MIB Patrick und Alfred Wagner Präzessionsinstrumente
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„MENSCHEN IM BLICKPUNKT HISTORY“

Das vererbte Geschäft mit der Präzision

Die Liebe zur Präzision kann offenbar vererbt werden: In Dietmanns (Bezirk Waidhofen an der Thaya) erzeugt Patrick Wagner Werkstücke, die auf tausendstel Millimeter genau gefertigt sind. Um die Qualitätskontrolle kümmert sich Großvater Alfred.

Computergesteuert werden in der elektromechanischen Werkstatt der Familie Wagner Stahlplatten mit Laserstrahlen aufs µ (My) genau geschnitten – also auf einem Tausendstel Millimeter. „Diese exakt fabrizierten Teil sind gefragt, wir exportieren bis nach China, haben aber auch viele heimischen Kunden“, sagt Geschäftsführer Patrick Wagner.

Unter anderem werden in Dietmanns Steckverbindungen gefräst, die in die „Smart Meter“, die neuen digitalen Stromzähler eingebaut werden. Für die Qualitätsprüfung ist der Großvater des Geschäftsführers, Firmengründer Alfred Wagner zuständig: „Ich bin gelernter Uhrmacher, da ist Präzision das Wichtigste.“ Seit den 1960-er Jahren kümmert er sich um die Eichung von Messgeräten und arbeitet in der Produktion von Münz- und Stromzählern.

MIB Patrick und Alfred Wagner Präzessionsinstrumente
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Alfred Wagner kümmert sich seit den 1960-er Jahren um die Eichung von Messgeräten

Pendeluhr als Stromzähler

Privat hat Alfred Wagner eine stattliche Sammlung „Eichkundlicher Instrumente“ aufgebaut. Zu sehen sind Waagen und Hohlmaße, die noch aus der Monarchie stammen, ebenso wie Stromzähler seit den Anfängen der Elektrifizierung. Das älteste Modell stammt aus dem Jahr 1890: „Damals ist eine Pendeluhr so umgebaut worden, dass sich der Minuten und der Stundenzeiger nur dann bewegen, wenn Strom fließt“, erklärt Alfred Wagner, „so konnte man exakt ablesen, wie lange Strom verbraucht worden ist.“

In der privaten Sammlung kann man auch sehen, dass die verschiedenen Maßeinheiten erst im Lauf der Zeit vereinheitlicht wurden. Neben der Vielzahl verschiedener Einheiten, wie etwa Becher, Massel und Metzen bei Hohlmaßen, gab es auch regionale Unterschiede: In Österreich fasste ein Metzen etwa 60 Liter, in Bayern weniger als 40.

Das Geschäft mit der Präzision

In den Werkstätten von Familie Wagner in Dietmanns wird seit Jahrzehnten auf hunderstel Millimeter genau gearbeitet. Der Hang zur Präzision wurde dort offenbar vererbt.

Vielzahl unterschiedlicher Maßeinheiten

„Gewaltige Unterschiede gab es auch bei den Längenmaßen“, erklärt Alfred Wagner, „der Vorgänger des Meters war der Klafter. Jede Herrschaft hatte einen eigenen Klafter – einige waren kürzer als ein Meter, andere sogar länger als zwei.“ Ein Klafter sollte eigentlich der Spanne zwischen den ausgestreckten Armen eines erwachsenen Mannes entsprechen.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 16.1.2022

Unter Maria Theresia wurde der „Wiener Klafter“ als einzig gültiger Klafter in der k.&k. Monarchie eingeführt. Ein geeichter „Wiener Klafter“, der exakt 1,8965 Meter lang ist, ist in der Sammlung in Dietmanns zu sehen. Auf der Metallstange sind zudem zwei Thermometer angebracht, um die je nach Temperatur unterschiedliche Ausdehnung des Klafters berücksichtigen zu können.