Schild mit dem Titel „Wir liefern“
ORF
ORF
Coronavirus

Haubenlokal und Eissalon wollen Krise trotzen

Nach dem Einzelhandel ist die Gastronomie in Niederösterreich am stärksten von der aktuellen Krise betroffen. Viele experimentieren jetzt mit neuen Wegen der Zustellung, um trotz der Maßnahmen Umsätze zu erzielen und die Schäden zu minimieren.

Der Eissalon „Zakini“ in Pfaffstätten (Bezirk Baden) will zwischen Hausübung und Homeoffice für eine Erfrischung und Abwechslung sorgen. Deshalb liefert er Eispakete nun direkt bis an die Haustüre der Kundinnen und Kunden. Die Bestellung erfolgt online oder per Telefon. Den neuen Vertriebsweg gibt es erst seit wenigen Tagen, die Entscheidung dafür fiel der Besitzerfamilie nicht leicht. Binnen kurzer Zeit verbreitete sich die Nachricht aber über soziale Medien im Ort. „Die Leute haben das so toll angenommen, dass wir gerade kaum nachkommen“, sagt Küchenchef Patrick Pejkovic gegenüber noe.ORF.at.

Lieferdienst auf Haubenniveau

Etwa zehn Kilometer weiter, in Bad Vöslau (Bezirk Baden), betritt auch Johannes Ley mit seinem kleinen Haubenlokal „Allerley“ Neuland. Der Restaurantbesuch erfolgt aus der Ferne, die Speisen werden nach Hause geliefert. Größte Herausforderung ist es dabei, die Qualität aufrecht zu erhalten. Deshalb setzt Ley nun auf Gerichte, die auch noch nach 25 Minuten gut und frisch schmecken. Mit Nervosität wartet der Lokalbesitzer nun auf das Feedback der Gäste: „Wir bitten, dass uns die Gäste positive wie negative Kritik per Mail zukommen lassen.“

Sendungshinweis

„Guten Morgen Niederösterreich“, 30.3.2020

Im Cafe Corso in Pressbaum (Bezirk St. Pölten) würde der Umsatz an einem normalen Tag etwa 2.000 Euro ausmachen. Die Auslieferung des Essens bringt aktuell gerade einmal 300 Euro pro Tag. Damit kommt der Betrieb nicht über die Runden. „Wir sind auf freiwillige Helfer angewiesen“, sagt Johanna Meissel. Sie unterbrach ihr Studium in Schottland und liefert jetzt Speisen aus, um ihre Eltern im Lokal zu unterstützen „und um für die Gemeinde da zu sein“, wie sie sagt. Die wenigen Mitarbeiter, die gehalten werden konnten, haben Kurzarbeit. Es gibt nur einen kleinen Lichtblick: Die Nachfrage nach geliefertem Essen steigt.

„Trend geht bergauf“

Das gilt auch für das traditionsreiche Gasthaus Figl in St. Pölten-Oberratzersdorf. Auch hier ist der unternehmerische Schaden allerdings enorm: „Wir haben aktuell zehn Prozent des normalen Umsatzes“, sagt Inhaber Matthias Strunz. Momentan sehe es aber danach aus, „dass der Trend bergauf geht. Ich hoffe es.“

Hilfe kommt in diesen Zeiten auch von den Lieferanten – und das, obwohl auch sie schwer zu kämpfen haben. So würden Fleischhauer etwa neuerdings ab einer Bestellsumme von 50 Euro auch Privathaushalte beliefern, erzählt „Allerley“-Besitzer Johannes Ley. „Jeder versucht sich irgendwie über Wasser zu halten.“ Bei den Wirten sorgt die Essenszustellung zumindest für ein wenig Arbeit und Umsatz. Sie wollen ihren Beruf ja auch in und nach der Krise ausüben.