römische Funde Pöchlarn
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„Kulturerbe“

Pöchlarns römische Vergangenheit am Limes

Entlang der ehemaligen Grenze des römischen Reiches, dem Donaulimes, finden sich heute noch zahlreiche historische Bauten. Eine davon befindet sich im heutigen Pöchlarn, das Kastell Arelape. Im Stadtmuseum kann man sich auf Spurensuche begeben.

Lager, Wachtürme und Kastelle. Rund 500 Jahre lang sicherten die Römer mit militärischen Anlagen die Nordgrenze ihres Reiches entlang der Donau gegen die Germanen am anderen Ufer. Damit verbunden entstanden auch Zivilsiedlungen. Diese Grenze, der Donaulimes, ist nun seit einigen Monaten UNESCO Weltkulturerbe und erstreckt sich über mehrere Staaten. Dazu gehören auch die noch vorhandenen römischen Baudenkmale entlang des gesamten Donaulimes, auch in Niederösterreich.

Das Kastell Arelape im heutigen Pöchlarn (Bezirk Melk) ist damit Teil der neuen Weltkulturerbestätten. So wie viele in Niederösterreich von Carnuntum, über Zeiselmauer, Tulln, Mautern (Bezirk Krems) oder Wallsee (Bezirk Amstetten), um nur einige zu nennen. In Pöchlarn sind es Reste zweier schwer zugänglicher Hufeisentürme des Kastells. Sie wurden auch für die 3D-Kulturdatenbank des Landes in Zusammenarbeit der Abteilung Kunst und Kultur und des allgemeinen Baudiensts der niederösterreichischen Baudirektion gescannt und dokumentiert.

Die Gemeinde Pöchlarn plant zudem, sie digital öffentlich zu präsentieren. Im Stadtmuseum Arelape-Bechelaren-Pöchlarn im Welserturm machen zahlreiche Fundstücke die römische Vergangenheit von Pöchlarn und das Leben am Donaulimes lebendig. Ein absolutes Highlight und ein österreichweit bedeutender Fund aus Pöchlarn ist eine Öllampe aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. Sie ist aus Buntmetall in Form eines Fußes mit Sandale mit einer Grille am Rist gestaltet. Dieses Symbol wird der Mythologie des Dionysos Kults zugeordnet. Ein Fund von neueren Grabungen im Zug von Bauarbeiten in Pöchlarn. Jetzt eine Dauerleihgabe der Wohnbaugenossenschaft Terra.

Fußlampe
Terra
Diese Öllampe ist ein bedeutender Fund aus Pöchlarn

Hilfstruppenlager im Kastell Arelape

Genauso wie andere Funde dieser Grabungen, die jetzt frisch restauriert ins Stadtmuseum zurückgekommen sind. Sie erzählen anschaulich vom römischen Pöchlarn, der Zivilsiedlung und dem Kastell Arelape am Donaulimes. Das Kastell Arelape war 500 Jahre lang ein Hilfstruppenlager ab dem 1. Jahrhundert nach Christus. 500 bis 1.000 Mann waren dort über die Jahrhunderte stationiert, von einer britischen Einheit, über die zweite italienische Legion bis zu einer dalmatinischen Reitereinheit. Jedem Legionär stand damals täglich ein halbes Kilogramm Getreide zu, was allein schon zeigt, welche Versorgungsmengen für das Kastell nötig waren.

Donaulimes ist nun UNESCO-Weltkulturerbe

Ob Wachtürme, Lager oder Kastelle. Gut 500 Jahre lang haben die Römer damit bei uns die Nordgrenze ihres Reiches entlang der Donau gegen die Germanen abgesichert. Diese Grenze, der Donaulimes, ist nun Unesco-Weltkulturerbe.

Darüber hinaus war Arelape ein Stützpunkt der römischen Donauflotte. In einem Beamtenverzeichnis ist die Funktion eines Flottenkommandanten belegt. Im Stadtmuseum Pöchlarn erinnert ein Modell einer Liburne an die Flussschiffe der Römer. Eine Liburne hatte demzufolge eine Originallänge von 21 Metern. Sie war 3,50 Meter breit und hatte 70 Zentimeter Tiefgang. Damit konnte man auch sehr gut anlegen. Die Donau war damals ja noch nicht reguliert. Die Schiffe wurden von den Soldaten gerudert, konnten aber auch segeln und übernahmen Truppen und Warentransporte und Patrouillendienste. Sie sicherten den Donaulimes die Grenze zu den Germanen zu Wasser.

Fundobjekte dokumentieren Fernhandelsweg

Die Donau war zur Römerzeit schon ein wichtiger Fernhandelsweg. Das beweisen auch Fundobjekte aus Pöchlarn. Wie eine fast 2.000 Jahre alte Terra Sigillata Schüssel, die in Südgallien um das Jahr 80 nach Christus hergestellt wurde. Terra Sigillata war ein Geschirr, das sich vor allem vornehmere Römer leisten konnten. Zu den besonderen Objekten im Stadtmuseum Pöchlarn gehört auch eine Besitzermarke. Sie nennt einen gewissen Lucius, einen Unteroffizier einer römischen Reitereinheit. Die Besitzermarken waren auf der Ausrüstung, also Schilder oder Schwerter, der römischen Soldaten angebracht.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 6.4.2022

Pöchlarn bewahrt und präsentiert sein beeindruckendes römisches Erbe ganz im Sinn des UNESCO Weltkulturerbes Donaulimes. Denn mit dem Weltkulturerbe ist auch der Auftrag verbunden, die noch vorhandenen Baudenkmale und das Wissen um den Donaulimes zu erhalten, zu dokumentieren und den Menschen zu vermitteln.

Ab 30. April, jeweils Samstag von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr und nach Vereinbarung, können Besucher und Besucherinnen das römische Pöchlarn im Stadtmuseum erkunden.