Ampullen des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer
APA/dpa/Sebastian Gollnow
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Coronavirus

Fragen und Antworten zur CoV-Impfung

Bei der CoV-Impfung sind noch viele Fragen offen. Mit dem Virologen Norbert Nowotny beantworteten wir in einem „Mittagsmagazin Spezial“ am Donnerstag Ihre Fragen. Auch in „NÖ heute“ gab es vertiefende Informationen. Die Fragen und Antworten im Überblick.

Redaktioneller Hinweis

Die angegebenen Informationen entsprechen dem Wissensstand vom 21.1.2021. Über dieses Datum hinaus kann nicht garantiert werden, dass sie dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen. Wir empfehlen Ihnen, sich bei Unklarheiten an den Arzt Ihres Vertrauens zu wenden.

Fragen zur Voranmeldung

Wann kann ich Bescheid geben, ob ich zur Risikogruppe gehöre?

Die Voranmeldung im Internet www.impfung.at ist enorm wichtig. Wenn Sie sich voranmelden, können Sie derzeit nur ein paar wenige Daten, wie etwa das Alter, eingeben. So werden die Risikogruppen durch die Angabe des Alters schon einmal registriert. Nowotny geht davon aus, dass es in einem nächsten Schritt sehr wohl möglich sein wird, Risikofaktoren und eventuell Befunde und Bestätigungen durch Ihren Hausarzt hochzuladen.

Wieso ist man durch die Registrierung nicht gleich für die Impfung angemeldet?

Die Voranmeldung ist im Wesentlichen dazu da, dass die Landesregierung weiß, in welchen Bezirken wie groß das Interesse an der Impfung ist und um generell einmal Informationen zu bekommen. Die, die sich voranmelden, bekommen dann laufend Informationen. Und sie werden dann auch die Information bekommen, ab wann sie sich dann mit einer detaillierteren Anmeldung anmelden können.

Wie kann ich mich ohne Internetzugang voranmelden?

Wenn Sie keinen Internetzugang haben, dann können Sie die niederösterreichische Corona-Hotline unter 027429005-14300 anrufen. Wenn Sie Fragen zur Wirksamkeit und Sicherheit der Impfung haben, können Sie die österreichweite Impf-Hotline unter 080055561 anrufen. Diese Hotline ist sieben Tage die Woche rund um die Uhr erreichbar.

Auf der Registrierungsplattform in Niederösterreich ist es, anders als in Wien, nicht möglich, seinen Beruf anzugeben. Können freiberufliche Pflegekräfte zum Schutz ihrer Patientinnen und Patienten bei der Impfung trotzdem vorgereiht werden?

Derzeit gibt es keine solche Möglichkeit. In Wien ist es im Übrigen so, dass nur zehn verschiedene Auswahlmöglichkeiten an Risikogruppen angegeben sind, also bei Weitem nicht alle. Die Websites für die Anmeldungen werden bestimmt noch verfeinert werden, damit dann all das möglich sein wird, um eine exakte Reihung der Impfwilligen zu erreichen.

Wie geht es nach der Registrierung weiter?

Alle 350.000 Menschen, die sich bereits registriert haben, erhalten von Notruf Niederösterreich Informationen an die angegebene Mailadresse. Wenn eine weitere Gruppe geimpft wird, werden alle darüber informiert. Wenn man zu der eingeladenen Gruppe gehört – einer bestimmten Berufsgruppen etwa oder Menschen mit einer Risikoerkrankung – kann man sich in einem zweiten Schritt anmelden. Diese Menschen erhalten auch die Information, wo man Unterlagen zu seinen Erkrankungen oder speziellen Berufen vorlegen muss.

Fragen zu den verschiedenen Impfstoffen

Kann man einen Impfstoff ablehnen und auf einen anderen warten?

Nein, es wird keine Möglichkeit geben, einen Impfstoff abzulehnen und auf einen anderen zu warten, denn im Moment haben wir eher das Problem, überhaupt genügend Impfdosen zu bekommen.

Der Impfstoff von AstraZeneca dürfte kurz vor der Zulassung stehen. Er soll weniger wirksam sein, als die anderen Impfstoffe. Stimmt das?

Virologe Norbert Nowotny meint, dass AstraZeneca in der Kommunikation nicht sonderlich gut war. Der Impfstoff von AstraZeneca ist nicht so schlecht, wie er manchmal dargestellt wird. Er hat im Durchschnitt eine 70-prozentige Wirksamkeit, was aber auch bedeutet, dass die restlichen 30 Prozent sehr wohl einen Teilschutz haben. Wir wissen von den Studien der Klinischen Phase 3, wo immerhin 30.000 Probanden inkludiert waren, dass keiner der Geimpften so schwer an Covid-19 erkrankte, dass er einen Krankenhausaufenthalt gebraucht hätte.

Voranmeldung ohne Internet:

  • Corona-Hotline in Niederösterreich: 02742/9005-14300
  • Österreichweite Impf-Hotline: 0800/555 621

In der Kontrollgruppe, die Placebo erhielt, entwickelte sehr wohl eine ganze Reihe von Menschen schwerere Verlaufsformen und musste ins Krankenhaus. Es wurde außerdem herausgefunden: Wenn man bei der ersten AstraZeneca-Impfdosis nur die halbe Dosis verwendet und die zweite Impfung nach vier Wochen eine ganze Dosis beinhaltet, dann ist ein 90-prozentiger Schutz gegeben. Der Schutz reicht also an die 95 Prozent von Pfizer und Moderna heran. Man kann auch etwas Positives sehen: Es scheint so zu sein, dass dieser Vektorimpfstoff mehr die sogenannte zelluläre Immunität induziert, also nicht nur Antikörperbildung. Wir haben ja auch Immunzellen und sogenannte Gedächtniszellen, die auch wichtig in der Immunabwehr sind. Da scheint der AstraZeneca-Impfstoff eigentlich ganz gut zu sein.

Ist AstraZeneca ein Lebendimpfstoff?

Nicht wirklich. Es wird ein Trägervirus verwendet. Dieses Trägervirus ist ein Adenovirus, ein leichtes Schnupfenvirus von Affen, das aber nicht nur abgeschwächt ist, sondern das vermehrt sich im Menschen nicht mehr. Es fungiert nur als Träger, um die wichtigen Bestandteile des Sars2-Covid-19-Virus, die wir eben brauchen, um geimpft zu sein, in unsere Zellen zu transportieren. Deshalb nennen wir es eher Vektorimpfstoff. Trotzdem ist es so, dass Menschen, die Lebendimpfstoffe – aus welchen Gründen auch immer – nicht verwenden sollten, eher einen der beiden Boten-RNA-Impfstoffe von Pfizer oder Moderna bekommen sollten.

Reihung beim Impfen

Warum werden Personen aus der Hochrisiko-Gruppe bzw. ältere Menschen zuerst geimpft? Kommen bei ihnen nicht unter Umständen noch schwere Nebenwirkungen hinzu?

Weltweit haben bereits einige Millionen über 80-Jährige die Impfung erhalten. Es gab nur sehr wenige Zwischenfälle. Warum die Reihung so ist, wie sie ist: Es ist eine eine klare Altersabhängigkeit in der Schwere der Covid-19-Erkrankungen erkennbar. Über 80-Jährige sind eindeutig die höchste Risikogruppe. Daher muss einfach versucht werden, die, die am gefährdetsten sind, zuerst zu impfen. Und genau das geschieht. Denken Sie nur daran, wie viele Menschen alleine in Österreich an Covid-19-Infektionen in Alten- und Pflegeheimen gestorben sind. Das waren mehr als 40 Prozent aller Covid-19-Toten überhaupt. Wir müssen bevorzugt diese Risikogruppen schützen.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 21.1.2021

Warum werden nicht jene zuerst geimpft, die die Wirtschaft aufrechterhalten, Gesundheitspersonal, Lehrer, Kindergartenpädagogen, Wirte – kurz gesagt die jüngere Generation?

In dem Fall geht die Gesundheit vor – auch vor all den negativen wirtschaftlichen Auswirkungen, die wir überall sehen und erleben. Gesundheit und Menschenleben gehen einfach vor.

Impfung bei Vorerkrankung oder nach CoV-Infektion

Kann ich mich trotz Herzerkrankung impfen lassen?

In diesem Fall steht einer Impfung nichts im Wege, vorausgesetzt Sie fühlen sich vor der Impfung gesund und fit.

Kann ich mich trotz einer Vorerkrankung impfen lassen?

Wenn Sie ein eingeschränktes Immunsystem durch Medikamente oder eine Erkrankung haben, sollten Sie mit einem Arzt reden. Das ist generell bei Bedenken anzuraten.

Soll man sich impfen lassen, wenn man schon mit dem Coronavirus infiziert war?

Es schadet zwar nicht, aber es ist wahrscheinlich nicht notwendig. Wenn jemand, der eine Coronavirus-Infektion durchgemacht hat, einen Bluttest macht kann er nachweisen, wie viele Antikörper er hat. Danach kann man dann sagen, ob und wie lange er geschützt ist. Es gibt eine generelle Regel: Je leichter die Infektion war, vielleicht sogar ganz ohne klinische Symptome, desto weniger Immunschutz wurde aufgebaut. Wenn jemand eine mittelschwere oder schwere Covid-19-Erkrankung hatte, dann ist sicher ein längerer Schutz gegeben. Diese Menschen brauchen wahrscheinlich rund ein Jahr lang nicht zur Impfung zu gehen.

CoV-Impfung und andere Impfungen

Gibt es Empfehlungen was den Abstand der Covid-Impfung zu anderen Impfungen betrifft?

Generell wird ein Abstand von 14 Tagen empfohlen. Es hat sich aber gezeigt, dass auch deutlich kürzere Abstände gut vertragen werden. Auch da gilt – im Fall der Fälle mit Ihrem Arzt oder dem impfverantwortlichen Arzt abklären.

Kann man auf die Covid-19-Impfung genauso stark reagieren, wie es bei manchen Menschen nach einer Grippeimpfung der Fall ist?

Man braucht diese Angst nicht zu haben, denn viele Grippeimpfstoffe werden in einem bebrüteten Hühnerei erzeugt. Sie haben unter Umständen noch Reste von Eiweiß in sich. Das heißt, dass Menschen, die gegen Hühnereiweiß allergisch sind, speziell bei der Grippeimpfung unter Umständen allergisch reagieren können. Bei den Coronavirus-Impfstoffen besteht diese Gefahr nicht, denn sie wurden nicht im Hühnerei erzeugt.

Wer nicht geimpft werden sollte

Warum werden Kinder und Jugendliche unter 16 bzw. 18 Jahren nicht geimpft?

Weil bei dem Impfstoff von Pfizer keine Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren und bei Moderna keine Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in die Probanden-Gruppen inkludiert wurden. Das ist ein absolut normaler Vorgang, denn Impfungen werden immer zuerst an Erwachsenen „ausprobiert“. Nachdem man aber mittlerweile gesehen hat, dass die Impfung bei Erwachsenen zu keinen schlimmen Nebenwirkungen führt und gut wirksam ist, werden sehr wohl auch Studien mit Jüngeren gemacht werden. Die Impfung wird möglicherweise in einem halben Jahr oder einem Jahr auch für die Gruppe der unter 16-Jährigen bzw. unter 18-Jährigen zugelassen.

Wer soll neben Kindern und Jugendlichen unter 16 bzw. 18 Jahren auf keinen Fall geimpft werden?

Die Impfstoffe sind auch für Schwangere und Stillende nicht zugelassen. Das hat den Grund, dass weder Schwangere noch Stillende in die Probandengruppe inkludiert waren. Daher ist es umso wichtiger, dass das Umfeld von Schwangeren und Stillenden sich impfen lässt und diese den Schwangeren und Stillenden sozusagen eine Art Schutzschild geben. Im Übrigen ist das eine der wenigen guten Eigenschaften des Sars2-Coronavirus: Schwangere sind keine Risikogruppe. Es gab bisher unzählige Infektionen bei Schwangeren und Stillenden, die waren aber weder für die angehende Mutter schwer, noch haben sie in irgendeiner Weise das Ungeborene geschädigt.

Gibt es weitere Gründe, um sich nicht impfen zu lassen?

Wenn Sie auf einen der Inhaltsstoffe der Impfung allergisch sind, sollten Sie vorher abklären, ob Sie sich impfen lassen sollen.

Nach der Impfung

Kann man trotz Impfung andere Menschen anstecken bzw. das Virus übertragen oder ist damit die Kette unterbrochen?

Direkt nach der Impfung kann man niemanden anstecken, weil bei der Impfung ja keinerlei lebendes Virus verwendet wird. Sollte man irgendwann später mit einem zirkulierenden Coronavirus in Kontakt kommen, dann werden diese Viren durch die Impfung neutralisiert, also abgetötet. Denn unser Immunsystem hat Antikörper und Immunzellen gebildet. Das heißt, wenn wir infiziert werden, wird ein großer Teil dieser Viren abgetötet. Wir werden wahrscheinlich gar keine, möglicherweise nur ganz wenige Viren ausscheiden. Es ist aber notwendig, dass man eine bestimmte Zahl an Viren an andere weitergibt, damit dort eine Infektion passiert – derzeit wird davon ausgegangen, dass 500 Viruspartikel notwendig sind, dass überhaupt ein Mensch infiziert werden kann. Durch die Impfung und unsere Immunabwehr, wird die Zahl der Viren, die wir vielleicht noch ausscheiden, so reduziert, dass die Chance, andere nachher anzustecken, sehr, sehr gering ist. Vielleicht ist sie gegen Null, aber das wissen wir noch nicht.

Wie lange hält der Impfschutz bei den verschiedenen Impfstoffen an?

Derzeit weiß man noch nicht allzu viel darüber, wie lange der Impfschutz andauern wird. Es wird davon ausgegangen, dass er vielleicht doch zumindest ein Jahr halten sollte, vielleicht länger. Aber das wird erst die Erfahrung der nächsten Monate und Jahre zeigen. Es wird laufend Untersuchungen dazu geben, wie lange der Impfschutz gegeben ist und wir werden alle rechtzeitig darüber informiert werden, wann nach welchem Impfstoff eine Auffrischung notwendig ist.

Muss man nach der Impfung weiterhin Maske tragen?

Bis nicht ein gewisser Prozentsatz der österreichischen Bevölkerung durchgeimpft ist, bis wir nicht mehr und mehr die Infektionsketten durchbrechen, bis dahin müssen auch geimpfte Menschen eine Maske tragen. Wenn wir dann eine Durchimpfungsrate von 50 oder 60 Prozent erreicht haben, wird es immer weniger Infektionen geben und dann können wir wahrscheinlich auch auf die Maske verzichten, aber leider noch nicht in den nächsten paar Monaten.

Bei Unklarheiten sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt, wir liefern Ihnen allgemeine Informationen, die als Entscheidungsbasis dienen sollen. Wir wollen zudem niemandem etwas ein- oder ausreden.