Sujetbild: Eine weiß-gelbe Tube Sonnencreme liegt im Sand
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Gesundheit

Geschützt die Sonne genießen

Gel, Creme oder Spray? Die Auswahl an Sonnenschutzprodukten ist groß. Die Auswahl des richtigen Produkts kommt auf den Hauttyp an, sagt Apothekerin Ulrike Zöchling aus St. Pölten. Sie gibt Tipps, was man vor dem Sonnenbad beachten sollte.

"Sonne gibt uns Licht und Wärme, wir tanken Energie und neue Kräfte – wir brauchen die Sonne zum Leben. Vitamin D wird gebildet für Knochen und Haut – bereits vier Minuten Sonne pro Tag reichen für die Bildung aus, auch ein Spaziergang bei bedecktem Himmel,a uch trotz Sonnenschutzmittel. Sonnenlicht besteht aus sichtbarem Licht, UV-Strahlung und IR-Strahlung: UVB-Strahlen regen in der obersten Hautschicht die Melaninbildung an, Pigmente, die die Haut schützen sollen – so werden wir braun. Oder bei zuviel Sonne vorher rot – dann hat man einen Sonnenbrand“, sagt Apothekerin Ulrike Zöchling.

UVA-Strahlen würden tiefer in die Haut eindringen, so die Expertin, diese seien für Hautalterung und Sonnenallergie verantwortlich. "Was man liebt, schützt man: je nach Hauttyp, Jahreszeit, Aufenthaltsort und Tageszeit ist die Intensität der Sonneneinstrahlung verschieden, und danach richtet sich der Hautschutz. Geben Sie Ihrer Haut Zeit, sich an die Sonne zu gewöhnen. Wichtig ist vorab, den Hauttyp und die Eigenschutzzeit zu kennen: Wie lange kann ich – ohne Sonnenschutzmittel – in der Sonne bleiben, ohne rot zu werden?

Ein Junge springt im Freibad am Brauweg vom 3-Meter-Turm ins Wasser.
APA/dpa/Swen Pförtner

„Schutzfaktoren beachten“

„Am besten morgens als erstes die Sonnencreme auftragen, nach 15 Minuten dann darüber die Tagespflege. Viele Tagescremen haben bereits einen LSF für den Alttag, der ausreicht“, so Zöchling. Seit 2006 gäbe es einheitliche Empfehlungen von der Europäischen Kommission, um die Wirksamkeit von Sonnenschutzmitteln besser vergleichen zu können, berichtet die Expertin. Erlaubt sind demnach mindestens LSF 6 und höchstens LSF 50+. „UVA und UVB Schutz sind auf den Sonnenschutzmitteln gekennzeichnet: UVA durch das Logo UVA im Kreis, UVB durch die Zahl LSF oder englisch SPF SunProtectFactor. Gerne beraten wir Sie in der Apotheke zu diesen Kennzeichnungen.“

Es gibt aber auch mineralische Filter (oder physikalische Filter) die laut Zöchling immer beliebter werden. „Sie dringen nicht direkt in die Haut ein, sondern enthalten kleine Partikelchen, die das Sonnenlicht reflektieren – das ist sichtbar als weiße Schicht auf der Haut. Sonnenprodukte mit diesen Filtern sind besonders beliebt bei Kindern und Schwangeren, bei extrem empfindlicher Haut. Der Unterschied zu chemischen Filtern, die in die Haut einziehen ist, dass mineralische Filter einen weißen Film auf der Haut bilden.“

Tipps für das Auftragen des Sonnenschutzes

„Salben und fettreiche Grundlagen für trockene Haut, Fluid oder Gel mit nicht fettender Konsistenz für Mischhaut, besonders für Teenager empfehlen sich leichte Konsistenzen, ölfrei, eventuell mattierend. Spray lässt sich leichter aufbringen, Kinder sind hier die Zielgruppe, ebenso behaarte Männerhaut. Narben und Wunden ganz besonders beachten, mit hohem LSF und mehrmals täglich, oder besser ganz abdecken. Nasse Haut verbrennt schneller, Wasser und Sand reflektieren die Sonne und verstärken die Wirkung: auf und im Wasser (bis 50 cm sind es 60 Prozent) bis 80 Prozent, Sand bis 20 Prozent."

Bei der Gartenarbeit sei besonders der Nacken belastet und daher mit Kleidung zusätzlich bedecken; sowie die Ohren, Nase, Lippen und bei Männern die Kopfhaut, wenn Haare spärlich werden, das gilt auch bei bedecktem Himmel. „Was die Menge, die aufgetragen wird, betrifft: Als Richtlinie gilt eine Fingerlänge pro Körperteil, also eine im Gesicht, eine für die Oberarme, eine Fingerlänge für die Unterarme, usw. Besonders Kinderhaut braucht hier viel Schutz: sie ist noch sehr dünn, sehr empfindlich, kann noch nicht so gut reparieren.

Man muss auf die Kleidung achten (3H-Regel: Hut, Hemd, Hose), Schatten, Kopfbedeckung, Schuhe für Fußrücken, es gibt auch nach Önorm geprüfte Textilien und natürlich ein entsprechendes Sonnenschutzmittel, das wasserfest, abriebfest, schwitzfest ist“, sagt Zöchling. Die Expertin empfiehlt kein Öl aufzutragen, das mache lichtempfindlich. Morgens und Nachmittag seien bevorzugte Zeiten. "Babys vertragen keine direkte Sonne und keine Sonnenschutzmittel. Ausreichend auf Flüssigkeitszufuhr achten, sowie leichte Kost mit viel Obst und Gemüse, wenig Zucker und Fett, gilt übrigens auch für Erwachsene.

Wasserfest dürfen sich laut Zöchling Produkte nennen, die nach bestimmten Richtlinien noch 50 Prozent des angeführten Lichtschutzes nachweisen können, etwa nach zwei Mal 20 Minuten im Whirlpool. Ein Nachcremen sei auch da wichtig, da durch Abtrocknen, Kleidung und Schwitzen der Schutz reduziert werde.

Auf Haltbarkeit der Produkte achten

„2003 hat die Europäische Kommission beschlossen, wenn nichts draufsteht, dann sind Kosmetikprodukte geschlossen 30 Monate lang haltbar, kühl aufbewahrt. Die Haltbarkeit nach dem Öffnen wird mit einer Monatsangabe auf oder neben einem offenen Cremetiegel angezeigt. Voraussetzung ist, dass diese nicht der Hitze, der prallen Sonne und tiefen Temperaturen ausgesetzt sind.“ Für die Pflege danach hat die Apothekerin folgenden Tipp. „In der Nacht bzw. abseits von Sonne und Tageslicht reparieren verschiedene Enzyme die Hautzellen, sie brauchen aber viel Zeit und Pflege, um die Haut zu beruhigen und für neue Sonnenstrahlen aufnahmefähig zu machen. Dafür gibt es die sogenannten Aftersun-Produkte.“

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 16.6.2021

Für die überbeanspruchte Haut – etwa bei Sonnenbrand – gibt es kühlende Gels und Cremen, aber auch Schaumsprays zur Linderung und Unterstützung des natürlichen Heilungsprozesses. Einfach aufsprühen – zieht ganz von alleine und vor allem schmerzlos ein. Sie können Ihr ganz persönliches Aftersun-Produkt auch selbst herstellen: z.B. ihre Body-Lotion mit einigen Tropfen ätherischem Lavendelöl vermischen oder das Lavendelöl in Aloe Vera tropfen und vor Gebrauch gut schütteln; entweder sanft einmassieren oder als Spray direkt auf die Haut sprühen."

Nährstoffe, um Bräune zu halten

„Um die Bräune lange zu erhalten und einen Zellschutz zu gewährleisten, gibt es Nährstoffe, wie Beta-Carotin, OPC, Lycopin, Algen, Enzyme, Vitamin E, Selen. Wir beraten Sie gerne zu Ihren individuellen Wünschen. Ganz wichtig bei Sonnenbrand: viel trinken, am besten Mineralstoff-Getränke. Sie decken den Wasser- und Elektrolyt-Verlust, ergänzen fehlende Vitamine und helfen dabei, Säuren (die bei Entzündungen entstehen) aus dem Körper auszuleiten.“

Noch ein Hinweis, auf den Zöchling aufmerksam machen möchte. „Manche Medikamente lassen die Sonne nicht so gut vertragen. ‚Phototoxisch‘ oder ‚lichtsensibilisierend‘ steht im Beipackzettel. Wir beraten Sie in der Apotheke gerne. Denken Sie beim Sonnen auch an den Schutz von Lippen, Augen und Haaren. Die Lippen zum Beispiel besitzen keine Pigmentierung und demnach keinen Eigenschutz. Daher Pflegestifte mit speziellem UV-Schutz im Urlaub oder beim Wandern im Gebirge mitnehmen. Die Haare können durch zu viel UV-Strahlen an Brüchigkeit, Knoten, Glanzverlust und Farbveränderung leiden. In der Apotheke gibt es dafür Schutzsprays mit Pflanzenextrakten, Haarspitzencremes und Haarmasken mit Kieselerde sowie verschiedene Après-Pflegen zum Ausspülen.“ Der Apothekerin ist noch wichtig auf den Augenschutz hinzuweisen. Sonnenbrillen haben eine wichtige Schutzfunktion für die Augen, sehen und gesehen werden sei hier doppelt wichtig: „Die Gläser werden mittels Önorm EN 1836 auf UV-Strahlung geprüft.“