Rathaus von Prinzersdorf von außen
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„Kulturerbe“

Rathaus von Prinzersdorf: Aus Alt mach Neu

Die Sanierung und Erhaltung des Rathauses von Prinzersdorf zeigt, dass auch jüngere, nicht denkmalgeschützte Gebäude erhaltenswürdig, von identitätsstiftendem Wert und Wichtigkeit für eine Gemeinde sind und architektonische Zeitzeugen sein können.

Das Rathaus von Prinzersdorf im Pielachtal, nahe bei St. Pölten, ist frisch generalsaniert und ein ganz besonderes Gebäude. Es ist ein Kind der 1970er und ein Spiegelbild der damaligen Aufbruchstimmung, entworfen vom Architekten Franz Habl, fertiggestellt 1973.

Schon die Fassade des Rathauses zeigt die Ästhetik der 1970er-Jahre mit Keramikfliesen in blau-gelb als Referenz an die Landesfarben von Niederösterreich. Sie war damals eine Weltneuheit. Die großen und dünnen Keramikfliesen wurden eigens entwickelt und von Hand gefertigt. Bei der Generalsanierung des Rathauses im Vorjahr wurde die Fassade gereinigt, und um sie zu erhalten, wurde nur innen mit Schaumglas gedämmt.

Klimatechnisch gedämmt, historische Details bewahrt

Die originalen Vertäfelungen wurden, wie beispielsweise im Sitzungssaal, abmontiert, dann wurde gedämmt und danach wurde alles wieder an Ort und Stelle angebracht. So wurde das Gebäude klimatechnisch auf Vordermann gebracht, aber alles Historische wurde bis ins Detail bewahrt. Ein Prunkstück und Beispiel dafür ist der Sitzungssaal im Rathaus: von der weißen Stuckdecke bis zum Original- Teppichmuster und wieder in der Originalfarbe Gelb bezogenen Sesseln.

Rathaus von Prinzersdorf von innen
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Schülerinnen und Schüler lernen das renovierte Rathaus von Prinzersdorf bei Führungen kennen

Die Generalsanierung des Rathauses von Prinzersdorf war eine bewusste Entscheidung des Gemeinderats gegen einen Neubau, als Wertschätzung für die schon damalige Weltoffenheit von Prinzersdorf. Schülerinnen und Schüler lernen nun das Rathaus der 1970er-Jahre bei Führungen kennen. Auf das damalige Zeitgefühl haben die Architekten Ernst Beneder und Anaja Fischer bei der Sanierung Wert gelegt und es erhalten – auch im Stiegenhaus und dem Foyer, das nun ein zeitgemäßes, großzügiges Bürgerservice samt Postpartner beherbergt.

Beispiel für barrierefreies und klimaschonendes Bauen

Das Gebäude ist nicht nur thermisch saniert, sondern auch auf erneuerbare Energie umgestellt. Barrierefreiheit wurde unter anderem mit einem Lift in einem stimmigen Anbau und mit einer Rampe erreicht. Aus Sicht von ORTE, dem Architekturnetzwerk Niederösterreich, ein Beispiel für vorbildhaftes, auch klimaschonendes Bauen.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 25.5.2022

Dass kein Neubau errichtet wurde und ein qualitätsvolles Gebäude mit Geschichte für den Ort erhalten wurde, wird von ORTE-Vorstandsvorsitzenden Franziska Leeb hervorgehoben. Am 17. Juni veranstaltet ORTE eine Bauvisite für Interessierte in Prinzersdorf.