Religion

Unterschiedliche Regeln für Ratschenkinder

In Niederösterreich gibt es für Ratschenkinder heuer unterschiedliche Regeln. In der Diözese St. Pölten dürfen sie nicht durch die Ortschaften ziehen, geratscht wird wie im Vorjahr zuhause, in der Erzdiözese Wien ist das Ratschen mit Auflagen erlaubt.

Am Gründonnerstag fliegen nach altem Volksglauben alle Kirchenglocken nach Rom. Bis zum Karsamstag übernehmen die Osterratschen ihre Funktion. Wie im Vorjahr werden in der Diözese St. Pölten die Kinder aber nicht durch die Ortschaften gehen, sondern zuhause oder im Garten ratschen.

Dazu heißt es in einem Brief des Bischöflichen Ordinariats St. Pölten an die Pfarren: „Wir erinnern an die letztjährige Aktion ‚Ratschen in Patschen‘ und laden die Kinder und Jugendlichen auch heuer wieder ein, zu den sonst üblichen Zeiten von den Balkonen und auf dem eigenen Grundstück zu ratschen.“

Erzdiözese Wien: Ratschen mit Masken

Die Erzdiösese Wien, zu der das östliche Niederösterreich zählt, hat für das Ratschen hingegen andere Regeln ausgegeben. Die Ratschenkinder dürfen wie auch schon die Sternsinger durch die Ortschaft ziehen, weil es eine “unauf-schiebbare berufliche Zusammenkunft" darstellt. Allerdings müssen gewisse Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden.

Kinder zwischen sechs und 14 Jahren haben einen Mund-Nasen-Schutz aus Stoff zu tragen, ältere Kinder und Begleitpersonen eine FFP2-Maske. Wohnungen und Wohnhäuser dürfen nicht betreten werden, auf Gesang muss verzichtet werden und Spenden oder Geschenke sollen nur von einer Person übernommen werden, heißt es in einem Schreiben der Erzdiözese Wien.

„Ratschenkinder setzen wichtiges Zeichen“

In Rohrendorf (Bezirk Krems) werden 25 Ratschen Kinder des Ortes zu den vorgegeben Zeiten vor der eigenen Haustür ratschen. So werden sie in ganz Rohrendorf zu hören sein, freut sich Gerti Tastl, die als Pfarrgemeinderätin für die Ratschenkinder zuständig ist. „Die Gemeinschaft bleibt trotz Corona erhalten. Sie verteilt sich schön auf den ganzen Ort. Es ist natürlich ganz anders, als, wenn die Ratschenkinder durch die Straßen ziehen, aber ich hoffe, dass es noch lauter zu hören sein wird als sonst", sagt sie.

Ratschen vor der Haustür

Auch heuer ziehen die Ratschenkinder aufgrund der Pandemie nicht durch die Orte, sondern ratschen Zuhause

Für Pfarrer Bartholomäus Freitag setzen die Ratschenkinder ein wichtiges Zeichen, „dass die Leute mitbekommen, es passiert etwas und die Kirche ist noch immer existent. Das Ratschen ist ein Ruf zum Gebet. Das machen die Kinder auf ihre Art und Weise sehr schön.“ Mit der Aktion „Ratschen in Patschen“ erklingen so trotz Coronavirus-Pandemie auch heuer wieder die Ratschen in ganz Niederösterreich.

Der Ursprung des Ratschens geht übrigens bis ins 6. Jahrhundert zurück als es noch keine Kirchenglocken gab. In den Kirchtürmen befanden sich damals große hölzerne Schallgeräte mit Hämmern. Schon im 8. Jahrhundert zur Zeit von Karl dem Großen wurde am Gründonnerstag, am Karfeitag und am Karsamstag geratscht. Der kirchliche Brauch ersetzt die Kirchenglocken, die nach Rom fliegen und so angesichts des Leidens von Jesus Christus schweigen.