Eine Zecke auf der Haut eines Menschen
APA/dpa/Patrick Pleul
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Gesundheit

Zeckenpinzette & Co.: Tipps vom Apotheker

Die Zecken sind derzeit wieder sehr aktiv. Nach Wanderungen und Spaziergängen im Grünen sollte man deshalb gründlich kontrollieren, ob man eine erwischt hat. Apotheker Gilbert Zinsler gibt Tipps, wie man Zecken schnell und richtig entfernt.

Sollte man von Zecken gebissen bzw. gestochen worden sein: Was soll man tun? Wie entfernt man Zecken am besten?

„Ich empfehle zum korrekten Entfernen einer Zecke folgendermaßen vor zu gehen: Ergreifen Sie die Zecke mit einer feinen, spitzen Pinzette knapp über der Haut und ziehen Sie diese langsam unter gleichmäßigem Zug gerade heraus. Einfacher geht die Entfernung mit einer speziellen gebogenen Zeckenpinzette aus Kunststoff oder Metall mit der man die Zecke besser über der Haut greifen kann. Am besten entfernt man die Tiere mit einer schnellen Drehbewegung. Wichtig ist es, die ganze Zecke zu entfernen. Eine Pinzette mit abgeflachten Spitzen ist ungeeignet, diese würde die Zecke quetschen. Besonders bewährt haben sich Zeckenhacken oder Zeckenkarten – auch diese ermöglichen ein quetschfreies Entfernen der Zecke. Mit dem Zeckenhaken entsteht keinerlei Druck auf den Zeckenkörper. Dadurch wird die Gefahr von Infektionen gemindert!

Wichtig ist nach der Entfernung der Zecke die Haut zu desinfizieren – am einfachsten mit einem Hautdesinfektionsmittel zum Sprühen aus der Apotheke. Wenn man geimpft ist, braucht man aufgrund eines Zeckenbisses nicht in Panik zu verfallen. Trotzdem ist es wichtig, die Zecken bald zu entfernen. Entscheidend ist jedenfalls, nach einem Spaziergang den ganzen Körper abzusuchen – auch an Stellen, wo man die Zecken vielleicht nicht vermuten würde."

Welche Irrtümer werden oft bei der Entfernung von Zecken genannt?

"Erster Irrtum: Zecken mit Öl entfernen! Das alte Hausmittel, die Zecken mit einem Tropfen Öl, Schmalz, oder Ähnlichem herauszudrehen ist abzulehnen. Zecken atmen in Ruhe nur 1 bis zwei Mal pro Stunde. Sie zu ersticken wäre also ein viel zu langwieriges Unterfangen. Allerdings hat die Zecke im Todeskampf noch genügend Zeit hat, eventuelle Krankheiterreger mit ihrem Speichel in die menschliche Blutbahn zu pumpen. Auf das Beträufeln mit Öl, Alkohol oder Klebstoff sollte man daher verzichten.

Zweiter Irrtum: Die Zecke muss immer gegen oder mit dem Uhrzeigersinn herausgedreht werden! Das ist falsch, da die Mundwerkzeuge der Zecken beim Beißen kein Gewinde haben, ist die Richtung völlig egal. Man kann die Zecke auch ganz gerade herausziehen. Drehen – egal in welche Richtung – lockert aber die Widerhaken und es funktioniert leichter."

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 9.6.2021

Borreliose wird auch von Zecken übertragen? Warum ist diese Erkrankung gefährlich?

„Borreliose ist eine bakterielle Infektion. Sie hat ein oft ein klassisches Krankheitsbild. Nach dem Zeckenbiss sollte man daher auf folgendes achten: An der Stelle des Zeckenbiss erkennt man eine lokale Rötung. Nach ca. einer Woche breitet sich diese aus, wobei oft die Mitte wieder verblasst. Das heißt es entsteht dann ein roter Ring auf der Haut – das ist ein typisches Zeichen für Borreliose. Leider tritt die Rötung nicht nach jedem Stich auf, manchmal verschwindet die Rötung auch wieder, aber die Erkrankung schreitet voran. Es kommt zum Anschwellen der Lymphknoten, Grippe-artigen Symptomen und zu Schwellungen der Gelenke. In weitere Folge können dann schmerzhaft Organsysteme betroffen sein: Das Nervensystem, Gelenke, Muskeln, ev. auch Augen und Herz.“

Wie kann ich mich vor Borreliose schützen?

„Gegen Borreliose gibt es keine Impfung. Der wichtigste Schutz neben einem Insektenschutzmittel ist es, die Symptome rechtzeitig zu erkennen und dann umgehend einen Arzt aufzusuchen. Borreliose ist mit klassischen Antibiotika behandelbar. Je früher die Erkrankung erkannt wird, umso besser ist die Heilungschance.“

Was soll man tun, wenn man von einer Zecke gebissen bzw. gestochen wurde und nicht geimpft ist?

„Wenn man nicht oder ungenügend geimpft ist, sollte man jedenfalls einen Arzt aufsuchen. Es gibt allerdings keine anitivirale Therapie gegen FSME. Die Praxis auch nach einem Zeckenbiss eine Impfung zu verabreichen ist umstritten, denn wahrscheinlich kommt diese Impfung für eine Erkrankung zu spät und ein Nachteil dieser postexpositionellen Impfung ist, dass die Antikörper der Impfung bei einer Infektion die Diagnostik einer FSME erschweren. Einige Impfexperten raten deshalb dazu, nach einem Zeckenbiss vier Wochen mit einer Impfung gegen FSME zu warten. Vielleicht ist dies aber jedenfalls ein Grund mehr heuer die Impfaktion zu nützen.“

Sollte es einen Abstand zwischen FSME und Corona-Impfung geben?

„Prinzipiell kann man als Gesunder beide Impfungen ohne Abstand bekommen. Mit geschwächtem Immunsystem, oder bei starken Reaktionen nach einer Corona-Impfung empfiehlt es sich wohl ein wenig Abstand zu halten. Das deutsche Robert Koch Institut rät 14 Tage nach den Impfungen zu warten, um im Fall von Impfreaktionen unterscheiden zu können, welche Impfung diese ausgelöst hat.“