Prälat Conrad Müller im Stift Geras
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Gesundheit

Klosterfasten im Stift Geras

Fasten liegt im Trend, das macht sich auch im Stift Geras (Bezirk Horn) beim sogenannten Klosterfasten bemerkbar. Conrad Müller, Prior des Stifts, sprach mit noe.ORF.at über den Fasten-Boom, weltliche und religiöse Aspekte des Fastens und worauf er selbst in der Fastenzeit verzichtet.

noe.ORF.at: Fasten erlebt in den letzten Jahren und Jahrzehnten einen regelrechten Boom, insbesondere auch im Kloster. Gleichzeitig gehen die Zahlen der Katholikinnen und Katholiken laufend zurück. Wie passt das aus Ihrer Sicht zusammen?

Prior Conrad Müller: Ich denke, das passt im Grunde schon zusammen. Aus dem einfachen Grund, weil viele Menschen, die nicht unbedingt christlich sozialisiert oder ausgesprochen katholisch sind, sehr wohl empfinden, dass es mehr geben muss. Diese Menschen sind auf der Suche. Das erlebe ich immer wieder. Menschen in bestimmten Berufs- oder Beziehungskrisen, die einfach auf der Suche sind und sich fragen: Wie geht es mit meinem Leben weiter? Und da spielen die Kirche und der Glaube auch eine Rolle. Nämlich als Möglichkeit, als Alternative und als Antwort, die man sucht. Ob man sie findet, ist eine andere Frage.

noe.ORF.at: Sind heutzutage mehr Menschen auf der Suche?

Conrad: Ja, ich habe manchmal den Eindruck. Es gibt natürlich eine große Gemeinschaft innerhalb der Kirche, die treu dabei ist und ihren Weg gefunden hat. Aber es gibt auch viele, die suchen, die manches ausprobieren und bei uns dann andocken und fragen, ob das vielleicht ein Weg ist, sich mehr mit dem Glauben zu beschäftigen und im Glauben Halt und Geborgenheit und Sinn zu finden.

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Prälat Conrad Müller
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Prälat Conrad Müller ist der Prior des Stifts
Stift Geras
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Das Klosterfasten in Stift Geras erfreut sich großer Beliebtheit
Fasten im Stift Geras
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Fasten erlebt in den letzten Jahren einen regelrechten Boom

noe.ORF.at: Wie gehen sie mit Menschen um, die einen gänzlich anderen Glauben haben oder Agnostiker sind?

Conrad: Wir nehmen jeden so, wie er kommt, und bekehren ihn nicht. Wir zwingen niemanden in eine Spur, aber wir erwarten natürlich auch, dass diese Menschen unseren Lebensweg wahrnehmen und aufmerksam begleiten, wenn sie schon hierher kommen. Aber das machen sie dann auch.

noe.ORF.at: Gibt es einen Unterschied zwischen dem spirituellen Fasten, etwa in der Fastenzeit, und dem Fasten aus körperlichen und reinigenden Gründen?

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 26.2.2020

Conrad: Natürlich gibt es da einen Unterschied. Körper, Geist und Seele hängen aber trotzdem sehr eng zusammen. Und ich denke, eines ergänzt das andere. Wenn ich körperlich faste und weniger Nahrung zuführe, dann werde ich innerlich leerer und freier. Und das geht dann in die seelischen Bereiche. Man wird sensibler für Fragen und auch für Antworten. Insofern kommt dann wieder die Spiritualität mit hinein, dass ich verstärkt nach Gott frage. Wo geht das Leben hin? Was hat es für einen Sinn? Wo gehöre ich als Person hin und was ist mein Weg? Ich denke, da gibt es eine große innere Verbindung zwischen allen Bereichen, die man entdecken kann.

noe.ORF.at: Wie fasten Sie persönlich?

Conrad: Wenn die Fastenzeit beginnt, reduziere ich Nahrung und verzichte auf Alkohol. Aber es geht auch weiter, ich habe einige ganz persönliche Elemente des Fastens. Ich habe normalerweise etwa sehr gerne frische Blumen auf meinem Schreibtisch. Die kommen in der Fastenzeit aber nicht vor. So merke ich den Verzicht. Ich höre auch weniger Musik, etwas, das mir eigentlich sehr wichtig ist. Mein Fasten bewegt sich auch in solchen Bereichen.

noe.ORF.at: Was bedeutet Fasten für Sie?

Conrad: Ich möchte es so sagen: Ich bin noch Herr über mich selbst. Ich bin nicht abhängig von den Dingen, die mich umgeben und durchaus gut sind. Ich kann auch auf Distanz bleiben. Ich muss nicht immer alles haben, sondern kann auch verzichten. Und: Wenn ich innerlich leer werde, werde ich aufmerksam für andere Dinge. Ich erlebe mich selber in der Fastenzeit als körperlich wacher als sonst, und geistig hoffentlich dann auch. Und was dazu kommt, ist der explizite religiöse Aspekt. Ich verzichte auf dieses oder jenes, um Jesus Christus, meinem Herrn, ein Zeichen zu geben: „Du bist mir wichtig“.