Lydia Maderthaner Weistrach Gasthaus Küche
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„Menschen im Blickpunkt“

Alte Wirtshaustradition als Erfolgsmodell

Während die sogenannte Systemgastronomie wie etwa Fastfood-Ketten wächst, werden die Wirtshäuser weniger. Aber dass dieses Konzept der Tradition in der Küche sehr wohl auch heute noch funktionieren kann, beweist die junge Wirtin Lydia Maderthaner.

„Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen“ – ein uralter Spruch, der vor allem für eines gilt: das klassische Wirtshaus. Lydia Maderthaner aus Weistrach im Mostviertel (Bezirk Amstetten) betreibt ein solches mit ihrem Mann Karl in dritter Generation.

Ein Wirtshaus, so die Wirtin, sei etwas anderes als ein Restaurant: „Hierher kommt man einfach, egal, ob für ein Mittagsmenü von der Baustelle oder ob man mit der Mama auf einen Kaffee vorbeischaut. Dazu kommen die Festivitäten neben der Kirche, die Dorftradition sind, wie etwa Taufen, Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, aber auch Begräbnisse. So etwas hat ein Restaurant kaum und wenn, dann nicht in der Dimension von 100 Personen oder mehr.“

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Das Wirtshaus in Weistrach im Mostviertel betreibt Maderthaner in dritter Generation

„Man merkt, das hat alles seinen Sinn“

Mit ihrer sanften Weiterentwicklung des „Mostbratls“ gewann sie vor drei Jahren die Kulinarik-Ausgabe der ORF-Show „9 Plätze, 9 Schätze“. Ein Erfolg, der nachwirkt, wie sie erzählt: „Es brachte auf jeden Fall eine andere Dynamik. Erstens kommen mehr Leute von auswärts zu uns, aber es ist auch die Wertschätzung da, schau, der Betrieb macht das auch.“

Tradition sei dabei ein wesentlicher Faktor: „Auch wenn es einmal kompliziert wird und du dir denkst, das schaffe ich nicht, du wirst wieder eingefangen, egal ob durch die Mama oder die Schwiegermama. Da sind auch Strukturen, die schon ewig da sind, ohne dass man weiß, woher diese Strukturen kommen. Man hinterfragt sie auch nicht, man tut einfach und merkt, das hat alles seinen Sinn.“

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Mit ihrer Weiterentwicklung des Mostbratls hat Maderthaner vor drei Jahren die Kulinarik-Ausgabe der ORF-Show „Neun Plätze, neun Schätze“ gewonnen

Kochworkshops in restauriertem Vierkanthof

Das zeigt sich auch bei ihrem zweiten Standbein im Vierkanthof „Rabenlehen“, den ihre Eltern in jahrzehntelanger, liebevoller Arbeit restaurierten und in dem sie ein hochmodernes Kochstudio in die alten Gewölbe integrierte und nun Kochworkshops veranstaltet: „Es war der Gedanke, sich selber zu verwirklichen, etwas anderes zu machen, ohne dass man seine Wurzeln verliert.“

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 5.6.2022

Das ist auch Maderthaners Anspruch im Wirtshaus. „Omas Rezepte“ als Synonym für die traditionellen Gerichte sind eine Basis: „Die Liebe der Oma, wie sie ihre Gerichte kocht, wie sie alles immer gleich lässt, das kennt man einfach schon von Kindheit her. Es ist auch ein Gefühl, das zu dem guten Essen noch dazukommt.“ Ein Gefühl, mit dem ihre Rezepte wohl irgendwann auch zu „Omas Rezepten“ werden.