Reanimation Rotes Kreuz
ORF/Birgfellner
ORF/Birgfellner
Gesundheit

Schritt für Schritt zum Lebensretter

Am Freitag ist Welt-Reanimationstag. Dabei wird auf dem ganzen Globus auf die Wichtigkeit von Wiederbelebungsmaßnahmen hingewiesen. Auch das Rote Kreuz in Niederösterreich unterstützt die Initiative.

Im vergangenen Jahr sind am 16. Oktober weltweit mehr als 200 Millionen Menschen mit den wichtigsten Botschaften zum Welt-Reanimationstag erreicht worden. Denn in vielen Ländern ist die Zahl derjenigen, die bei einem Herzkreislaufstillstand helfen können, nach wie vor gering. In Österreich liegt sie laut dem Österreichischen Rat für Wiederbelebung ARC (Austrian Resuscitation Council) bei knapp 20 Prozent. Gerade im engsten Familienkreis kommt es mitunter zu einer solchen dramatischen Situation.

Sendungshinweis

„Guten Morgen NÖ“, 16.10.2020

Herrmann: „Jede Sekunde zählt“

Laut Statistik erleidet etwa jeder zehnte Mensch in Österreich im Laufe seines Lebens einen Herzkreislaufstillstand. 10.000 bis 12.000 Menschen pro Jahr überleben ihn nicht. Beherztes Eingreifen vor Eintreffen der Rettungskräfte kann Leben retten, sagt Michael Herrmann, Fachreferent für Erste Hilfe beim Roten Kreuz Niederösterreich: „Acht bis zehn Minuten dauert es im Schnitt, bis die Helfer da sind“. Diese Zeit ist entscheidend, jede Sekunde zähle, so der Experte. „Ich spreche die Person laut an, rüttle an den Schultern. Falls keine Reaktion kommt, überprüfe ich den Atem. Wenn die Person nicht atmet, kann man davon ausgehen, dass es sich um einen Herzkreislaufstillstand handelt.“

Sobald die Rettung alarmiert ist, gilt es, Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten. „Ich beginne mit der Herzdruckmassage, in der Mitte des Brustkorbs, mit beiden Händen am Druckpunkt, 30 Mal fest auf den Brustkorb drücken, Kopf leicht überstrecken, dann zwei Mal beatmen. Dann 30 Mal Herzdruckmassage, zwei Mal beatmen. Bis die Rettung eingetroffen ist“, so Michael Herrmann. Man könne eigentlich nichts falsch machen. Falsch sei nur, nichts zu tun.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Reanimation Rotes Kreuz
ORF/Birgfellner
Reanimation Rotes Kreuz
ORF/Birgfellner
Reanimation Rotes Kreuz
ORF/Birgfellner
Reanimation Rotes Kreuz
ORF/Birgfellner
Reanimation Rotes Kreuz
ORF/Birgfellner
Reanimation Rotes Kreuz
ORF/Birgfellner
Reanimation Rotes Kreuz
ORF/Birgfellner

Verunsicherung durch Pandemie gestiegen

Aufgrund des Coronavirus sei die Verunsicherung beim Thema Beatmung gestiegen. Laut dem Experten könne man daher im Zweifelsfall – bei Menschen, die man nicht kennt – auf diesen Teil der Reanimation verzichtet werden. „Das Blut im Körper des Patienten ist ja noch mit Sauerstoff gesättigt, es wird nur nicht transportiert. Durch die Herzdruckmassage schaffe ich es, dieses gesättigte Blut durch den Kreislauf zu zirkulieren, das reicht in der Regel aus, bis Hilfe kommt“, erklärt Michael Herrmann.

Eine große Unterstützung bei Wiederbelebungsmaßnahmen kommt von Defibrillatoren. Man findet sie an öffentlichen Plätzen, in Schulen, Einkaufszentren aber auch zahlreiche Firmen verfügen über einen „Defi“. Der Vorteil: der Defibrillator erklärt Schritt für Schritt, was zu tun ist. „Beim Herzkammerflimmern bewegen wir uns in einer Frequenz von 500 Schlägen pro Minute und der Defibrillator setzt ganz gezielt einen Stromstoß, damit diese Muskelzellen gleichgerichtet werden“, so Michael Herrmann vom Roten Kreuz Niederösterreich.

Fit für den Ernstfall mit Kursen

Bei vielen Menschen liegt der letzte Erste-Hilfe-Kurs oft Jahre zurück. Um das Wissen von damals wieder aufzufrischen, bieten zahlreiche Organisationen – darunter auch das Rote Kreuz – Wiederholungskurse an. „Ideal wäre es, wenn man das Wissen alle fünf Jahre auffrischt", erklärt Herrmann. „Man muss dabei aber nicht jedes Mal einen 16-Stunden-Kurs absolvieren. Viele Bezirksstellen bieten kompakte Einheiten an, bei denen man in kurzer Zeit wieder fit für den Ernstfall ist“. Der Welt-Reanimationstag sei ein guter Anlass, um das Bewusstsein in der Bevölkerung zu schärfen, heißt es. Und um aufzeigen, dass nur Nichtstun das Falsche ist und wie einfach es sein könne, einem Menschen seinen zweiten Geburtstag zu schenken.