Rudi Roubinek mit Höhlenführer Johann Scharner in der Ötscher Tropfsteinhöhle
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„Aufgespürt“

Faszinierende Höhlenwelt in Gaming

Die unterirdische Bergwelt übt eine unglaubliche Faszination auf viele Menschen aus. Für die Rubrik „Aufgespürt“ besuchte Rudi Roubinek in dieser Woche die Ötscher Tropfsteinhöhle in Gaming (Bezirk Scheibbs).

Es ist eine Welt, in der es ewig Nacht ist. Schon im Jahr 1920 entdeckten zwei mutige Forstarbeiter die Höhle, sie waren vermutlich auf der Suche nach Silbererz. Die beiden Männer seilten sich damals durch ein Loch ab und konnten so das Naturschauspiel, das sich im Inneren der Höhle verbirgt, als erste Menschen sehen. Damals wurden viele Tierknochen in der Tiefe gefunden. Vermutlich dürften zahlreiche Kühe und Schafe durch den offenen Schacht hineingefallen und in der Dunkelheit verendet sein. 1926 wurde die Höhle für Führungen geöffnet.

„Aufgespürt“: Ötscher Tropfsteinhöhle

Rudi Roubinek hat für die Rubrik „Aufgespürt“ die unterirdische Bergwelt der Ötscher Tropfsteinhöhle in Gaming besucht.

Hans Scharner führt seit 50 Jahren durch die Gänge

Einer der Höhlenführer ist Hans Scharner. Seit 50 Jahren begleitet er Gruppen durch die verschachtelten 575 Meter langen Gänge. Mit Helm, Taschenlampen und im Idealfall auch einer Jacke geht es hinab über eine steile Eisentreppe, die im Laufe der Jahre errichtet wurde. Beeindruckend ist der Anblick, wenn man nach oben leuchtet und den Blick hebt. Die 40 Meter hohe Halle namens „Hoher Dom“ türmt sich dann über einem auf, ein zarter Lichtstrahl fällt ganz oben durch eine kleine Öffnung hinein. Meist kann man aufrecht gehen, man muss nur auf den Kopf aufpassen, aber es gibt auch Gänge, die sehr schmal und eng sind.

Rudi Roubinek mit Höhlenführer Johann Scharner in der Ötscher Tropfsteinhöhle
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Wie in vielen Tropfsteinhöhlen hat sich auch in dieser ganz unten ein eiskalter See gebildet

In der Höhle bildete sich ein eiskalter, klarer See. Maximal vier Grad hat das Wasser, erklärt Johann Scharner: „Das Grundgestein der Höhle ist feinblättriger Gutensteiner Kalk. Durch diese Kalkschichten kann das Wasser relativ leicht eindringen und füllt diesen See auf. Wenn es viel regnet, ist der See noch mehr gefüllt. Das ist übrigens der tiefste Punkt der Höhle. Wir sind 54 Meter vom natürlichen Einstieg entfernt, 38 Meter sind wir hinuntergegangen“, erklärt Scharner.

Sendungshinweis:

„NÖ heute“, 30.06.2022

Im eisigen Wasser leben sogar winzige Tiere: „Da müsste man schon ganz nah an die Wasseroberfläche gehen, dass man die Wasserflöhe und Springschwänze sehen könnte, aber sie leben hier drin als unsere Ganzjahresbewohner. Wintergäste haben wir auch, das sind Fledermäuse und Weberknechte.“

Knochen in der Ötscher Tropfsteinhöhle
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Die Höhle an sich ist ein Naturschauspiel mit bizarren Formationen an den Wänden. Auch die Skelettköpfe lassen den Besucherinnen und Besuchern viel Spielraum für Interpretationen

Bizarre Formationen an den Wänden

Halle der Feurigen Zungen, Märchenhalle oder Zaubergang – bizarre Tropfsteinformationen geben den Besucherinnen und Besuchern genügend Raum für Interpretationen. In einem dunklen Kämmerlein liegt angeblich sogar Schneewittchen, aber das ist dann wohl eine andere Geschichte.

Öffnungszeiten:

1. Mai bis 26. Oktober an Samstagen, Sonn- und Feiertagen

Die Ötscher Tropfsteinhöhle – auch Kerschbaumhöhle genannt – liegt im Naturpark Ötscher-Tormäuer. Der Eingang der Höhle ist nur zu Fuß vom Tal aus erreichbar, zum Beispiel vom Gasthaus Schindlhütte in Gaming aus. Der Weg ist in einer 45-minütigen Wanderung zu schaffen. Oben angekommen findet man erstens Abkühlung in der sechs Grad kalten unterirdischen Welt und in einiger Entfernung einen fantastischen Blick auf den Namensgeber der Höhle: Den Ötscher.