Historikerinnen beim Übersetzen
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„Menschen im Blickpunkt“

Neue Geschichten aus alten Schriftstücken

Die meisten von uns können alte Dokumente kaum noch lesen. Deswegen übersetzen die beiden Historikerinnen Brigitte Urabl und Alexandra Schweißer in Etsdorf am Kamp (Bezirk Krems) alte Schriftstücke und machen dadurch Geschichte lebendig.

Eheverträge, Rechnungen, Briefe, Inventarlisten – die beiden Historikerinnen übersetzten schon viel. „Unser ältestes Schriftstück war eine Rechnung aus dem 16. Jahrhundert“, erzählt die 34-jährige Brigitte Urabl. Aus alten Schriftstücken können die beiden viel herauslesen. „Anhand von Rechnung können wir auch dokumentieren, wie sich Häuser oder Kirchen baulich verändert haben“, sagt Urabl.

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„NÖ heute“, 23.1.2022

Wenn die Dokumente gut leserlich geschrieben sind, brauchen die Historikerinnen nur ein paar Stunden für eine Übersetzung. „Es kommt aber auch darauf an, ob wir alle Wörter kennen“, sagt Alexandra Schweißer. Bei der Übersetzung einer Inventarliste in einem Museum in Krems rätselten die beiden tagelang über das Wort „Volartuch“. „Wir haben das Wort nicht gekannt und deshalb auch nicht gewusst, ob wir es richtig lesen“, sagt die 33-Jährige. Mittlerweile wissen sie, dass es sich dabei um ein Schultertuch handelt, das aus dem Volarstoff hergestellt wird.

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Brigitte Urabl und Alexandra Schweißer beim Übersetzen

Schreibweise und Wortgebrauch änderten sich

Über die Jahrhunderte änderte sich nicht nur die Schreibweise von Wörtern, sondern Wörter wurden früher auch anders verwendet. Bei den Übersetzungen sei es immer wichtig, dass man sie im richtigen Zusammenhang übersetzt. „Wenn jemand nicht gut sieht, also schlecht sieht, dann hat man früher gesagt, er hat blöde Augen“, so Urabl.

Mittlerweile haben die beiden viel Erfahrung und geben ihr Wissen auch in eigenen Kursen weiter. Das Lesen von alten deutschen Schriften, wie der Kurrentschrift, haben sie im Zuge ihres Studiums gelernt. „Mich haben Schriften schon immer fasziniert. Die Kurse an der Universität haben mir großen Spaß gemacht“, erzählt Urabl.

Altes Schriftstück
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Solche Schriftstücke werden von den Historikerinnen übersetzt

Bei Alexandra Schweißer war ihre Oma ausschlaggebend für ihren Werdegang. „Sie hat gesagt, jetzt studierst du Geschichte, dann musst du auch die Kurrentschrift lesen können und dann hat sie mir ein altes Kochbuch in die Hand gedrückt“, erzählt sie. Das Übersetzen von alten Dokumenten ist für die beiden ganz und gar keine trockene Arbeit, denn „wir leben auch ein wenig mit den Menschen mit und bekommen ein Bild davon, wie sie früher gelebt haben“, sagen die Historikerinnen.