Kostümverleih in ehemaligem Kino
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„Menschen im Blickpunkt“

Ein altes Kino, als Kostümverleih verkleidet

Im ehemaligen Kino von Möllersdorf (Bezirk Baden) befindet sich die wohl größte private Kostümsammlung des Landes: Carla Dögl besitzt mehr als 6.000 Verkleidungen, vom Steinzeitmenschen bis zum Außerirdischen, dazu prachtvolle Kostüme aus der Staatsoper.

Egal für welchen Anlass, Carla Dögl hat ein passendes Gewand dafür. Fräcke und Abendkleider für den Opernball gibt es bei ihr ebenso wie verrückte Kostüme für Faschingsumzüge und Maskenbälle. Ob Mittelalterfest, Halloweenparty, Perchtenlauf, Hochzeit oder Laientheater: Im ehemaligen Kino von Möllersdorf stehen dutzende Kleiderständer mit Verkleidungen für alle Altersgruppen.

„Das beginnt bei Faschingskostümen für Babys, die noch im Kinderwagen liegen“, erzählt Dögl – "im Prinzip ein Schlafsack, der wie ein Clown ausschaut. Für Eineinhalbjährige habe ich sogar schon einen Frack, allerdings im Pinguin-Design mit Schnabel.“

Verkleidungen von Igel bis Emmentaler

Die Liebe zu Kostümen aller Art entdeckte Dögl, als sie plötzlich für ihre drei Söhne Faschingsverkleidungen benötigte: „Wir hatten damals nicht viel Geld. Da habe ich selbst Kostüme genäht und gebastelt. Im Lauf der Zeit ist das immer mehr geworden.“

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Kostümverleih in ehemaligem Kino
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Das Gebäude des ehemaligen Kinos wird heute anders genutzt
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„Dick und Doof“ alias „Laurel und Hardy“ sind nur zwei der tausenden Verkleidungen
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Die Palette reicht von Alf bis zu Frankensteins Monster
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Daneben sammelt Dögl jedoch auch prunkvolle Kleider für nahezu jeden Anlass

Klassiker wie Prinzessin, Cowboy und Pippi Langstrumpf sind natürlich dabei, es gibt aber auch jede Menge ungewöhnliche Verkleidungen, etwa einen überdimensionalen Emmentaler-Käse oder ein Igel-Kostüm: „Das war besonders aufwendig zu machen: Für die Gesichtsmaske habe ich Föhrennadeln aus unserem Garten genommen. Die Stacheln am Gewand sind aus Stoff, in die einzeln mit einem Bleistift Schaumstoffstückchen gestopft werden mussten“, erzählt die Kostümverleiherin, die hauptberuflich einen Hundesalon betrieb und ursprünglich die Ausbildung zur Krankenschwester absolviert hatte.

Das Stethoskop, das sie in diesen Jahren bekommen hatte, ist jetzt eines der tausenden Accessoires, die die Kostüme perfekt machen: Es gibt alle möglichen Schuhe und Stiefel, ebenso wie Hüte und Perücken, dazu Schwerter, Schmuck und Bischofsstäbe. „Ich achte auf jedes Detail. Wenn man bei mir ein Kostüm ausborgt, dann muss einfach alles passen“, meint Carla Dögl.

Kostümverleih in ehemaligem Kino
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Das Stethoskop der früheren Krankenschwester ist jetzt im Inventar des Kostümverleihs

Prunkstücke aus dem Fundus der Staatsoper

Neben hunderten selbst genähten Kostümen gibt es etliche, die sie aus dem Fundus der Staatsoper erworben hat: „Das sind alles Einzelstücke, prachtvolle Kleider im Mittelalter-, Rokoko-, Barock-, Biedermeier- und Renaissance-Stil.“ Die Sammlung wird im ehemaligen Kino von Möllersdorf gelagert. Das Kino wurde 1928 eröffnet und war bis 1985 in Betrieb. Im Foyer hängen immer noch alte Filmplakate. Auch deshalb, weil unter den 6.000 Kostümen jede Menge Filmverkleidungen zu finden sind: Von „Herr der Ringe“ über „Harry Potter“ bis zu „Star Wars“, von den Teletubbies bis Alf, von „Dick und Doof“ bis „Asterix und Obelix“.

In normalen Jahren arbeitet Carla Dögl in der närrischen Saison von früh bis spät in ihrem Kostümverleih. Pandemiebedingt ist es momentan ruhig. Ans Aufhören denkt Carla Dögl aber nicht: „Ich hab mittlerweile Enkelkinder, die immer zu mir sagen: Oma, spielen wir Verkleiden! Und dann suchen wir uns lustige Kostüme und verkleiden uns. Oder ich näh noch schnell ein paar neue Kostüme für meine Lieblinge!“