Dr. Österreicher beim Untersuchen
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„La Vita“

Detektivarbeit bei „stillen Entzündungen“

„Stille Entzündungen“ quälen Patienten oft jahrelang und können viele und oft schwere Krankheiten auslösen. Die Ursachen lassen sich oft nur mit medizinischer Detektivarbeit finden. Ein Arzt in Traiskirchen (Bezirk Baden) hat sich darauf spezialisiert.

Hedwig Simon ging mit ihren Beschwerden von einem Arzt zum nächsten. Die Antwort war immer dieselbe: „Sie sind eigentlich gesund.“ Dennoch fühlte sich Simon nicht gesund, schildert sie gegenüber noe.ORF.at. „Begonnen hat es mit Antriebslosigkeit, schlechter Schlafqualität, Müdigkeit – Unwohlsein einfach“, so die Patientin.

Sendungshinweis:

„NÖ heute“, 21.9.2020

Schließlich suchte sie die Ordination von Peter Kurt Österreicher in Traiskirchen auf. Dort begann alles bei null. Denn: Um die Ursache des Leidens zu finden müssen Ärzte oft die ganze Krankengeschichte der Patienten wie ein Detektiv durchsuchen. „Die Geschichte des Patienten, in der Medizin heißt das Anamnese, ist eigentlich das, was uns schon die Spur legt – wenn der Patient beispielsweise sagt, dass er seit x Tagen das Gefühl hat, nicht mehr leistungsfähig zu sein“, erklärt Österreicher.

Spuren lesen in der Krankheitsgeschichte

„Manche Patienten sagen: ,Ich habe einen Tag das Gefühl, ich werde krank, und am nächsten Tag ist es wieder weg.’ Oft treten die ersten Symptome dann auf, wenn tatsächlich eine Krankheit aus dieser stillen Entzündung entsteht“, so Österreicher weiter. „Dann muss man fragen, was in diesem halben, dreiviertel Jahr vor dem ersten merkbaren Symptom war. Dort wird man sehr oft fündig.“

Dr. Österreicher und Patientin bei Besprechung
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Befundbesprechung: Arzt Peter Kurt Österreicher und Patientin Hedwig Simon

Ausführliche Blutbefunde seien meist der erste Schritt, erklärt der Allgemeinmediziner. Im Fall von Frau Simon waren auch Röntgenaufnahmen notwendig, um die Wurzel ihrer Beschwerden zu finden. „Der Hauptkern war bei mir im Kiefer- und Nasennebenhöhlenbereich. Das hat zuvor nie jemand gesehen, auch nicht der Zahnarzt. Die Zahnherde im Kiefer hat man dann entfernt“, schildert Patientin Hedwig Simon ihre Geschichte. „Dann habe ich lange Leber- und Nierenmittel zur Ausleitung und Entgiftung genommen. Das hat man so gar nicht in Verbindung gebracht.“ Beim Schulmediziner habe sie hingegen ein Antibiotikum bekommen „und da war nach zwei bis drei Wochen wieder dasselbe Gefühl da.“

Stille Entzündungen entwickeln sich langsam

Stille Entzündungen entwickeln sich langsam, können sich im Körper ausbreiten und vielfältige, oft schwere Krankheiten auslösen. „Es kann sein, dass plötzlich nicht nur ein Ort, etwa die Mandel, eitrig ist, sondern dass plötzlich im Darm auch ein Problem auftritt, etwa eine Darmentzündung, da die Bakterien dort wieder nicht passen“, so Österreicher. „Plötzlich habe ich nicht nur einen Herd, sondern zwei Herde und so kann praktisch jede Krankheit entstehen.“

Oft seien es Autoimmunerkrankungen, erklärt der Arzt, etwa Rheuma oder Hashimoto, eine Schilddrüsenerkrankung. „Der Hashimoto tritt bei Frauen häufig auf. Wenn das viele Jahre dauert und oft auch noch mit der Psyche vergesellschaftet ist, weil diese Patientinnen einfach nicht so leistungsfähig sind, wie sie gerne wären, dann glaube ich, dass in der Endphase auch ein Malignom entstehen kann, also etwas Bösartiges“, so Österreicher. Mit viel Geduld und konsequentem Handeln der Patientinnen und Patienten sei es oft auch nach jahrelangen Beschwerden möglich, wieder fit zu werden.