Mehr als 70 Theaterstücke hat Alexander Hauer bereits inszeniert. Nach der Leitung der Sommerspiele in Melk wird er ab Herbst 2023 auch für das Programm der St. Pöltner Bühne im Hof zuständig sein. Dass für ihn aber eigentlich ein ganz anderer beruflicher Weg vorgesehen war und wie er seine Aufgabe sieht, das Dollfußmuseum in Texingtal (Bezirk Melk) neu auszurichten, erzählte er Robert Friess in „Ganz Persönlich“.
noe.ORF.at: Das Kulturzentrum Tischlerei in Melk, die Sommerspiele, Wachau in Echtzeit – Sie koordinieren fast 100 Veranstaltungen jährlich, geht sich die Bühne im Hof nächstes Jahr überhaupt noch aus?
Alexander Hauer: Es braucht ja manche Veränderungen, ich werde logischerweise einige Dinge nicht mehr weitermachen. Gleichzeitig ist es für uns kreative Menschen notwendig, dass wir neue Herausforderungen haben und uns inhaltlichen Debatten stellen. Ich freue mich, dass ich das zukünftig auch in der Landeshauptstadt machen darf.
noe.ORF.at: Von der Bezirkshauptstadt in die Landeshauptstadt, was sind Ihre Pläne für St. Pölten?
Hauer: Natürlich haben wir vieles überlegt, aber es gebietet auch der Respekt und die große Wertschätzung von Daniela Wandl, dass sie jetzt einfach in Ruhe ihr Programm machen kann. Jetzt bin ich auch mitten in der Sommerspielevorbereitung, Details gibt es erst im Herbst.
noe.ORF.at: Als ich Kulturredakteur in den 1990ern war, war bei den Sommerspielen noch Nikolaus Büchel Intendant und es gab einen jungen Regieassistenten, den Xandl. Hat da Ihre Leidenschaft für das Theater begonnen?
Hauer: Die hat wahrscheinlich früher begonnen, weil ich glücklicherweise in einer Familie aufgewachsen bin, in der Musik und Theater immer einen Platz hatten. Meine Mutter war Kirchenchorleiterin und Organistin, mein Vater war Musikant und sie haben auch das Theater des Kirchenchors geleitet. Ich erinnere mich immer wieder, wenn ich auf meine Neffen und Nichten in den Ferien aufpassen musste, habe ich zur Ferienbeschäftigung immer Theater gespielt. Das dürfte offenbar doch DNA gewesen sein.

noe.ORF.at: Sie sind in Sankt Oswald (Bezirk Melk) geboren, als jüngstes von zehn Geschwistern – war der Weg vorgegeben oder hatten die Eltern etwas anderes vor?
Hauer: Naja, nach Melk kam ich, um Pfarrer zu werden. Josef Hader sagt ja, das ist ein und derselbe Beruf, nur, dass es die Geistlichen leichter haben, weil sie sich auf den Chef oben ausreden können.
noe.ORF.at.: Seit 2001 sind Sie Intendant der Sommerspiele. Ursula Strauss ist hier unter anderem auf der Bühne aufgetreten, hat auch hier ihre erste Bühnenerfahrung gesammelt.
Hauer: Die Uschi, das darf ich sogar unter Anführungszeichen sagen, die habe ich sogar mitentdeckt. Ihr Bruder hat mich bei einem Geburtstagsfest von einem Klassenkollegen gefragt, ob ich ihr bei der Aufnahmeprüfung zur Schauspielschule helfe. Das war damals 1993 noch eine Laienbühne und ich habe sie gefragt, ob sie Lady Macbeth spielen möchte. Und dann ist sie auch bei uns geblieben. Bei den Sommerspielen hat sie fantastische Rollen gespielt – egal ob die Adelheid in Götz von Berlichingen oder die Krimhild bei den Nibelungen.
noe.ORF.at: Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hat sie beauftragt, das Dollfußmuseum in seinem Heimatort Texingtal zu adaptieren und neu zu bewerten. Ist das überhaupt möglich?
Hauer: Ich habe mit unserem größeren Schüler zu Hause gesprochen, der gerade Austrofaschismus gelernt hat – Dollfuß hat die Nazis verboten und deswegen wurde er erschossen. Das ist der einzige Satz, der bei ihm hängen geblieben ist. Es ist einfach so eine Verkennung der Realität, was da alles passiert ist. Wir wollen es aber bewusst über Beteiligungsprozesse machen. Wir werden jetzt einfach Vermittlungsarbeit machen.
noe.ORF.at: Welches Stück wollen Sie in Melk noch unbedingt auf die Bühne bringen?
Hauer: Da gibt es viele Stoffe, aber das Schöne ist, diese Frage kann ich guten Gewissens beantworten: Das weiß ich nicht. Denn die Stoffe, die sich ergeben, kann ich alle umsetzen, das ist wirklich das Tolle in dieser Arbeitsatmosphäre hier.