÖ und der ÖVP.

Die Gesundheitsversorgung sowie die Entlastung der Stadt vom Verkehr sind die zentralen Anliegen im Wahlkampf. Sechs Listen stellen sich den Gänserndorfern der Wahl – sie alle wollen ihren Einfluss im Rathaus ausbauen. Neben den fünf Listen, die derzeit im Gemeinderat vertreten sind, will NEOS diesmal den Einzug schaffen. Ein Ziel, das NEOS vor fünf Jahren verpasst hat. Neu aufgestellt mit Physiotherapeut Joseph Lentner an der Spitze soll es diesmal klappen. Er fordert, dass Ärzte, Gesundheitsdienstleister und das medizinische Zentrum besser vernetzt werden.

Medizinisches Zentrum Gänserndorf
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Das medizinische Zentrum mit einer Tagesklinik

Wahlergebnis in Gänserndorf 2015

  • Liste ÖVP: 37,6%
  • SPÖ: 35,24%
  • FPÖ: 10,49%
  • Liste Grüne: 10,69%
  • Freie Bürgerliste: 3,56 %

Außerdem will sich NEOS für die Bewohner der Siedlung Gänserndorf-Süd einsetzen. Dort habe man zuletzt zwar eine Schule und einen Kindergarten errichtet, die Infrastruktur sei aber noch ausbaufähig: „Die Kinder müssen sicher zur Schule kommen, für die Familien muss eine bessere Infrastruktur gebaut werden und – ein wesentlicher Punkt – Gänserndorf braucht ein eigenes Zentrum.“

Eigenes Spital für Gänserndorf?

Die Gesundheitsversorgung ist auch zentrales Thema der Freien Bürgerliste Gänserndorf (FBG). Walter Krichbaumer hat ein Mandat im Gemeinderat und will mit sozialen Themen ein zweites dazugewinnen. Vor allem am Wochenende seien oft nicht genug Ärzte im Dienst, kritisiert er: „Das Problem ist, dass die Bürger verunsichert sind. Das System ist so, dass weder Ärzte noch Bürger zufrieden sind.“ Die Politik müsse sich hier einschalten und vermitteln. Außerdem plädiert Krichbaumer für die Ausweitung der Sozialkarte, die bedürftigen Familien Vergünstigungen in Gänserndorf ermöglicht.

Die Themen Gesundheit und Verkehrsinfrastruktur hat auch die FPÖ im Fokus. Gänserndorf sei die einzige Bezirkshauptstadt ohne eigenes Krankenhaus. Die medizinische Tagesklinik sei zwar zu begrüßen, aber „die Ambulanzzeiten sind vollkommen ungenügend“, sagt Spitzenkandidat Peter Vlasek. Die Freiheitlichen wollen langfristig ein vollwertiges Spital in Gänserndorf. Außerdem sei es dringend notwendig, Gänserndorf durch Umfahrungen und den Bau der lange angekündigten S8 vom Verkehr zu entlasten. Vlasek will die vier FPÖ-Mandate halten und dazugewinnen.

Autos in Gänserndorf
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Die FPÖ verspricht eine Verkehrsentlastung

Grüne setzen auf Öffis und Radwege

Die Verkehrssicherheit steht bei den Grünen ganz oben. Sie halten ebenfalls vier Mandate, wollen dazugewinnen und haben zuletzt mit der ÖVP zusammengearbeitet. Einerseits geht es den Grünen um den Ausbau des öffentlichen Verkehrs vor allem nach Wien, andererseits soll der Radverkehr attraktiver werden. „Wir wollen, dass alle Punkte in Gänserndorf mit dem Rad sicher erreicht werden können“, so Spitzenkandidat Günter Schweitzer, der das derzeitige Radwegenetz als „sehr lückenhaft“ beschreibt. Außerdem wollen die Grünen mehr Grün in Gänserndorf: mehr Wiesen, mehr Bäume und weniger Beton, so Schweitzer.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 21.1.2020

Die Lebensqualität aller Generationen in Gänserndorf verbessern will die SPÖ. Spitzenkandidatin Ulrike Cap fordert eine Verkehrsentlastung und eine Erweiterung der Tagesklinik um eine Notfallambulanz. Nach Jahrzehnten als Bürgermeisterpartei befindet sich die SPÖ seit fünf Jahren in Opposition – „eine Rolle, in der wir uns zunächst erst finden mussten“, so Cap. Mit 14 Mandaten halten die Sozialdemokraten gleich viele wie die ÖVP. Ob sie den Anspruch auf den Bürgermeisterposten stellen werden, lässt Cap offen: „Die Sozialdemokratie ist in letzter Zeit schlechtgeredet worden. Wir hoffen doch, dass wir am Sonntag gut abschneiden und wir schauen einmal, wie der Bürger entscheidet.“

Neue Volksschule in Gänserndorf
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Die neue Volksschule Gänserndorf-Süd

Lobner will Bürgermeister bleiben

Die ÖVP, zuletzt stimmenstärkste Partei, will mit René Lobner als Bürgermeister weitermachen. „Wir wollen dazugewinnen. Wir wollen weiterhin in der Situtation sein, dass wir ganz klar den Anspruch auf den Bürgermeisterposten stellen“, formuliert Lobner das Wahlziel. Man habe in den vergangenen fünf Jahren vieles auf den Weg gebracht – Schulen neu gebaut, die Infrastruktur verbessert und ein neues Hallenbad errichtet. In den nächsten Jahren soll die Innenstadt belebt, ein Veranstaltungssaal gebaut und die Gesundheitsversorgung verbessert werden. Außerdem will sich auch die ÖVP für den Bau der S1 und S8 einsetzen.