Mariendistel
Manfred Richter@pixabay
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„La vita“

Mariendistel: Schutz bei Lebererkrankungen

Die Mariendistel ist die Arzneipflanze des Jahres 2021. Seit dem Altertum bekannt, wird die Pflanze, die in Österreich vor allem im Waldviertel wächst und dort eine besonders hohe Wirkstoffkonzentration bildet, bei Lebererkrankungen eingesetzt.

Spitze Stacheln und eine rosa Blüte, die ein bisschen an eine Quaste erinnert, so sieht die Mariendistel aus. Und daran orientiert sich auch ihr lateinischer Name Silybum (Quaste, lat.) marianum. In ihren Samen steckt die Wirkstoffkombination Silimarin. Die Mariendistel ist entzündungshemmend, regeneriert Leberzellen und schützt diese vor Schadstoffen.

"Bei der sogenannten Fettleber, die alkoholisch oder nicht alkoholisch sein kann, hat sie einen positiven Effekt, auch bei der Hepatitis, der Leberentzündung, und in weiterer Folge bei der Leberzirrhose. „Da gibt es auch Studien, dass die Lebenserwartung einfach länger ist, wenn man zusätzlich Mariendistel gibt“, erklärt Helene Aichinger, Apothekerin in Zwettl.

Lebensretter bei Pilzvergiftungen

Doch auch bei Pilzvergiftungen kann der Wirkstoff der Mariendistel lebensrettend sein. Bei Knollenblätterpilzvergiftungen wird der Wirkstoff Silibinin intravenös über mehrere Tage verabreicht. „Ohne diese Gabe würde der Tod bei einer Knollenblätterpilzvergiftung binnen 24 Stunden eintreten, weil es so hoch giftig für die Leber ist“, sagt Aichinger.

Feld mit Mariendistel
Chlodwig Franz
Mariendisteln stammen eigentlich aus dem Mittelmeerraum, haben aber seit längerem im Waldviertel eine neue Heimat gefunden

Der begehrte Wirkstoff, der im Presskuchen der Samen steckt, wird in Oberwaltenreith (Bezirk Zwettl) hergestellt und zur Verarbeitung nach Italien, Spanien und Deutschland exportiert. Die Mariendistelsamen enthalten bis 3,5 Prozent Silimarin. „Für eine gute Lebertherapie braucht man aber eine höhere Konzentration. Extrakthersteller laugen den Wirkstoff mit Aceton oder Alkohol aus dem Presskuchen aus. Das Konzentrat wird dann in Arzneimitteln verarbeitet“, erläutert Rudolf Marchart, der bei der Firma Waldland für das Qualitätsmanagement zuständig ist.

Wirkstoff hat kaum Nebenwirkungen

Der pulverisierte Wirkstoff wird meist in Kapselform angeboten. Sein Vorteil: er hat kaum Nebenwirkungen. „Es kann ganz selten leicht abführend wirken. Manche Personen sind gegen Korbblütler sensibel, die müssen bei den Früchten aufpassen. Aber damit sind wir mit den Nebenwirkungen auch schon am Ende“, sagt Marchart. Zudem wird geforscht, ob der Wirkstoff etwa auch in der Krebstherapie eingesetzt werden kann. Zur Arzneipflanze des Jahres 2021 gekürt wurde die Mariendistel von der Plattform Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA) von Pharmazieexpertinnen und -experten der Universitäten Graz, Innsbruck und Wien.