Ragweed
Katharina Bastl
Katharina Bastl
„La Vita“

Neue Tablette für Ragweed-Allergiker

Der klingende lateinische Name Ambrosia, Speise der Götter, täuscht – unter dem Namen Ragweed sorgt die Pflanze bei Allergikern im August und September für tränende Augen und rinnende Nasen. Behandelt wird die Allergie entweder per Spritze oder seit neuestem auch mit einer Tablette.

Drei Pollenfallen gibt es in Niederösterreich, in St. Pölten, Stockerau (Bezirk Korneuburg) und Lunz am See (Bezirk Scheibbs). Mehrmals wöchentlich wird ihr Inhalt ausgewertet. Sie liefern die Basis für die Vorhersagen und Warnmeldungen des Österreichischen Pollenwarndienstes, unter anderem für Ragweed (Ambrosia artemisiifolia/Beifußblättriges Traubenkraut). Die Pflanze wurde das erste Mal 1880 in Europa entdeckt, etwa 1975 dann auch in Österreich. Ragweed ist also erst seit relativ kurzer Zeit in Österreich heimisch, vor allem im Süden und Osten. Für die Menschen hier ist es daher eine ungewohnte Belastung.

Schon wenige Pollen lösen Allergie aus

„Wir reagieren sehr sensibel auf Pollen der Pflanze. Während normalerweise bei der Birke 20 bis 30 Pollen pro Kubikmeter Luft notwendig sind, um Beschwerden auszulösen, sind es bei Ragweed nur drei bis vier Pollen pro Kubikmeter Luft. Daher brauchen wir die Messdaten dieser Pollenfallen, um zu sehen, wie sich die Belastungen verändern“, sagt Uwe Berger, der Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes. Schon wenige Pollen reichen also aus, um eine allergische Reaktion auszulösen.

Ragweed
Katharina Bastl
Ragweed-Pflanzen blühen im Spätsommer, die Pollenbelastung ist im August und September für Allergiker stark spürbar

In anderen Ländern werden sie deutlich besser vertragen. „Wir sehen zum Beispiel in Serbien, dass die Menschen dort 30 bis 40 Pollen pro Kubikmeter Luft tolerieren, bevor sie starke Beschwerden entwickeln. Wir sind die Pflanze nicht gewohnt, wir sind das Allergen nicht gewohnt und daher reagieren wir empfindlich darauf“, so Berger.

Ragweed-Tablette für Therapie zuhause

Kurzfristige Linderung verschaffen Antihistamine, also Tabletten, die die Symptome wie Schnupfen und juckende Augen lindern. Längerfristige Abhilfe schafft hingegen eine Desensibilisierung über drei Jahre, entweder mit Spritzen beim Arzt oder seit kurzem mit Tabletten zuhause. Das geht allerdings nur, wenn die Patienten genug Geduld und Motivation mitbringen.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 1.6.2020

„Der Nachteil ist, dass man diese Tablette täglich einnehmen muss, über einen Zeitraum von zweieinhalb bis drei Jahren. Das heißt, für einen Patienten, der eine gute Compliance hat, der therapietreu ist, der sich an die tägliche Einnahme hält und regelmäßig neue Tabletten besorgt, sobald die Packung leer ist, ist das eine sehr gute Alternative“, erklärt Arpad Csernay, HNO-Arzt in Wiener Neustadt.

Erster Effekt nach zwei bis drei Monaten

Die erste Einnahme sollte unter Aufsicht des Arztes erfolgen, ab dann zuhause. „Zwei bis drei Monate vor Beginn der Allergie sollte man mit der Einnahme beginnen, dann kann man damit rechnen, dass es in derselben Saison einen spürbaren Effekt gibt. Man sollte die Tablette aber weiter einnehmen, weil der Körper eine Immuntoleranz entwickelt, er gewöhnt sich an das Allergen, und nach zwei bis drei Jahren reagiert er nicht mehr so stark“, so Csernay.

Doch egal ob Tabletten oder Spritzen – wichtig ist, dass man generell etwas gegen eine Allergie unternimmt, sind sich die Experten einig. Denn ohne Behandlung kann sich aus einer Allergie Asthma entwickeln. Das wiederum bringt zusätzliche Beschwerden für den Patienten sowie hohe Behandlungskosten für die Allgemeinheit.