Bürgermeisterhaus im Museumsdorf
Nadja Meister
Nadja Meister
Kultur

Wieder erlebbar: Dorfleben wie um 1900

Die gute alte Zeit – das gilt ein wenig für die Zeit vor dem Coronavirus, genauso wie für das Leben im Weinviertel des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Einblicke in so ein authentisches Dorfleben gibt das Weinviertler Museumsdorf Niedersulz, das am 1. Juni seine Pforten öffnet.

Mit 22 Hektar Fläche und 80 Gebäuden ist das Museumsdorf Niedersulz (Bezirk Gänserndorfi) so weitläufig, dass Abstand halten kein Problem sein sollte. Das gilt sowohl für den großzügigen Eingangsbereich genauso wie für den Spaziergang zwischen den einzelnen historischen Gebäuden. Drinnen gibt es aber eine Art Einbahnsystem, erklärt die wissenschaftliche Leiterin, Veronika Plöckinger-Walenta: „Wenn die Besucher die Häuser betreten, gibt es eine natürliche Gehrichtung, diese werden wir auch ausschildern, damit man nur bei einer Tür hineingeht und bei einer anderen Türe nur hinaus, damit kein Gegenverkehr entsteht.“

Museumsdorf Niedersulz
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Im Museumsdorf Niedersulz können Besucher bereits 80 Weinviertler Gebäude aus dem 19. und 20. Jahrhundert besichtigen

Im Hintergrund wird das Museumsdorf bereits für die Eröffnung vorbereitet. „Die Betten werden wieder bezogen, die frisch gewaschenen Vorhänge aufgehängt, alle Häuser gereinigt und die Gärten bepflanzt“, freut sich Plöckinger-Walenta. Besonders sehenswert zum Saisonstart sind die Bauerngärten rund um die historischen Häuser und Höfe, die sich mit ihrer frühsommerlichen Bepflanzung von Dahlien über Zinnien und Sommermalven bis zu Rosen in voller Pracht zeigen.

Wagnerei erweitert Museumsdorf

Als jüngstes historisches Haus kann man die Wagnerei besuchen. Sie ist vom Firmenschild, dem Tor und den Fenstern bis hin zu den Arbeitsmaschinen komplett vom Familienbetrieb Halmschlag in Hollabrunn übernommen. Diese Wagnerei war bis ins Jahr 1981 in drei Generationen in Betrieb. „Die Familie hat Wagenräder, Schlitten, Rechen, Leitern, Stiele bis hin zu Kisten hergestellt, die man dann auf den Pritschenwagen stellte“, erklärt die wissenschaftliche Leiterin.

Museumsdorf Niedersulz
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In der Wagnerei können Besucher die damalige Arbeit live erleben

Die Wagnerei in Niedersulz wäre durchaus in der Lage, noch heute beispielsweise Räder herzustellen. „Die Maschinen stammen aus dem 19. Jahrhundert, teilweise etwas älter, teilweise etwas jünger, wurden aber von einem Metallrestaurator wieder gereinigt und können in Betrieb genommen werden“, freut sich Plöckinger-Walenta. Hinter einer Glaswand zwischen dem Maschinenteil und dem Publikumsbereich, die bereits vor der Coronavirus-Krise errichtet wurde, werden Handwerker oder Kulturvermittler den Besuchern die Arbeit auch vorführen.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 31.5.2020

Im Museumsdorf wird heuer noch eine wichtige Institution eines typischen Weinviertler Ortes eingerichtet: Eine Fassbinderei. Auch das Wirtshaus am Dorfplatz öffnet am 1. Juni und bietet den Museumsbesucher wieder Weinviertler Kulinarik. „Da der Schutz der Gäste und Mitarbeiter oberste Priorität hat, wird der Betrieb selbstverständlich unter genauer Einhaltung der vorgeschriebenen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen erfolgen“, sagt Geschäftsführer Peter Fritz.