Kopfschmerzen
dpa-Zentralbild/Oliver Killig
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Was gegen Schwindel hilft

Meist wird der Begriff „Schwindel“ für ein Spektrum von Beschwerden verwendet, das von Benommenheit, Unwohlsein oder Gangunsicherheit bis zu einem Dreh- oder Schwankschwindel reicht. Tipps kommen vom Radio-NÖ-Apotheker Gilbert Zinsler aus Horn.

Schwindel kann Ausdruck von diagnostizierbaren Erkrankungen verschiedener Organsysteme sein: eine Folge eines Problems des Gleichgewichtsorgans im Innenohr, eine Störung des Nervensystems, aber auch eine Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems. Vergleichbar mit dem Schmerz ist Schwindel daher als Warnsignal des Körpers zu betrachten, das zwar oft harmlose Gründe wie zum Beispiel eine Kreislaufstörung hat, jedoch auch auf lebensbedrohliche Erkrankungen wie einen Gehirntumor, eine Stoffwechselentgleisung, Herzrhythmusstörungen etc. hinweisen kann.

Schwindelzustände sollten daher ernst genommen und in jedem Fall ärztlich abgeklärt werden. Erkrankungen mit „Schwindel“ sind im Alter sehr häufig. Bei Patienten über 75 Jahren ist „Schwindel“ überhaupt das häufigste Leitsymptom.

Naturheilmittel gegen Schwindel

Wurden akut zu behandelnde Ursachen des Schwindels ausgeschlossen und handelt es sich um eine harmlose oder abgeklärte Schwindel-Erkrankungen, rät Gilbert Zinsler zu Ginkgo. Ginkgo biloba wird in hochkonzentrierten Extrakten in Tablettenform angewandt. Diese fördern die Durchblutung kleinster Blutgefäße, die „Mikrozirkulation“. Liegt die Ursache für Schwindel im Gleichgewichtsorgan, etwa aufgrund einer gestörten Durchblutung, verbessert Ginkgo nachweislich die Symptome.

Ginko ist ein Naturheilmittel das in der Regel sehr gut verträglich ist. Wer jedoch blutverdünnende Medikamente einnimmt, sollte Ginkgo nur in Absprache mit dem Arzt anwenden. Ginkgopräparate wirken nicht sofort, sondern erst nach mehrwöchiger Einnahme. Bei Schwindel und Ohrensausen aufgrund von Morbus Ménière (Schwindel, Tinnitus und Gehörsverlust) sollte Ginkgo biloba-Extrakt – nicht zu niedrig dosiert und in Arzneimittelqualität – unterstützend über sechs bis acht Wochen eingenommen werden.

Gingko
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Gingko hilft gegen Schwindel

Schulmedizin gegen Schwindelattacken

Der Arzt wird bei Schwindelanfällen meist Antihistaminika, beispielsweise Dimenhydrinat, verordnen. Die sind zum Beispiel auch bei der Reisekrankheit wirksam. Nachteil all dieser Medikamente ist, dass sie dämpfend wirken und müde machen. Betahistin ist ein oral verabreichbares Medikament, das ähnlich einem Antihistaminikum bei Schwindel aufgrund von Problemen unspezifischer Ursache im Innenohr empfohlen wird.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 30.9.2020

Ähnlich wirkt auch Flunarizin. Bei schweren Schwindelanfällen, bei denen eine Ruhigstellung der Betroffenen notwendig erscheint, kann das stärker sedierende Sulpirid verwendet werden. Das Nebenwirkungspotential dieser beiden Substanzen gibt allerdings immer wieder zu Diskussionen Anlass, gibt Apotheker Zinsler zu bedenken. Über längere Zeit verabreicht können sie muskuläre Störungen, Depressionen und Gewichtszunahme verursachen. In akuten Fällen greift man meistens auf das gute, alte Kortison mit all seinen Problemen zurück.

Schon Seefahrer nutzten die Schlingpflanze

Der Schwindel ist ein Symptom, wo es in der klassischen Medizin wenig Behandlungsmöglichkeiten gibt: Hier helfen oft homöopathische Präparate in Tabletten und Tropfenform. Diese enthalten meist verschiedene potenzierte Inhaltsstoffe. Unter anderem werden die Früchte der Scheinmyrte, Anamirta cocculus, einer Schlingpflanze aus Indien, schon seit langem erfolgreich bei Schwindelbeschwerden eingesetzt. Von Schwindel und Übelkeit geplagte Seefahrer hatten ihre heilsame Wirkung bereits im 16. Jahrhundert entdeckt. Bei homöopathische Medikamente gibt es selten Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Aufgrund dieser guten Verträglichkeit rate er besonders älteren Patienten diese Produkte bei Schwindel einfach auszuprobieren, so Zinsler.

Schwindel kann auch von Medikamenten stammen

Eine wesentliche Ursache für Schwindelsymptome im Alter sind Medikamente. Eine Reihe Substanzen, wie Antidepressiva, Schlafmittel, Schmerzmittel, können zum Symptom Schwindel beitragen. Schwindelverstärkende Medikamente führen auch zu einer erhöhten Inzidenz von Stürzen, weshalb hier bei älteren Patienten wirklich Vorsicht geboten ist, so Zinsler. Ein Apotheker oder eine Apothekerin könne hier aber beraten und die verordneten Arzneimittel besprechen.

Was man selbst gegen Schwindel tun kann

  • Werden Sie aktiv! Mit körperlicher Aktivität – besonders mit Gleichgewichtstraining – kann das Gehirn lernen, Schwindel besser zu bewältigen. Beginnen Sie am besten mit Übungen im Liegen oder Sitzen. Wählen Sie zunächst drei bis vier Übungen aus, die Sie mehrmals am Tag durchführen.
  • Vermeiden Sie starke körperliche Erschöpfung.
  • Trinken Sie ausreichend, um den Blutdruck zu stabilisieren.
  • Essen Sie regelmäßig, um eine Unterzuckerung zu vermeiden.
  • Schlafen Sie ausreichend.
  • Reduzieren Sie Stress, beispielsweise durch Entspannungsübungen.
  • Verzichten Sie auf übermäßigen Alkohol- und Nikotinkonsum.
  • Kontrollieren Sie Ihren Blutdruck.
  • Stehen Sie nicht zu schnell aus sitzenden oder liegenden Positionen auf.
  • Prüfen Sie die Beipackzettel der Medikamente, die Sie einnehmen, auf Schwindel als mögliche Nebenwirkung.