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Gesundheit

Sommer, Wasser und Ohrenschmerzen

Ohrenschmerzen nach dem Schwimmen sind keine Seltenheit im Sommer. Auslöser können Bakterien sein, die sich durch das Wasser und die Feuchtigkeit im Ohr bilden und oft kommt es dann auch zu einer Entzündung. Was dabei hilft, verrät Apotheker Gilbert Zinsler.

„In der Badezeit im Sommer kennen viele Menschen das Problem von Schmerzen im Ohrbereich. Meist handelt es sich dabei um eine Entzündung des Gehörganges. Angesammeltes Ohrenschmalz kann aufquellen, den Gehörgang verstopfen und so Ohrenschmerzen verursachen. Eine andere Ursache kommt durch eine Infektion von Bakterien. Diese spezielle Form der Ohrenentzündung des äußeren Gehörgangs wird Badeotitis genannt. Ihren Namen hat diese Entzündung durch das Baden im Schwimmbad: Denn Chlor, heißes Wetter oder dauerhaft Wasser im Ohr können die natürliche Schutzschicht unseres Ohres – das Ohrenschmalz – angreifen und damit den Weg für Bakterien, Pilze oder Viren in unser Ohr begünstigen. Da manche Bakterien durchaus auch im gechlorten Wasser zu finden sind, ist dies eine häufige Erkrankung während Badeurlauben“, erklärt Apotheker Gilbert Zinsler.

Zwei Mädchen plantschen im Wasser
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Die Freude im Wasser kann an manchen Tagen mit Schmerzen in den Ohren enden.

Chlor kann Fettschicht aufquellen

Besonders durch chlorhältiges Wasser könne die schützende Fettschicht des Ohres aufquellen, die Gehörgangshaut weiche sich dadurch auf und aufgrund kleiner Verletzungen oder eingedrungener Fremdkörper komme es zu einer lokalen bakteriellen Infektion, so der Apotheker. „Typisch für eine äußere Gehörgangsentzündung sind Juckreiz und bisweilen starke Ohrenschmerzen. Auch die Haut des Gehörgangs kann angeschwollen sein. Rötungen im Ohr oder trockene, schuppige Haut können ebenso als Symptom mit der Ohrenentzündung des äußeren Gehörgangs einhergehen.“

Der Apotheker hat Tipps, wie diese Beschwerden behandelt werden. „Zur Erstversorgung wird man desinfizierende, heilende und entzündungshemmende Ohrentropfen aus der Apotheke wählen. Seit einiger Zeit gibt es jetzt auch wieder stark schmerzstillende rezeptfreie Ohrentropfen bei uns. Meistens klingen die Schmerzen innerhalb weniger Stunden ab. Bei starken Schmerzen, die länger anhalten, sollte eine Abklärung durch den HNO-Arzt vorgenommen werden. Diese Schmerzen werden durch lokale antibiotische Ohrentropfen schnell zu heilen sein. Wichtig ist eine rasche Behandlung um eine Infektion des Trommelfells, oder des inneren Ohrbereiches jedenfalls zu verhindern.“

„Wirklich ernst zu nehmende Erkrankung“

Wenn sich eingetretene Keime stark vermehren, könnten diese Erreger bis ins Mittelohr gelangen und dort eine Mittelohrentzündung verursachen. Die Mittelohrentzündung (Otitis media) sei eine – meist stark schmerzhafte – Entzündung der Schleimhäute des Mittelohres, die oft mit einer Ergussbildung einhergehe. "Sie äußert sich durch stechende Ohrenschmerzen, Verminderung des Hörvermögens, Fieber sowie ein „Klopfen“ im Ohr. Es handelt sich somit um eine wirklich ernst zu nehmende Erkrankung. Treten häufig Ohrentzündungen im Sommer nach dem Schwimmen auf, kann dies ein Zeichen für eine noch nicht erkannte Perforation des Trommelfelles sein.

Eine bakteriell verursachte Mittelohrentzündung wird vom Arzt mit Antibiotika behandelt, die der Patient über mehrere Tage einnehmen muss. Zusätzlich werden abschwellende Nasentropfen, oder -sprays verabreicht. Diese steigern den Sekretabfluss und tragen somit zu einer besseren Belüftung des Mittelohres bei. Die Einnahme von Schmerzmitteln unterstützt die Behandlung. Mit diesen Maßnahmen klingen die Beschwerden in der Regel innerhalb weniger Tage wieder ab."

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An Sommertagen sollte auch auf die Ohren geachtet werden

Natürliche Heilmittel können lindern

Der Apotheker weiß aber auch welche natürlichen Heilmittel bei Ohrenbeschwerden helfen könnten. „Der Liebstöckel (Levisticum officinale) ist eine bewegende, stimulierende und erwärmende Arzneipflanze. Als Olivenölauszug aus der Wurzel fördert Liebstöckel die Anregung der körpereigenen Regulation die Selbstheilungskräfte des Organismus. Levisticum Ohrentropfen lindern die Beschwerden bei Ohrenschmerzen und bei entzündlichen Reizzuständen der Ohren. Gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis hilft dieses Präparat sehr gut bei Mittelohrentzündung (Otitis media). Auch homöopathische Ohrentropfen, die unter anderem Paprika, Kamille und Küchenschelle enthalten haben sich bewährt. Diese gibt es auch speziell für Kinder.“

Tropfen zur Vorbeugung

Und kann man irgendwie vorbeugen, um im Sommer während der Badezeit gewappnet zu sein? "Im gesunden Gehörgang herrscht ein saurer pH-Wert. Er ist wichtig für den Säureschutzmantel der Gehörgangshaut. Deshalb sind alle Maßnahmen günstig, die dazu beitragen, diesen sauren pH-Wert zu erhalten. Wer immer wieder Probleme mit Gehörgangsentzündungen hat, kann Ohrentropfen aus der Apotheke anwenden, die den pH-Wert im Gehörgang absenken. Die enthaltene Säurekomponente hilft, den natürlichen Säureschutzmantel der Haut wieder her zu stellen bzw. zu erhalten. Entzündungen im äußeren Gehörgang werden durch zu hohe Feuchtigkeit sowie durch einen zu hohen, also alkalischen pH-Wert begünstigt. Insbesondere nach intensivem Kontakt mit Wasser ist daher die Entfernung von Feuchtigkeit eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung von Entzündungen.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 15.7.2020

Die spezielle Zusammensetzung von einem Ohrenspray, oder Ohrentropfen sorgt dafür, dass die Hautoberfläche im äußeren Gehörgang rasch trocknet. Personen, die bereits Probleme mit Ohrentzündungen hatten sollten solche pflegenden Ohrentropfen jedenfalls nach längerem Baden, Duschen, Schwimmen anwenden. Viele Taucher, Schwimmer, und andere Wassersportler, die sich lange im Wasser aufhalten, verwenden diese Tropfen auch bereits vorbeugend."

Apotheker empfiehlt Silikonohrstöpsel

Damit kein Wasser in ein geschädigtes Ohr eindringen kann, seien besonders Silikonohrstöpsel zu empfehlen, so Zinsler. „Diese sind angenehm, langlebig und verschmutzen kaum. Ohrenstöpsel sollte man aber nicht zu lange tragen, damit das Ohr auch innen gut belüftet ist und gegebenfalls austrocknen kann. Eine andere Möglichkeit das Ohr vor Wasser zu schützen ist eine besondere, wasserabweisende Klimawolle. Diese Klima- oder Badewolle lässt das Wasser abperlen und das Ohr bleibt so trocken und man kann Beschwerden im Mittelohr vorbeugen.“

Der Apotheker hat hier noch einige Tipps für die Sommerzeit parat:

• "Beim Schwimmen, Baden oder Duschen kann Wasser ins Ohr gelangen. Im äußeren Gehörgang ist Wasser meist harmlos. Wichtig ist es dafür zu sorgen, dass das Ohr schnell wieder trocken wird. Wasser, das sehr lange im Gehörgang steht und die Haut aufweicht, kann Entzündungen verursachen. Neigen Sie dazu den Kopf zur Seite, so dass das Wasser herauslaufen kann. Unter das Ohr einfach ein Handtuch halten, das das Wasser aufsaugt.

• Auf keinen Fall sollte man Wattestäbchen verwenden: Die durch das Wasser aufgeweichte Haut wird sonst geschädigt.

• Übertriebene Ohrenreinigung schadet dem Ohr mehr als sie nützt. Auch Ohrenschmalz dient als Schutz und sollte nicht krampfhaft entfernt werden.

• Hygiene bei Ohrhörern, etc: Wer zu Gehörgangsentzündungen neigt, sollte mit Utensilien, die direkt in der Ohrmuschel platziert werden, regelmäßig mit einer alkoholischen Lösung reinigen. Das reduziert anhaftende Bakterien. Das betrifft beispielsweise Ohrhörer, die direkt im Ohr getragen werden.

• Durch das Tragen einer Bademütze werden die Ohren geschützt. Diese Maßnahme ist vor allem bei empfindlichen Personen von großem Nutzen.

• Wer Schäden am Ohr hat oder gerade frisch am Ohr operiert wurde, muss aufpassen, dass kein Wasser ins Ohr gelangt. Am besten ist es, eine Zeitlang aufs Schwimmen und Baden zu verzichten. Vorsicht geboten ist dann auch beim Duschen", so Apotheker Gilbert Zinsler.