Vielleicht liegt es an einem durch die Pandemie wiederentdeckten Interesse an der Natur, dass der Vorjahresrekord an Vogelbeobachterinnen und Vogelbeobachtern neuerlich gesteigert wurde. Bei der Vogelschutzorganisation „BirdLife“ beteiligten sich an der jährlich stattfindenden Wintervogelzählung 23.464 Menschen. Das sind um fast sieben Prozent mehr als 2021. Insgesamt wurden an den vier Zähltagen Anfang Jänner fast 600.000 Vögel an die Vogelschutzorganisation BirdLife gemeldet.
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„Guten Morgen Niederösterreich“, 25.1.2022
Die Anzahl der gezählten Vögel pro Garten stagnierte auf niedrigem Niveau, gab die Organisation am Montag bekannt. Häufigster Wintervogel in Österreich wurde die Kohlmeise, gefolgt von Haussperling und Feldsperling. Die Amsel lag auf Platz vier.
In Niederösterreich mehr Vögel in den Gärten
In den Bundesländern gab es teils recht unterschiedliche Ergebnisse. Während beispielsweise in Kärnten weniger Wintervögel in den Gärten gezählt wurden, waren es im Osten Österreichs überall mehr Individuen. In Niederösterreich wurden der Vogelschutzorganisation 134.834 Vögel gemeldet. Das entspricht etwa 29 Vögeln pro Garten und liegt leicht unter dem bundesweiten Schnitt von 31 Vögeln pro Garten. Allerdings wurden fast 18 Prozent mehr als im Vorjahr gezählt.
Laut „BirdLife“ seien die vermehrten Beobachtungen „bedingt durch das schneearme und überdurchschnittlich warme Wetter rund um das Dreikönigswochenende“. Zudem war das Vorjahr ein Mastjahr der Buchen, Tannen, Eichen und Fichten, das heißt die Bäume wiesen eine besonders große Samenproduktion auf. Dadurch waren die Meisen eher im Wald als in den Gärten unterwegs und wurden im Vorjahr weniger gezählt.
In Niederösterreich flogen heuer um zwei Drittel mehr Kohlmeisen als im Vorjahr ein und kürten sich damit zum häufigsten Wintervogel. Mit fünf Vögeln pro Garten waren sie in neun von zehn Gärten zu sehen. Der Feldsperling konnte gleich häufig wie im Vorjahr gezählt werden, rutschte dennoch auf Platz zwei. Knapp dahinter auf Platz drei landete der Haussperling (Spatz), der knapp zwölf Prozent aller Vögel Niederösterreichs ausmachte. Ein deutliches Lebenszeichen setzte der Buchfink, dessen winterliches Auftreten gegenüber dem Vorjahr um die Hälfte zunahm (plus 49,9% Vögel pro Garten) und der damit Platz sieben erreichte.
Vogelbestände werden laufend weniger
Die teils erfreulichen Ergebnisse dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Anzahl der Wintervögel laufend zurückgehe, betont „BirdLife“. Die Top-Drei – Kohlmeise, Haussperling und Feldsperling – machten wie jedes Jahr mehr als ein Drittel aller Vögel bei der Winterzählung aus. „In den letzten Jahren wurde im winterlichen Siedlungsraum von den ‚big three‘ ein Individuum pro Garten weniger gezählt“, heißt es. Das entspricht einem Rückgang von 20,8 Prozent.

Als Gründe dafür werden klimatische Faktoren sowie zunehmende Bodenversiegelung oder der Verlust alter Baumbestände genannt. Zudem würden aufgrund milderer Winter weniger Vögel aus dem Norden oder Nordosten Europas zuziehen. Wetter- sowie nahrungsbedingte Wanderbewegungen der Vögel innerhalb Österreichs sowie das zyklische Auftreten der Baummast beeinflussen die Zahlen der Vögel im Siedlungsraum ebenso.
Besonders niedrig war dieses Jahr der gezählte Bestand des Grünlings, der den niedrigsten Wert seit Beginn der Zählungen erreichte. Vor zehn Jahren wurde er noch in der Hälfte aller Gärten gezählt, diesmal nur noch in jedem vierten Garten. Hauptursache dafür ist das sogenannte Grünlingssterben, eine Erkrankung, die durch Parasiten hervorgerufen wird.