Als am 7. Juli 1998 bei der Rot-Kreuz-Dienststelle in Sollenau (Bezirk Wiener Neustadt) ein Alarm einging, ahnte noch niemand, dass es ein ungewöhnlicher Einsatz werden würde. Die Rettungssanitäter wurden zu einer Schwangeren nach Felixdorf gerufen. Die Frau erwartete Zwillinge.
Sendungshinweis
„NÖ heute“, 19.4.2021
Thomas Hackl, heute Notfallsanitäter beim Roten Kreuz in Wiener Neustadt, erinnert sich an den damaligen Einsatz: „Die werdende Mutter ist oben im ersten Stock gesessen und hat gesagt, es wird bald losgehen. Dann haben wir versucht, sie aus dem ersten Stock hinunterzubringen. Das war nicht einfach, weil die Stiegen sehr steil und eng waren, aber wir haben sie schließlich gut nach unten gebracht.“
Ein außergewöhnliches Wiedersehen
Die Fahrt ins Krankenhaus ging sich noch aus, doch bis zur Geburt im Kreißsaal wollten die Zwillinge nicht warten: Barbara Tampir und ihr Zwillingsbruder erblickten noch im Beisein der Rot-Kreuz-Helfer das Licht der Welt. „Es war zeitig in der Früh, als meine Mutter in den Wehen lag“, erzählt die heute 22-Jährige die aufregende Geschichte ihrer Geburt.

„Mein Vater war in der Arbeit, also hat meine Mutter die Rettung gerufen.“ Die Einsatzkräfte hätten ihre Mutter „gut umsorgt“. Beim Hinuntergehen im engen Stiegenhaus hat auch der Türstock „etwas gelitten, aber genau dieses Eck im Türstock ist immer noch drinnen. Das bleibt auch so, solange das Haus steht“, sagt Tampir.
Hilfe nehmen und Hilfe geben
2020 entschied sich die Felixdorferin, zum Roten Kreuz zu gehen, um anderen Menschen zu helfen. Ausschlaggebend dafür war aber nicht ihre ungewöhnliche Geburt. „Ich habe im September selbst einmal einen Krankenwagen gebraucht und mich von den jetzigen Kollegen so gut umsorgt gefühlt, dass ich gesagt habe, ich möchte auch diese Freude weitergeben und die Sicherheit, die man den Menschen vermitteln kann.“ Tampir legte schließlich ausgerechnet beim ehemaligen Geburtshelfer die Abschlussprüfung ab.

Von Freunden, die die Prüfung bereits absolviert haben, hatte sie gehört, dass es dort „einen gewissen ‚Hackl‘ gibt, und ich habe auch von meiner Mutter gewusst, dass einer der Geburtshelfer von damals ‚Hackl‘ hieß.“ Bei der Prüfung sprach sie ihn dann direkt darauf an, ob er es war, der „mich damals auf die Welt holte“, erzählt Tampir.
Notfallsanitäter Thomas Hackl staunte nicht schlecht, als er plötzlich jenem jungen Mädchen gegenüberstand, dem er vor 22 Jahren auf die Welt geholfen hatte. „Sie hat mich gefragt, ob ich der Herr Hackl bin. Ich hab gesagt: ja, warum? Und dann hat sie gesagt, dass ich sie zur Welt gebracht habe. Das konnte ich im ersten Moment gar nicht glauben. Ich war ziemlich überrascht.“ Seither sind die beiden in Kontakt. Irgendwann einmal möchten sie gemeinsam Dienst machen, und vielleicht werden sie dann auch als Geburtshelfer gebraucht.