Filmrollen im Filmdepot Laxenburg
ORF/Thomas Koppensteiner
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„Aufgespürt“

Das filmische Gedächtnis Österreichs

In einem Lager in Laxenburg (Bezirk Mödling), südlich von Wien, befindet sich sozusagen das filmische Gedächtnis Österreichs. Mehr als 260.000 Filmtitel werden dort vom Filmarchiv Austria aufbewahrt: von der Ausrufung der Republik Deutschösterreich 1918 bis zur Präsentation des Staatsvertrags 1955.

Das Filmdepot des Filmarchiv Austria liegt wenige Kilometer außerhalb von Laxenburg, neben einem ehemaligen kaiserlichen Forsthaus. Das Gebäude ist in 35 Millimeter breite Metallbänder eingewickelt. Dahinter verbirgt sich eine gewisse Symbolik: 35 Millimeter ist die klassische Filmbreite.

Im Inneren des Depots reiht sich ein Regal an das andere, eine Filmrolle stapelt sich auf der anderen. Seit mehr als 50 Jahren betreibt das Filmarchiv am Standort in Laxenburg die größte Filmsammlung des Landes. „Wir sind so etwas wie die Nationalbibliothek für Laufbild“, erklärt Anna Dobringer, die Leiterin der Filmsammlungen im Filmdepot Laxenburg, die uns durch das Lager führt. „Die Dinge, die man aus dem Fernsehen kennt, die mit der österreichischen Geschichte im Film zu tun haben – die Unterzeichnung des Staatsvertrags oder die Ausrufung der Republik Deutschösterreich – liegen bei uns zum großen Teil im Nitro-Original. Das ist das Original, das damals in der Kamera war.“

Schwerpunkt auf österreichischen Filmen

Gesammelt werden in Laxenburg alle Filme, die im weitesten Sinn etwas mit Österreich zu tun haben: Dokumentarfilme, Kinofilme, Werbefilme, historische Filme, aber auch Privataufnahmen. „Grundsätzlich haben wir einen Österreich-Schwerpunkt. Dadurch, dass Film inzwischen ein historisch obsoletes Medium geworden ist und jeder analoge Film ein Unikat darstellen könnte, haben wir aber eine Politik, die dahingeht, dass wir schon einen Österreicher finden, der mitgemacht hat“, sagt Dobringer.

„Wenn das der dritte Cousin vom Kameramann ist, dann fällt es also auch in unser Aufgabengebiet. Vor allem bei wirklich historischen, alten Filmen ist es so, dass man nimmt, was man bekommt. Nur weil es eine französische Produktion ist, geben wir nicht den Film aus 1902 auf die Müllhalde.“

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Filmdepot Laxenburg
ORF/Thomas Koppensteiner
Das Filmdepot ist in 35 Millimeter breite Metallbänder eingewickelt
Filmdepot Laxenburg
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Das Filmarchiv Austria bewahrt hier das „filmische Gedächtnis“ Österreichs auf
Regale mit Filmrollen im Filmdepot Laxenburg
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Die Sammlung umfasst mittlerweile 260.000 Filmtitel
Nitrofilm-Depot in Laxenburg
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Im Nitrofilmlager werden die ältesten Filme aufbewahrt, das Depot besteht aus Massivholzwänden
Nitrolfilmrollen im Filmdepot Laxenburg
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Viele der Filme sind älter als 100 Jahre
Nitrofilm-Depot in Laxenburg
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Das Filmarchiv Austria macht seine Bestände u.a. im METRO Kinokulturhaus in Wien der Öffentlichkeit zugänglich
Alte Kamera im Filmdepot Laxenburg
ORF/Andreas Kotzmann
In Laxenburg werden nicht nur Filme gesammelt, sondern auch altes Equipment

Die analogen Filme sind sehr empfindlich. Daher müssen die Räume, in denen sie gelagert werden, bestimmten Anforderungen entsprechen. Die Temperatur beträgt zwischen fünf und acht Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit liegt bei 40 Prozent, und weil Film einer ständigen chemischen Zersetzung unterliegt und diese Zersetzungsprodukte abgeführt werden müssen, gibt es eine Belüftungsanlage, die alle 48 Stunden das gesamte Luftvolumen im Lager austauscht.

Ältester Film stammt aus dem Jahr 1898

Dass das Filmdepot quasi mitten im Niemandsland außerhalb von Laxenburg liegt, hat einen triftigen Grund. „Ein großer Teil unserer Sammlung besteht aus Nitrofilm, das ist ein Kunststoff, der feuergefährlich ist“, erklärt Dobringer. „Wenn der einmal brennt, kann man ihn nicht löschen. Deshalb ist es wichtig, dass das Filmdepot, in dem mehr als 40.000 Rollen Nitrofilm liegen, außerhalb von einem Wohngebiet ist.“

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 6.2.2020

Der älteste Film im Filmdepot in Laxenburg stammt aus dem Jahr 1898 und zeigt eine Aufnahme der Brüder Lumiere von der Wiener Ringstraße. Dem Filmarchiv ist es jedoch nicht nur wichtig, diese Filme zu bewahren, sondern man möchte sie auch der Öffentlichkeit zugänglich machen. Historische Quellen werden nach und nach digitalisiert, es gibt einen eigenen Verlag, der DVDs mit österreichbezogenen Themen publiziert, und Teile aus den Beständen werden regelmäßig etwa in Form von Retrospektiven im METRO Kinokulturhaus in Wien gezeigt.