Spritze
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Gesundheit

Impfungen von A bis Z

Impfungen sind derzeit ein viel beachtetes Gesundheitsthema, aber was passiert bei einer Impfung eigentlich im Körper? Wie wappnet er sich damit gegen Krankheitserreger? Apotheker Dieter Kröner aus Pernitz gibt einen Überblick.

„Auf Viren und Bakterien reagiert das Immunsystem mit mehreren Abwehrstrategien. Die Bildung von Abwehrstoffen, so genannten Antikörpern, ist eine davon. Antikörper helfen bei der Abwehr von Krankheitserregern und verhindern so eine unkontrollierte Ausbreitung im Körper“, sagt Dieter Kröner. „Mit einem Impfstoff werden dem Körper abgetötete oder abgeschwächte Krankheitserreger präsentiert, die die Erkrankung jedoch nicht auslösen. Dennoch reagiert der Körper mit der Bildung von Antikörpern und Gedächtniszellen, die bei einem Kontakt mit dem echten Krankheitserreger sofort reagieren können.“

Vortäuschung einer Infektion

Der Körper könne die Erkrankung dann schnell abwehren – er ist sozusagen immun gegen diesen Erreger. „Ziel der aktiven Impfung ist der Aufbau eines langfristig wirksamen Schutzes. Hierzu werden abgetötete oder Bruchstücke der Erreger verabreicht, die selbst keine Erkrankung mehr auslösen können. Dem Körper wird so eine Infektion vorgetäuscht. Er reagiert mit der Bildung von Antikörpern und so genannten Gedächtniszellen. Wenn man sich zukünftig einmal mit dem echten Erreger ansteckt, kann dieser schnell abgewehrt werden“, so der Apotheker.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 14.10.2020

Für den Aufbau eines Impfschutzes seien in vielen Fällen mehrere Teilimpfungen nötig. „Bei einigen Impfungen hält der Schutz danach ein Leben lang, andere müssen in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden, also den Körper wieder an den Erreger erinnern. Dies ist die viel häufigere Impfvariante. Die passive Immunisierung gewährleistet einen schnellen, aber nicht lange anhaltenden Schutz. Dabei werden gleich direkt Konzentrate von Antikörpern gespritzt.“

Masernimpfung bei einem Kleinkind
APA/GEORG HOCHMUTH
Es gibt nicht nur die Spritze – manche Impfungen können auch als Schluckimpfung oder Nasenspray verabreicht werden

Körper bildet Abwehrstoffe

Totimpfstoffe enthalten entsprechend ihrer Bezeichnung nur abgetötete Krankheitserreger, die sich nicht mehr vermehren können, oder nur Teilstücke der Erreger. „Diese werden vom Körper als fremd erkannt. Der Körper reagiert mit der Bildung von Abwehrstoffen, sog. Antikörpern. Zu den Totimpfstoffen gehören Impfstoffe gegen Hepatitis A+ B, Hib (Haemophilus influenzae Typ b) Kinderlähmung, Keuchhusten oder Tetanus. Lebendimpfstoffe enthalten ganz geringe Mengen vermehrungsfähiger Krankheitserreger, die jedoch so abgeschwächt sind, dass sie die Erkrankung selbst nicht auslösen.“

Nur in seltenen Fällen können sie zu einer leichten „Impfkrankheit“ führen – wie bei den sogenannten Impfmasern. Zu den Lebendimpfstoffen gehören beispielsweise Impfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln oder Windpocken, so der Apotheker. In den meisten Fällen werden Impfungen als Injektion, aber auch als Schluckimpfung (Cholera) oder Nasenspray (Influenza) verabreicht.

Impfschutz vor dem 60. Lebensjahr kontrollieren

Wer Auffrischungsimpfungen verpasst, sollte sich von seinem Arzt oder Apotheker beraten lassen. Bei Zeckenimpfung rät Kröner nachzuimpfen, sollte man etwa acht Jahre lang keine Auffrischung erhalten haben. Man könne auch den Titer bei einem Arzt bestimmen lassen. „Haben Sie den Impfpass verloren, kann Ihr Hausarzt die bisherigen Impfungen nachtragen. Das gilt jedoch nur für die Impfungen, die der Arzt selbst durchgeführt hat“, so der Experte. Auch in der Apotheke könne etwa über die Kundendatei ermittelt werden, wann welche Impfstoffe bezogen wurden.

„Die erhöhte Infektanfälligkeit bewirkt den besonderen Stellenwert eines Impfschutzes bei älteren Menschen“,so Körner, der allerdings ergänzt, „gleichzeitig schlagen Impfungen im Alter ‚schlechter an‘ – das heißt, die Wirkung kann deutlich reduziert sein. Somit ist es sehr wichtig, Impfungen regelmäßig aufzufrischen – v.a. zu einem Zeitpunkt, in dem das Immunsystem noch nicht zu schwach ist (also vor dem 60. Lebensjahr)“. Das betreffe vor allem Impfungen, die erstmalig im Leben gegeben werden.