„Kulturerbe“

Gerichtsgebäude mit Geschichte

Wer ein Gerichtsgebäude betritt, sei es als Kläger oder Beklagter, hat für Kunst und Architektur keine Blicke übrig. Dabei haben diese Amtshäuser manchmal eine interessante Geschichte, wie am Landesgericht Krems zu sehen ist.

Es war das teuerste Gebäude der ersten Republik: 4,8 Millionen Schilling hat es gekostet. Durch den Bau versuchte man, die damals hohe Arbeitslosigkeit zu senken. „Es wurden 30 Kilometer Stromleitungen verlegt, 30 Millionen Ziegel verwendet und 940.000 Arbeitsstunden eingesetzt“, erzählt Richard Simsalik, Präsident des Landesgerichts Krems.

Das Landesgericht Krems von außen mit vier überlebensgroßen Statuen
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Die Figuren stehen für unterschiedliche Funktionen im Rechtssystem

Bereits 1913 hätte es gebaut werden sollen, doch der Erste Weltkrieg verhinderte das Vorhaben. So wurde dieses Großprojekt 1930 in der ersten Republik begonnen, als Zeichen einer neuen Zeit und unabhängiger Rechtssprechung. Erbaut nach den Plänen von Architekt Franz Sturm im Stil der Neuen Sachlichkeit, wurde es nach drei Jahren fertiggestellt. Außen wie innen ist das denkmalgeschützte Gebäude bis heute nahezu unverändert geblieben.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 9.2.2022

Die vier überlebensgroßen Figuren an der Außenfassade stellen vermutlich einen Richter, einen Staatsanwalt, den Gesetzgeber sowie einen Rechtsanwalt dar. Die beiden äußeren Figuren stammen von Josef Horak, die beiden inneren von Christa Vogelmayer.

Nationalsozialismus und Digitalisierung

Vor dem Großen Schwurgerichtssaal sind die sieben Todsünden dargestellt, jeweils mit einem positiven Gegenstück – ein Werk des Künstlers Leopold Schmid, das während des Nationalsozialismus übertüncht wurde. In den 1980er-Jahren wurde es, gemeinsam mit anderen künstlerischen Arbeiten und teilweise vom Künstler selbst, wieder freigelegt.

Darstellung der sieben Todsünden vor dem Schwurgerichtssaal
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Leopold Schmid hat den Raum vor dem Schwurgerichtssaal gestaltet

Derzeit werden die Gerichtssäle modernisiert. „Auch hier bleibt die Digialisierung nicht stehen. Wir stellen auf die elektronische Akte um und wir werden Bildschirme an den Wänden anbringen, wobei immer das Bundesdenkmalamt eingebunden ist“, sagt Simsalik.