junger Mann schaut aufs Handy
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„La Vita“

Die Auswirkungen von blauem Licht

Smartphone, Tablet, Laptop, Computer – sie alle haben eines gemeinsam, nämlich dass ihre Bildschirme einen hohen Anteil an blauem Licht ausstrahlen. Welchen Einfluss das auf Augen und Schlafrhythmus hat, haben wir für noe.ORF.at nachgefragt.

Vor dem Schlafengehen werfen viele noch einmal kurz einen Blick aufs Handy, um Nachrichten zu lesen, E-Mails zu beantworten oder im Internet zu surfen. Dabei ist man dem blauen Licht des Displays ausgesetzt, das grundsätzlich ein Signal für unseren Körper ist, wach zu bleiben. Untertags hat nämlich das Licht der Sonne einen sehr hohen Blaulichtanteil, gegen Abend wird das Licht rötlicher, die Produktion des Schlafhormons Melatonin steigt.

Deshalb gibt es auf den meisten Geräten mittlerweile die Möglichkeit, einen „Nachtmodus“ oder „Augenschon-Modus“ zu aktivieren. Dabei wird das Display auf wärmere Farben umgestellt, der blaue Lichtanteil herausgefiltert. Wie einige Studien zeigen, dürfte aber auch ohne Filter der Einfluss des Bildschirmlichts auf den Biorhythmus ohnehin nur gering sein.

Nachtmodus: Keine Auswirkungen auf Schlaf

Medizin Transparent – ein Projekt der Donau Universität Krems, das Gesundheitsmythen auf den Zahn fühlt – prüfte die aktuelle Studienlage. In einer Untersuchung wurden beispielsweise die Teilnehmenden gebeten, vor dem Schlafengehen am Handy zu surfen – einmal mit, einmal ohne Nachtmodus.

„Und da hat sich gezeigt: Es macht keinen Unterschied was den Schlaf betrifft“, so Kerschner, „in manchen Studien ist tatsächlich der Melatoninspiegel etwas mehr angestiegen, wenn der Blaulichtfilter aktiviert war, aber das hatte keine Auswirkungen auf den Schlaf.“ Wenn es Effekte gibt, seien diese also nur sehr gering, zieht Kerschner Bilanz. Zu bedenken gibt er allerdings auch, dass die meisten Studien mit einer sehr geringen Teilnehmerzahl durchgeführt wurden.

Schädigungen für die Augen nicht belegt

Ob blaues Licht die Augen schädigen oder zur schnelleren Ermüdung der Augen beitragen könnte, wird derzeit diskutiert. Bisher gibt es aber auch dafür keine Belege, sagt Peter Gorka, Augenarzt in St. Pölten und Präsident der österreichischen Gesellschaft der Augenärzte. Bei einer Studie sei „bei einer Beobachtungszeit von einigen Jahren bei Blaulichtblocker-Anwendung die Häufigkeit der Makuladegeneration (Netzhauterkrankung, Anm.) nicht zurückgegangen. Und das heißt beruhigenderweise, dass wir uns wahrscheinlich nicht vor einem Lichtschaden fürchten müssen.“

Auch die Anwendung von speziellen Blaulichtfilter-Brillen sei bereits in Studien untersucht worden, und auch hier sei kein Effekt nachweisbar gewesen. Gorka: „Ich kann sagen, dass ich als Augenarzt nichts dagegen habe, wenn man das für den Sehkomfort anwendet, dass ich das aus medizinischer Sicht jedoch nicht raten muss.“

Ob man auf den „Augenschon-Modus“ am Handy wechselt, ist – zumindest nach momentaner Studienlage – eher Geschmackssache. „Diesen Modus zu aktivieren kostet ja nichts“, meint Kerschner von Medizin Transparent, „man kann es ja einmal ausprobieren. Wenn man sich damit wohler fühlt, kann man ihn verwenden. Aber man weiß: vermutlich bringt er nichts für meinen Schlaf.“ Schaden kann der Wechsel in den Nachtmodus jedenfalls nicht, genauso wenig, das Handy am Abend einfach einmal früher wegzulegen.