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Gesundheit

Schilddrüse: „Klein aber oho“

Die Schilddrüse sei der Taktgeber für unseren Stoffwechsel, sagt Apothekerin Irina Schwabegger-Wager aus Gmünd. Sie informiert welche Therapien bei Störungen helfen können und wie Medikamente richtig eingenommen werden.

"Klein aber oho – unsere Schilddrüse ist in etwa so groß wie eine Walnuss, hat die Form eines Schmetterlings und wiegt nur bis zu 25 Gramm. Ist jedoch ihre Funktion gestört, so geraten wichtige Abläufe aus dem Gleichgewicht Schilddrüse steuert etliche Körperfunktionen, dazu gehören unter anderem das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung, der Knochenaufbau, unser psychisches Wohlbefinden und auch das gesunde Heranreifen des Ungeborenen während einer Schwangerschaft“, sagt Apothekerin Irina Schwabegger-Wager.

Die Schilddrüse sei quasi der Taktgeber für unseren Stoffwechsel und sowohl eine Über- als auch eine Unterfunktion würden unsere Lebensqualität enorm einschränken. „Viele Patienten müssen daher lebenslang Medikamente einnehmen. Struma durch Iodmangel, Hyper- und Hypothyreose, Hashimoto: Die häufigste Erkrankung der Schilddrüse ist die Struma, oder auch der Kropf genannt, dabei vergrößert sich die Schilddrüse sichtbar, was in über 90% der Fälle auf eine Jodmangel zurückzuführen ist.“

Jodmangel zählt zu häufigsten Mangelzuständen

Jod sei ein essentielles Spurenelement, welches die Schilddrüse für die Herstellung der Schilddrüsenhormone benötigt und welches aus dem Blut in die Schilddrüse geholt und dort gespeichert wird. „Jodmangel zählt leider auch in Österreich zu den häufigsten Mangelzuständen, da in allen Altersgruppen maximal die Hälfte des empfohlenen täglichen Bedarfs aufgenommen wird. Jod findet man vor allem in Seefischen wie Schellfisch oder Kabeljau – diese zweimal pro Woche als Hauptmahlzeit würden die Jodversorgung schon mal deutlich verbessern, ebenso die Verwendung von jodiertem Speisesalz. Weiter Lieferanten sind auch Eier, Milch, Joghurt und Fleisch“, so die Apothekerin.

Beim Erwachsenen wirke daher eine Kombinationstherapie aus Iod und dem Schilddrüsenmedikament L-Thyroxin oft am effektivsten, so die Expertin. „Bei einer Überfunktion kurbelt die Schilddrüse den Stoffwechsel zu sehr an, daher werden hier sogenannte Thyreostatika eingesetzt, also Medikamente, welche die Hormonproduktion in der Schilddrüse bremsen. Ganz anders verhält es sich bei der Schilddrüsenunterfunktion, da fährt der Stoffwechsel runter und es stellen sich nach einiger Zeit typische Symptome wie Müdigkeit, nachlassende Leistungsfähigkeit oder auch Heiserkeit ein und man wird kälteempfindlicher.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 27.1.2021

Die häufigste Ursache für eine Unterfunktion ist dabei die Hashimoto- Thyreoiditis – sie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Antikörper das Schilddrüsengewebe angreifen und die zumindest am Anfang meist mild und unerkannt verlaufen kann. Frauen sind davon zehn Mal häufiger betroffen als Männer. Dabei ist die Schilddrüse zu Beginn vergrößert, im Lauf der Zeit wird sie jedoch immer kleiner. Um hier die zu geringe Produktionsleistung der Schilddrüse zu kompensieren, wird das Hormon Levothyroxin medikamentös verabreicht, wobei die Einnahme lebenslang erfolgen muss.“

Medikamente
APA/HANS PUNZ
Experten geben Tipps, wie man mit den entsprechenden Medikamenten richtig umgeht.

Wie nimmt man Schilddrüsenmedikamente richtig ein?

Besonders die Schilddrüsenhormonpräparate gehören zu den Medikamenten mit einer engen therapeutischen Breite, „das bedeutet, das Dosierung und Einnahmevorschrift besonders genau eingehalten werden müssen. Da ist vor allem der richtige Zeitpunkt wichtig für den Therapieerfolg. L-Thyroxin wird einmal täglich, in der Regel morgens, auf nüchternen Magen mindestens 30 Minuten vor dem Essen eingenommen, am besten mit einem großen Glas stillem Wasser. Und auch wenn man nicht frühstückt, darf Thyroxin nicht mit einem Häferl Kaffee eingenommen werden, da dadurch die Aufnahme in den Körper und damit die Wirkung enorm reduziert wird. Wem die morgendliche nüchterne Einnahme schwerfällt oder morgens sich besonders matt fühlt, kann das Schilddrüsenhormon auch abends einnehmen, allerdings gilt auch da wieder: mindestens 30 min. vor dem Abendessen oder frühestens 2 Stunden danach.“

Eine sojareiche Ernährung könne die Wirkung der Schilddrüsenhormone ebenfalls reduzieren, „daher sollte man diese reduzieren oder ganz darauf verzichten. L-Thyroxin verträgt sich auch nicht mit einer ganzen Reihe von anderen Medikamenten, hat also ein hohes Wechselwirkungspotential, daher bitte keine zeitgleiche Einnahme mit z.B. anderen Hormonen, blutverdünnenden Medikamenten oder auch rezeptfreien Eisen- und Calciumpräparaten, bestimmten Schmerzmitteln sowie mit Medikamenten gegen zuviel Magensäure. Auch da ist wieder ein Einnahmeabstand von zwei bis vier Stunden optimal. L-Thyroxintabletten dürfen nicht über 25 Grad gelagert werden und sind je nach Hersteller 12 Monate bis drei Jahre haltbar. Das heißt, besonders im Sommer sollte man auf das Mitführen in der Handtasche verzichten, idealerweise bewahrt man sie zuhause kühl und trocken auf, z.B. im Vorraum oder Schlafzimmer.“

Welche Mikronährstoffe tun der Schilddrüse gut?

„Zu den wichtigsten Nährstoffen neben Jod zählen die Vitamine A und D. Meist ist eine Schilddrüsenunterfunktion umso ausgeprägter, je größer der Vitamin D Mangel ist, wobei hier der persönliche Bedarf mittels Blutbildanalyse ermittelt werden kann. Die Schilddrüse ist auch jenes Organ mit dem höchsten Selengehalt und zusammen mit Zink und Kupfer wird Selen für die Herstellung der Schilddrüsenhormone benötigt. Daher sind begleitende und vor allem kontrollierte Selen- und Zinkgaben im Falle aller Schilddrüsenerkrankungen sehr wertvoll und können das Wohlbefinden der Patienten spürbar erhöhen“, so Schwabegger-Wager.