Wachaubahn
NB/Kerschbaummayr
NB/Kerschbaummayr
„100 Jahre Niederösterreich“

100 Jahre mit wechselvoller Geschichte

Niederösterreich ist ein vielfältiges Land, reich an Kultur und Geschichte. Seinen heutigen Namen trägt das Land noch nicht lange, dieser ist erst seit 100 Jahren sozusagen amtlich. noe.ORF.at mit einem Überblick, was in dieser Zeit passiert ist.

Mit 1. Jänner 1922 wird die Trennung von Wien und Niederösterreich als jeweils selbstständiges Bundesland umgesetzt. Zu Beginn hatte das Land noch einfach „Ostarrichi“ für Österreich geheißen, später Erzherzogtum unter der Enns.

Niederösterreich setzt in den 1920er-Jahre alles daran, das Land zu modernisieren. Örtliche Elektrizitätsvereine sorgen dafür, dass ländliche Gebiete mit Strom versorgt werden, damit mit Motorenkraft die landwirtschaftliche Produktion vorangetrieben werden kann.

In der Thermenregion werden die ersten großen Freibäder gebaut, wie Bad Vöslau (Bezirk Baden) oder das Strandbad von Baden. Die erste Seilbahn Österreichs wird 1926 eröffnet, sie führt auf das Hochplateau der Rax (Bezirk Neunkirchen).

Rax-Seilbahn
Raxalpen Touristik
Die erste Seilbahn Österreichs wurde am 9. Juni 1926 eröffnet. Der Preis für eine Bergfahrt betrug zu Beginn fünf Schilling.

Zweiter Weltkrieg dämpft den Fortschritt

Die politisch unruhigen 1930er-Jahre dämpfen den Fortschritt und der Zweite Weltkrieg zerstört viel Erreichtes. Wiener Neustadt wird etwa zum Ziel zahlreicher alliierter Luftangriffe und völlig zerbombt. Nach dem Zweiten Weltkrieg liegt das Land zehn Jahre lang in der sowjetischen Besatzungszone.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 1.1.2022

Die Wirren der Zwischenkriegszeit und vor allem der Zweite Weltkrieg machen fast alle Anstrengungen zunichte. Während Niederösterreich in die sowjetische Besatzungszone fällt, verschwinden in den 1950er-Jahren die nördlichen und östlichen Nachbarn – das heutige Tschechien und die Slowakei – für Jahrzehnte hinter dem Eisernen Vorhang. 1989, im großen Jahr des Zusammenbruchs der kommunistischen Regime, beginnt eine neue Ära. Der Stacheldraht wird zerschnitten.

Alois Mock und Gyula Horn schneiden im Juni 1989 den Eisernen Vorhang bei Sopron durch
HOPI MEDIA/Bernhard J. Holzner
Ein Bild, das um die Welt ging: Außenminister Alois Mock (l.) und sein ungarischer Kollege Gyula Horn schneiden im Juni 1989 den Eisernen Vorhang bei Sopron durch

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs ergeben sich auch neue kulturelle, touristische und wirtschaftliche Perspektiven für Niederösterreich. Das Land rückt vom Rand in die Mitte Europas und wird zum verbindenden Brückenbauer.

1986: St. Pölten wird Landeshauptstadt

Wenige Jahre davor, 1986, gibt die Wahl einer eigenen Landeshauptstadt dem Land einen weiteren Schub. 1997 bezieht die Landesregierung ihren neuen Sitz in der Neuen Herrengasse in Sankt Pölten. Im benachbarten Kulturbezirk setzten die namhaften Architekten Klaus Kada mit dem Festspielhaus und Hans Hollein mit dem Landesmuseum markante architektonische Akzente.

Weitere spannende Museen entstehen im Laufe der Jahre: das Karikaturmuseum in Krems, ein historisches Bad in Baden wird zur Heimstätte der Werke von Arnulf Rainer, in Mistelbach entsteht das Hermann-Nitsch-Museum. In Maria Gugging (Bezirk Tulln) verschaffen sich die Künstler der Art brut Weltgeltung. Und schließlich erhält die Landesgalerie Niederösterreich in Krems ein architektonisches Gesicht mit Charakter.

Landhaus St. Pölten im Herbst
ORF/Julia Freytag
1986 wird St. Pölten zur Landeshauptstadt, hier im Bild: der Sitz des Landtags am Ufer der Traisen, der einem Schiff nachempfunden ist

In Grafenegg (Bezirk Krems), im Wolkenturm, gastieren alljährlich die weltbesten Orchester sowie Künstlerinnen und Künstler. Rund 20 Sommertheaterbühnen versetzen zudem alljährlich 200.000 Besucherinnen und Besucher in Erstaunen.

Wirtschaft und Tourismus blühen auf

Auch die Wirtschaft blüht auf. Ab den 1990er-Jahren wächst das Jobangebot stärker als die Bevölkerungszahl. Niederösterreich wird führend bei der Ansiedlung hochspezialisierter Industriebetriebe. Mit der Donau-Universität in Krems und der Exzellenzforschungsstätte IST Austria in Maria Gugging bei Klosterneuburg (Bezirk Tulln) wird Niederösterreich auch Universitätsstandort.

Der Tourismus breitet sich im Laufe der Jahrzehnte auf das ganze Land aus. Die Birnbaumblüte im Mostviertel, die Waldviertler Kraftplätze, die Kellergassen des Weinviertels oder die Thermen im Süden seien hier erwähnt. Dazu kommen die kulinarische Genüsse der vier Landesviertel.

Mostviertel
Mostviertel Tourismus, weinfranz.at
Die Birnbaumblüte lockt jedes Jahr zahlreiche Besucherinnen und Besucher ins Mostviertel

Mit der Semmeringbahn, der Wachau, dem Donaulimes und der Kurstadt Baden gibt es mittlerweile vier Weltkulturerberegionen in Niederösterreich, außerdem 71 Naturschutzgebiete und zwei Nationalparks.

Niederösterreich ist eben ein vielfältiges und vielgestaltiges Land – nicht nur in den wechselnden Farben der Jahreszeiten, sondern auch in den landschaftlichen Formen. Von den tiefsten Punkten im Osten mit etwas mehr als 150 Metern Seehöhe bis hin zu den höchsten Gipfeln des Landes, wie dem Schneeberg mit 2.076 Höhenmetern.