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„Kulturerbe“

Als der Strom nach Totzenbach kam

Ein Leben ohne Strom ist heute kaum vorstellbar, dabei ist es gerade einmal 100 Jahre her, dass im Zentralraum von Niederösterreich mit dem Aufbau eines Stromnetzes begonnen wurde. In Totzenbach (Bezirk St. Pölten) erinnert eine Ausstellung an die Anfänge.

Das Schloss Totzenbach ist bekannt als Hochzeitslocation – als Ausstellungsort ist es ein absoluter Geheimtipp. Der Verein „ZeitZeigen“ hat hier die sehr bemerkenswerte Ausstellung zur Elektrifizierung der Region zusammengestellt.

In den 1920er Jahren gab es noch keine landesweite Elektrizitätsgesellschaft. Für Elektrifizierungen schufen die Gemeinden eigene Vereine, genannt „Lichtausschuss“. Man wollte unbedingt eine Straßenbeleuchtung für die dunklen Dörfer und die landwirtschaftliche Produktivität erhöhen, um die Nachkriegshungerjahre zu überwinden. So gab es etwa Elektromotoren, die die Feldarbeit erleichtern sollten.

Anfangs kaum Wissen über Strom vorhanden

Strom war modern und begehrt, doch wie er wirkt, war vielerorts unbekannt, was auch zu furchtbaren Stromunfällen führte. Marcel Chahrour, Obmann des Vereins „ZeitZeigen“ Kirchstetten, erzählt von einem Bauern, der 1924 starb, weil er auf ein Starkstromkabel griff: "Sein Knecht kam dazu und hat den Bauern, der dort am Boden lag, berührt und ist ebenfalls gestorben. Und dann kam auch noch der Hofhund dazu, schnüffelte an den beiden und ist auch durch den Starkstrom getötet worden.

100 Jahre Strom in Niederösterreich

Es ist gerade 100 Jahre her, dass im Zentralraum von Niederösterreich mit dem Aufbau eines Stromnetzes begonnen wurde. Daran erinnert eine Ausstellung in Schloss Totzenbach im Bezirk St. Pölten Land.

Bügeleisen, Staubsauger, Radiogräte, kleine Heizkörper – das waren die ersten Geräte, die angeschafft wurden. Beim Elektroherd war eine Mischform verbreitet, bei der man weiterhin auch mit Holz heizen konnte. Waschmaschinen kamen erst in den 1960er-Jahren und waren zu Beginn für den Durchschnittsbürger kaum leistbar.

Schloss entwickelte sich zu „Kulturherberge“

Das Ausstellungsareal ist ein ehemaliger EU-Schlachtbetrieb, den der Schlossbesitzer in Jahrzehnte langer Arbeit zu einem stetig wachsenden Ausstellungszentrum umbaute. Er spricht von einer „Kulturherberge“. Im Schlosspark mit Teich sorgen anlässlich der Ausstellung Luster aus den verschiedensten Jahrzehnten für schöne Lichtstimmungen. Die Ausstellung wird noch an zwei Wochenenden gezeigt.