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Gesundheit

Kopfschmerzen: Worauf man achten muss

Bei manchen kündigen sich Wetterumschwünge durch Kopfschmerzen an. Apotheker Gilbert Zinsler weiß, welche rezeptfreien Möglichkeiten es zur Kopfschmerz- und Migränebehandlung gibt und wie man Migräne etwa von Kopfweh unterscheidet.

Wie kann ich Migräne von „normalem“ Kopfschmerz unterscheiden?

„Kopfschmerzen und Migräne unterscheiden sich nicht unbedingt in der Stärke des Schmerzes, aber in der Dauer und Intensität. Im Gegensatz zur Migräne, deren Schmerz eher einseitig ist, kommt es beim Spannungskopfschmerz zu beidseitigen Schmerzen. Ebenso wie der Kopfschmerz sind Migräneattacken von Person zu Person unterschiedlich. Migräne äußert sich meist durch pochende und intensive Kopfschmerzen und sie bringt unangenehme Begleiterscheinungen mit sich: Betroffene klagen über Übelkeit, Erbrechen und Schwindel. Sie sind häufig sehr empfindlich gegenüber Licht, Lärm und Gerüche. Die Beschwerden können einige Stunden, aber auch mehrere Tage dauern. Sie können von der sogenannten Migräneaura begleitet werden, die sich durch Sehstörungen (Das Sehen von Zickzack-Mustern, blinden Flecken und Verschwimmen der Sicht). Weiters klagen Patienten über eigenartige Empfindungen (Kribbeln, oder Taubheitsgefühl ohne erkennbaren Grund), sowie Veränderungen des Geruchs- oder Geschmackssinnes äußert. Verschlimmerung der Symptome bei Bewegung (auch bei geringer Belastung wie Stufensteigen).“

Welche rezeptfreien Möglichkeiten zur Kopfschmerz- und Migränebehandlung gibt es?

„Klassische Schmerzmittel, wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Ibuprofen sind bei der Behandlung von klassischem Kopfschmerz und Migräne wirksam. Auch leichtere und mittelstarke Migräneattacken sollten zunächst mit diesen Substanzen behandelt werden. Substanzen aus der Gruppe der sogenannten Triptane zeigen die beste Wirksamkeit bei akuten Migräneattacken und sollten bei starken Kopfschmerzen und bei Migräneattacken, die nicht auf Analgetika oder NSAR ansprechen, eingesetzt werden. Manchmal können die beiden Substanzgruppen auch kombiniert werden. Die wirksamste Kopfschmerztablette ist aber jedenfalls diejenige, die möglichst schnell wirkt. Meine Empfehlung ist es daher ev. zu Brausetabletten zu greifen, da der Wirkstoff daher schon im Glas aufgelöst wird. Eine andere Möglichkeit sind Beutel mit einem Granulat, die ohne Wasser eingenommen werden können. Dadurch wird das Medikament rasch ins Blut aufgenommen. Das Resultat ist eine schnelle und effektive Schmerzlinderung, auch für unterwegs. Auch Schmelztabletten, die sich im Mund auflösen haben sich bewährt.“

Was versteht man unter Spannungskopfschmerz?

„Dabei handelt es sich um gelegentlich auftretende, leichte bis mittelschwere Kopfschmerzen. Die Ursache des Spannungskopfschmerzes ist noch immer nicht ganz geklärt: Während man früher dachte, dass die Ursache in einer Verspannung oder Verhärtung der Muskulatur liegt, geht man heute von einer gestörten Schmerzhemmung nach einer entsprechenden Reizung aus. Die Intensität von Spannungskopfschmerzen steigert sich meist langsam. Die Schmerzen treten zwar auf beiden Kopfhälften auf, betreffen aber oft nur bestimmte Regionen wie Stirn, Schläfen oder Scheitel. Spannungskopfschmerzen fühlen sich eher dumpf und drückend an und Begleiterscheinungen wie Übelkeit sind eher selten. Die Schmerzen halten meistens zwischen einer halben Stunde und wenigen Tagen an. Eine mögliche Therapie neben den klassischen Schmerzmittel sind wärmende Pflaster, wenn der Schmerz durch eine verspannte und verhärtete Muskulatur am Nacken ausgelöst wird.“

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Auch Medikamente können Kopfschmerz auslösen: Auf was muss man achten?

„Sogenannter Schmerzmittel-Kopfschmerz stellt ein oft vernachlässigtes Problem in der Kopfschmerztherapie dar. Patienten die über einen längeren Zeitraum zu hohe Dosen von Schmerzmittel einnehmen, sind gefährdet ohne Schmerzmittel unter Kopfschmerz zu leiden. Wenn die Schmerzmittel nicht genommen werden, verstärkt sich oft der Kopfschmerz. Es wird daher empfohlen, alle Kopfschmerz- und Migränepräparate nicht länger als drei Tage hintereinander und nicht mehr als zehn Tage im Monat einzunehmen. Dieser Schmerzmittel-Kopfschmerz besteht meist fast täglich (20 Kopfschmerztage im Monat, 10 Stunden Kopfschmerz im Tag) und fühlt sich dumpf, bohrend oder pulsierend an. Manchmal ist er von leichter Übelkeit und Licht und-Lärm Empfindlichkeit begleitet.“

Was ist der Vorteil von Triptanen zur Migränebehandlung?

„Triptane sind die Therapie erster Wahl bei mittelschweren und schweren Migräneattacken. Sie wirken direkt an der Ursache und helfen dort, wo andere Schmerzmittel nicht oder nicht ausreichend ansprechen. Migränebeschwerden können durch eine vorübergehende Erweiterung der Blutgefäße im Kopf hervorgerufen werden. Seit kurzem gibt es auch bei uns den Wirkstoff Zolmitriptan rezeptfrei in der Apotheke. Er und andere Wirkstoffe dieser Substanzklasse reduzieren diese Erweiterung und tragen so dazu bei, dass der Kopfschmerz und weitere Migränebeschwerden – wie Übelkeit, Erbrechen und Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen – vergehen. Schmerzen werden signifikant besser und sehr schnell, d.h. meistens innerhalb von max. zwei Stunden gelindert. Dies ist der wichtigste Vorteil für Patienten gegenüber anderen Migränemedikamenten.“

Gibt es unerwünschte Wirkungen? Wann eignen sich Triptane nicht?

„Triptane werden üblicherweise sehr gut vertragen. Bei bestimmten Krankheiten sollen sie nicht angewendet werden. Dazu gehören beispielsweise die Koronare Herzerkrankung (KHK), unbehandelter Bluthochdruck, schwere Nieren- und Leberfunktionsstörungen sowie Schlaganfälle. Für Kinder unter 12 Jahren sind Triptane ebenfalls nicht geeignet.“

Welche Tipps für den Akutfall einer Migräneattacke können Sie den Hörerinnen und Hörern geben?

1. Arzneimittel möglichst rasch nach dem Beginn der Symptome einnehmen: Dies gilt für Triptane, die unmittelbar zum Start der Schmerzphase eingenommen werden, um die volle Wirksamkeit zu entfalten zu können, aber auch für klassische Schmerzmittel.

2. Entspannen Sie sich bei Ruhe und Dunkelheit.

3. Um den pochenden Schmerz zu lindern hilft es oft Coolpacks, bzw. kühlende Auflagen auf die Schläfen zu legen.

4. Trotz der Beschwerden und ggf. der Übelkeit ausreichend Wasser trinken.

5. Ein altes Hausmittel ist Espresso mit Zitronensaft. Auch das kann man probieren.

Migräne – Wie kann ich vorbeugen?

„Migräne, die immer wieder auftritt, sollte jedenfalls neurologisch abgeklärt werden. Am besten ist es schon vorab ein Migräne-, oder Kopfschmerztagebuch zu führen und mit diesem dann zum Facharzt zu gehen. Dieses hilft dem Neurologen bei der Abklärung; und außerdem erkennt man oft selbst Auslöser für Migräneattacken, wie Stress, hormonelle Schwankungen, Wetterumschwünge und histaminreiche Lebensmittel. Man bezeichnet diese Auslöser auch als Trigger von Migräneattacken.“

Welche Tipps und Maßnahmen abseits von Medikamenten können helfen Migräneanfälle zu verhindern?

„Betreiben Sie regelmäßig leichten Ausdauersport. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft macht einen „klaren Kopf“ Ausreichende Flüssigkeitszufuhr Regelmäßiger Schlaf, wenig Alkohol und Verzicht auf Nikotin Unterstützen Sie Ihren Körper mit komplementärmedizinischen Methoden wie Akupunktur. Entspannungstechniken wie autogenes Training, Meditationen etc. können helfen.“

Natürliche Hilfen bei Kopfschmerz oder Migräne

Mit Mutterkraut in Kapselform kann man auch Migräneanfälle vorbeugen?

"Trotzdem leiden Betroffene – es sind leider doppelt so oft Frauen, wie Männer – immer wieder unter Migräne: Ihnen empfehle ich Mutterkraut in Kapseln auszuprobieren. Mutterkraut hat eine dreifache Wirkung gegen Migräne: Es wirkt zielgerichtet, genau dort, wo Migräne entsteht – in den Blutgefäßen im Kopf. Es hemmt die Erweiterung der Blutgefäße und verhindert Entzündungsvorgänge, die den Schmerz verursachen.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 26.1.2022

Weiters ist ein anderer positiver Effekt zu bemerken: Mutterkraut wirkt frühzeitig noch bevor der Schmerz einsetzt. Somit gelingt es Migräne-Attacken vorzubeugen und deren Häufigkeit in der Anzahl zu verringern. Die übliche Einnahme ist einmal täglich eine Kapsel. Da sich die Wirkung kontinuierlich aufbaut, sollte Mutterkraut über einen längeren vor allem vorbeugend Zeitraum eingenommen werden."

Auch Pfefferminze kann gegen Kopfschmerzen helfen?

„Ätherisches Öl der Pfefferminze ist eine natürliche Hilfe, hat eine entspannende und beruhigende Wirkung und bringt bei Kopfschmerz wohltuende Linderung. Es gilt in der Aromatherapie als „das“ Hausmittel bei Kopfschmerzen und beginnender Migräne. Sein Hauptinhaltsstoff Menthol wirkt kühlend und vitalisierend, der frische und klare Duft sorgt schnell für Erleichterung. Das ätherische Öl kann auf die Schläfen, den Nacken bzw. Akkupressurpunkte an der Stirn, oder den Armen aufgetragen werden. Besonders praktisch ist ein Roll-on, den man bei sich tragen kann und bei beginnenden Beschwerden ganz einfach und schnell anwenden kann.“

Stress löst häufig Kopfschmerzen aus: Was kann man da tun?

„‚Wird es stressig‘, schüttet unser Körper Stresshormone aus, um uns buchstäblich in „Alarmbereitschaft“ zu versetzen. Magnesium dämpft die Ausschüttung von Stresshormonen. Kurzzeitig ist dies kein Problem, bei länger anhaltendem Stress kommt es zu einem Magnesiummangel, der wiederum die Stressempfindlichkeit erhöht. Daher ist es entsprechend wichtig, auf eine ausreichende Magnesiumversorgung zu achten. So unterstützt der Mineralstoff die innere Ausgeglichenheit. Auch Magnesiummangel-bedingten Kopfschmerzen und Migräne kann so vorgebeugt werden.“

Auch B-Vitamine können bei Migräne unterstützend helfen?

„Ebenso wie Magnesium können andere Mikronährstoffe die schulmedizinische Behandlung von Migräne und Kopfschmerz unterstützen. Mit B-Vitaminen, wie Vitamin B2 und B12, lassen sich die Anfallshäufigkeit und -intensität oftmals weiter verringern und somit die Therapie optimieren. B-Vitamine tragen jedenfalls zu einem normalen Energiestoffwechsel bei und unterstützen die gesunde Funktion von Nervensystem und Psyche. Auch die Kombination Coenzym Q10 und Omega-3-Fettsäuren mit klassischen Schmerzmitteln können ev. die Schwere der Migräne-Attacken reduzieren.“