Elsbeeren auf Baum
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Landwirtschaft

Top-Ernte bei der „Königin der Wildfrüchte“

Die Ernte der Elsbeere, der „Königin der Wildfrüchte“, ist derzeit voll im Gange. Eine ertragreiche Ernte ist nur alle drei bis vier Jahre zu erwarten, heuer ist es wieder so weit. Das Abrebeln der Früchte wurde heuer zum immateriellen Kulturerbe ernannt.

Michelbach (Bezirk St. Pölten) im Mostviertel. Lange Leitern lehnen an den Elsbeerbäumen. Hier wird die „Königin der Wildfrüchte“ geerntet. Die heutzutage sehr seltenen Elsbeeren werden händisch in schwindelerregender Höhe gepflückt. Die Ernte ist aufwändig und nicht ungefährlich. Früchte trägt der Baum erst nach etwa 15 Jahren. Viele Elsbeerbäume sind daher schon sehr alt, bis zu 300 Jahre alt können sie werden.

Elsbeerreich umfasst 23 Gemeinden

Das Elsbeerreich liegt dort, wo das Mostviertel in den Wienerwald übergeht. 23 Gemeinden zählen zur Elsbeerregion – derzeit wird überall geerntet. „Die Ernte ist heuer sehr gut. Man kann sagen, dass alle drei bis vier Jahre eine gute Ernte ist, mit Variationen“, erzählt Johann Vonwald, Elsbeerbauer aus Michelbach. „2018 war zum Beispiel sehr gut und vergangenes Jahr hat es fast gar keine Elsbeeren gegeben.“ Geerntet wird im Oktober, manchmal auch noch Anfang November, und zwar bei so ziemlich jeder Witterung.

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Elsbeerenbaum
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Elsbeeren wachsen auf bis zu zwanzig Meter hohen Bäumen. Sie bevorzugen sonnige Standorte auf kalkhaltigen, trockenen Böden
Elsbeeren
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Eine ertragreiche Ernte gibt es nur alle drei bis vier Jahre
Elsbeeren Ernte
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Die Früchte werden händisch geerntet
Elsbeeren
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Die Elsbeere schmeckt leicht säuerlich und entfaltet ein mandel-marzipanähnliches Aroma
Elsbeeren abrebeln
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Das „Odlatzbia Oröwen“, also das Entfernen der Früchte vom Zweig, wurde heuer zum immateriellen Kulturerbe ernannt
Elsbeeren abrebeln
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Beim traditionsreichen Handwerk kommt die ganze Familie zusammen
Elsbeeren abrebeln
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Schon die Jüngsten helfen beim Abrebeln mit
Elsbeeren
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Die Elsbeere wird schließlich zu Bränden, Likören oder Marmeladen verarbeitet

Nach der Ernte kommt das Abrebeln der Elsbeeren, das heuer von der Österreichischen UNESCO-Kommission in die Liste der immateriellen Kulturerbe aufgenommen wurde. Im Volksmund bezeichnet man diese traditionsreiche Arbeit als „Odlatzbia oröwen“. „Die Elsbeeren heißen bei uns Odlatzbia und das Oröwen ist das Runterzupfen von den geernteten Früchten. Das machen wir Zuhause in der Stube oder, wenn es schön ist, auch im Hof draußen“, erzählt Vonwald.

„Oröwen“ als gesellschaftliches Ereignis

„Das Oröwen ist bei uns ein gesellschaftliches Ereignis. Da kommt die ganze Familie zusammen, früher war es die Großfamilie. Wenn es eine gute Ernte gibt, dann braucht man halt viele Leute. Da gilt: Viele Hände, schnelles Ende“, so Vonwald. „Oröwen“ steht derzeit auch bei der Familie Mayer am Programm. „Als ich vor 60 Jahren hierhergekommen bin, haben wir das schon so gemacht. Damals waren wir nur ein paar Leute und heute sind es vier Generationen – und so werden wir weitermachen“, erzählt die Großmutter der Familie Mayer.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 28.10.2020

Auch hier ist man mit dem heurigen Erntejahr sehr zufrieden, schildert Jakob Mayer vom Verein Elsbeerreich: „Voriges Jahr haben wir fast fünf Kilo zusammengebracht und heuer rechnen wir mit 300 bis 400 Kilo Elsbeeren.“ Es wird also ausreichend Früchte geben, um sie schlussendlich zu exklusiven Spezialitäten weiterzuverarbeiten, etwa zu Bränden, Likören oder Marmeladen.