„La Vita“

Mehr Achtsamkeit in den Alltag bringen

Meditation und Achtsamkeitsübungen können nicht nur für mehr Wohlbefinden sorgen, die Wissenschaft untersucht mittlerweile auch mögliche positive Effekte auf das Gehirn. „La Vita“ zeigt, wie man am besten damit anfängt, seinen Geist zur Ruhe zu bringen.

Ganz im Hier und Jetzt zu sein, das ist das Ziel von Meditation und Achtsamkeitsübungen. Der St. Pöltner Psychologe Norman Schmid hat mehrere Bücher darüber geschrieben und leitet auch Seminare dazu. Dabei lernt man, den Augenblick intensiv wahrzunehmen, denn „wir sind meistens in einer getriebenen Gesellschaft, wo wir entweder ganz stark in der Vergangenheit oder ganz stark in der Zukunft sind, aber selten im Hier und Jetzt“, so Schmid, „viele haben auch das Gefühl, dass ihnen die Zeit durch die Finger rinnt.“ Durch das bewusste Innehalten kommen die Gedanken zur Ruhe, man ist fokussierter, egal ob während der Arbeit oder in der Freizeit.

Atemmeditation als Einstieg

Als Einsteigerübung eignet sich etwa eine Atemmeditation. „Dabei geht es darum, dass man mit seinem Bewusstsein ganz beim Atmen bleibt“, erklärt Schmid, „das heißt, wirklich dem Atem nachspürt, beim Einatmen, wie die Luft über die Nase hinunterströmt in die Lunge, wie sich die Lunge füllt, wie sie dann in den Bauch hinuntergeht und sich der Bauch wölbt. Und beim Ausatmen, wie der Bauch wieder hineingeht und die Luft hinausströmt.“ Danach kann man auch versuchen, bei jedem Atemzug etwas Spannung loszulassen.

Frau meditiert
ORF/Birgit Zrost
Eine einfache Atemmeditation kann helfen, seinen Kopf frei zu bekommen, um anschließend fokussierter zu sein

Der Vorteil an dieser Übung sei, dass der Geist auf den Atem fokussiert ist, „dadurch fällt es leichter, die Gedanken zu bündeln“, sagt der Psychologe, „weil es gibt andere Achtsamkeitsübungen mit weniger Aktivität, wo es leichter passiert, dass der Geist rastlos wird und irgendwo hinwandert.“

Eine Reise durch den Körper

Auch eine „Körperreise“ kann ein guter Einstieg ins Achtsamkeitstraining sein, „das geht im Sitzen, Stehen oder Liegen“. Dabei wandert man bewusst durch den ganzen Körper: „Man beginnt beispielsweise beim Kopf, man versucht, wahrzunehmen, wie sich der Kopf anfühlt, die Muskeln in der Stirn, bei den Augen, im Mund-Kiefer-Bereich, dann geht man weiter zu Nacken und Hals, Schultern, Arme. Und man versucht vielleicht gleichzeitig, wenn man eine Spannung spürt, ein bisschen loszulassen.“

Beim „Body-Scan“ kann man natürlich auch den Atemfluss wahrnehmen, man kann auch darauf achten, wo der Körper Kontakt zur Unterlage hat und wie sich diese anfühlt. Weitere Beispiele für einfache Übungen wären etwa, einen Wasserlauf genau wahrzunehmen (Wie schnell fließt das Wasser? Wo spiegelt sich die Sonne? Wie hört sich das Rauschen an?) oder auch das Flackern einer Kerze zu beobachten.

Fokus statt Multitasking

Auch unterwegs seine Umgebung ganz bewusst wahrzunehmen, anstatt die Gedanken schweifen zu lassen oder auf sein Handy zu schauen, ist bereits eine Form der Achtsamkeitsübung. Das lässt sich leicht in den Alltag integrieren und führt am Ende zu einer veränderten Grundeinstellung: Fokus statt Multitasking.

Norman Schmid
ORF
Psychologe Schmid rät zu mehr Achtsamkeit, um das eigene Wohlbefinden zu steigern

Mehrere Dinge gleichzeitig zu tun bzw. es zu versuchen, sei laut dem Psychologen „nicht sinnvoll. Es führt eher zu Überlastung, das tut uns nicht gut, vom Wohlbefinden her, von der Leistungsfähigkeit, wir altern schneller, es tut der Gesundheit nicht gut.“ Diesen negativen Effekten könne man allerdings durch Achtsamkeitsübungen entgegenwirken.

Achtsamkeit bedeutet im Wesentlichen, sich voll und ganz jener Tätigkeit zu widmen, mit der man gerade beschäftigt ist. Das kann ein Projekt bei der Arbeit ebenso sein, wie ein Gespräch, Musikhören oder Sport machen. Dazu gibt Norman Schmid ein Zitat mit auf den Weg: „Wenn ich gehe, gehe ich. Wenn ich sitze, sitze ich. Wenn ich esse, esse ich.“