verschiedene Desinfektionsmittel und Handhygienegels
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„La Vita“

Der richtige Umgang mit Desinfektionsmitteln

Im Kampf gegen das Coronavirus sind Desinfektionsmittel zum ständigen Begleiter geworden, egal ob im Geschäft, am Arbeitsplatz oder im kleinen Fläschchen für unterwegs. Beim Kauf und bei der Anwendung gibt es einige Dinge zu beachten.

Ob als Gel, flüssig, als Spray oder auf Tüchern – die Auswahl im Drogerie- oder Supermarkt ist groß, aber nicht jedes Produkt für die Handhygiene ist auch für die Desinfektion geeignet. Sind die Präparate tatsächlich gegen Bakterien und Viren wirksam, ist das auch ausgeschildert. Unterschieden wird hier zwischen den Begriffen „begrenzt viruzid“ und „viruzid“.

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„NÖ heute“, 8.2.2021

„Die viruzid wirkenden Präparate müssen gegen ganz besonders schwierig zu inaktivierende Viren wirksam sein, z. B. Polioviren oder andere unbehüllte Viren“, erklärt Ojan Assadian, ärztlicher Leiter des Landesklinikums Wiener Neustadt. Er ist Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie. Influenza- oder auch Coronaviren gehören zur Gruppe der behüllten Viren. Sie können auch mit Mitteln bekämpft werden, die „begrenzt viruzid“ sind.

Hände müssen sauber und trocken sein

Diese Produkte enthalten üblicherweise Ethanol. Sie sollten unbedingt auf saubere und vor allem trockene Hände aufgetragen werden. Feuchtigkeit führt nämlich zu einem Verdünnungseffekt. „Das Problem ist, dass gerade Ethanol extrem konzentrationsabhängig ist“, so Assadian. „Die Wirksamkeit wird nicht ein bisschen reduziert, sondern sie kann – unter 40 Volumenprozent – schlagartig massiv heruntergehen.“

Desinfektionsmittel auf Hand
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Die Menge an Gel oder Flüssigkeit, die in die Hohlhand passt, ist die richtige Menge an Desinfektionsmittel

Für die richtige Menge gilt die Faustregel: „Die Menge an Flüssigkeit, die in die Hohlhand hineinpasst, ist in der Regel die Menge, die ich für meine Hand brauche.“ Mit kleinen Sprays wird diese Menge nur schwer erreicht, automatische Spender, bei denen die Hände komplett benetzt werden, lieferten in Studien hingegen sehr gute Ergebnisse. Etwa 15 bis 30 Sekunden sollte das Desinfektionsmittel auf den Händen verteilt werden, um effektiv zu sein.

Häufigkeit hängt von Situation ab

Wie oft man es unterwegs anwenden sollte, hängt sehr von der Situation ab. „Wenn ich von außen komme und Flächen berührt habe und ein Spender wird angeboten, dann desinfiziere ich mir die Hände“, sagt Assadian, „wenn ich jetzt die Hände nicht permanent überall einsetze, dann brauche ich sie nicht ständig desinfizieren.“

Zu Hause ist die Wohn- und Familiensituation entscheidend. „Wenn ich einen Angehörigen habe, der pflegebedürftig ist, der ein Tracheostoma hat, der Durchfall hat, ist ein Händedesinfektionsmittel eine extrem sinnvolle Maßnahme“, so der Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie. Auch wenn kleine Kinder noch beim Toilettengang unterstützt werden, kann es sinnvoll sein, wenn sich die Eltern anschließend die Hände desinfizieren. „Händewaschen macht die Hände sauber, desinfizieren macht die Hände sicher“, hält Assadian fest.

Apropos zu Hause: Desinfektionsmittel selbst herzustellen, sei laut dem Experten zwar grundsätzlich möglich, aber komplexer, als viele glauben. Der Griff zum fertigen Präparat ist da wohl schneller und sicherer.