APAHDS01 – 20122003 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: Der Eingangsbereich zum Safaripark Gaenserndorf  der dieses Jahr erstmals auch im Winter geoeffnet hat,  aufgenommen am 20. Dezember 2003. Der Safaripark Gaenserndorf befindet sich zur Zeit in finanziellen Noeten . Derzeit wird ein Sanierungskonzept verhandelt das die Finanzschwaeche des Parks abfangen soll.    APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
APA/Harald Schneider
„100 Jahre NÖ“

Ein Hauch von Afrika mit Todesspringern

„Ein Stück Afrika vor den Toren Wiens“ öffnete 1972 in Gänserndorf: Österreichs erster Safaripark mit Löwen, Zebras und Nashörnern. Zudem sorgten die Todesspringer von Acapulco für Staunen. Doch auch so manche Besucher brachten sich in Lebensgefahr.

Es war ein Hauch exotischen Afrikas, den man ab 1972 im Marchfelder Föhrenwald hautnah erleben konnte – auf einer 680.000 Quadratmeter großen Anlage, „die den weltbekannten Safariparks von Kenia oder Longleat in exotischer Vielfalt kaum nachsteht“, hieß es damals in den Medien.

Zwei Private investierten damals etwa 19 Millionen Schilling in den Safaripark Gänserndorf. Der große Unterschied zu einem herkömmlichen Zoo: „Hier waren die Tiere im Freien, während die Menschen gewissermaßen in ihrem motorisierten Käfig waren, und sich durch das Gehege bewegt haben“, erinnert sich Josef Zoher, einst Tierarzt im Safaripark, und er spricht den damaligen Höhepunkt der Autowelle an, als auch Autokinos und Drive-in-Lokale boomten.

Fotostrecke mit 18 Bildern

100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
APAHDS01 – 16012004 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ZU APA TEXT CI – Der Eingangsbereich zum Safaripark Gaenserndorf , der sich in schweren finanziellen Noeten befindet, aufgenommen am 16. Jaenner 2004. Nach derzeitigem Stand wird der Safaripark in den naechsten Tagen vermutlich Konkurs anmelden. APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
APAHDS02 – 16012004 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ZU APA TEXT CI – Ein Firmenbus im Safaripark Gaenserndorf , der sich in schweren finanziellen Noeten befindet, aufgenommen am 16. Jaenner 2004. Nach derzeitigem Stand wird der Safaripark in den naechsten Tagen vermutlich Konkurs anmelden. APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF
BILD ZU APA 027 CI VON HEUTE – ãFŸtterungszeitÒ im Safaripark. (undatiertes Archivbild)   APA-Photo: Safaripark GŠnserndorf
APA
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
APAHDS02 – 07012004  – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ILLUSTRATION ZUM SAFARIPARK GAENSERNDORF: Eine der Attraktionen im  Safaripark Gaenserndorf , ein weisser Tiger.  Der Fortbestand des Safariparks der sich in  finanziellen Noeten befindet duerfte nach Verhandlungen vorerst gesichert sein. APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
APAHDS01 – 20122003 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: Der Eingangsbereich zum Safaripark Gaenserndorf  der dieses Jahr erstmals auch im Winter geoeffnet hat,  aufgenommen am 20. Dezember 2003. Der Safaripark Gaenserndorf befindet sich zur Zeit in finanziellen Noeten . Derzeit wird ein Sanierungskonzept verhandelt das die Finanzschwaeche des Parks abfangen soll.    APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
APAHDS06 – 16012004 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ZU APA TEXT CI – Ein Mitarbeiter im Bueffelgehege im Safaripark  Gaenserndorf , der sich in schweren finanziellen Noeten befindet, aufgenommen am 16. Jaenner 2004. Nach derzeitigem Stand wird der Safaripark in den naechsten Tagen vermutlich Konkurs anmelden. APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider

Nicht zuletzt deshalb stieß der Park mit der Eröffnung am 8. Juni 1972 auf großes Interesse. Tausende Besucherinnen und Besucher wollten schon in den ersten Wochen einen Hauch von Afrika erleben. In einer endlosen Schlange drängten Hunderte Autos durch den Safaripark, um die 300 verschiedenen Tiere zu sehen: Löwen, Zebras, Nashörner, Giraffen, Antilopen.

„Fahr’ ma Tiere schauen“

Mit dem „Fahr’ ma Tiere schauen“ verfolgte man im Safaripark Gänserndorf damals ein neues, eher amerikanisches Konzept, weiß Zoher: „Das war für die damalige Zeit in Mitteleuropa etwas ganz Neues und Einzigartiges mit diesen großen Gehegen und dem Erlebnischarakter, wenn etwa die Giraffe beim Autodach hineingeschaut hat oder der Elefant den Rüssel in das Auto streckte.“

Ein Stück Afrika vor den Toren Wiens

Zoos gab es natürlich auch damals bereits, „allerdings war der Besuch nicht besonders attraktiv“, betont Zoher. Dort bot sich eher ein tristes Bild: Tiere in kleinen Gehegen hinter dicken Eisenstäben. Damals habe es auch vermehrt kritische Stimmen gegeben, wie es den Tieren gehe, im Gegensatz zum Safaripark, „wo man den Tieren quasi ein Leben in Freiheit geboten hat. Und die Besucher fühlten sich, wie wenn sie auf Safari in Afrika sind.“

Besucher spielen mit ihrem Leben

In den ersten Jahren seines Bestehens reisten Besucherinnen und Besucher aus ganz Österreich in den Safaripark in Gänserndorf. Der Höhepunkt war für viele die Fahrt durch das Löwenreservat, das durch eine Schleuse von den anderen Bereichen mit Tieren getrennt war. Doch viele Besucher spielten darin leichtfertig mit dem Leben. Obwohl das Verlassen der Fahrzeuge vor allem hier strengstens verboten war, ließen sich immer mehr Besucher für ein Foto von den scheinbar harmlosen Tieren zum Aussteigen verleiten.

„Das Publikum verhält sich äußerst undiszipliniert und unvernünftig“, beklagte damals Betreiber Edwin Wiesinger. Denn viele Besucher hätten auch die Hinweise der Aufsichtsorgane auf die Gefährlichkeit gar nicht beachtet oder das Personal sogar angepöbelt, „nach dem Tenor ‚Das geht Sie gar nichts an, der beißt ja nur mich‘“.

Gefährliche Szenen im Safaripark

Auch der Tierarzt musste anfangs wesentlich öfter kommen, als notwendig gewesen wäre, weil die Besucher das Fütterungsverbot missachteten. „Immer wieder kommt es vor, dass die Leute mit Nuss- oder Mohnstrudeln die Tiere füttern, die sind gut für junge Mädchen, aber nicht für wilde Tiere“, betonte der Tierarzt. Die Tiere litten deshalb an schweren Verdauungsstörungen, innerhalb der ersten Wochen starben zwei Tiere.

Die Todesspringer

Neben dem reinen Tierpark waren von Beginn an auch Unterhaltung und Shows Teil des Konzepts – ebenfalls ein in den USA bereits boomender Trend. Neben Delfin- und Papageivorführungen sorgten vor allem die Todesspringer von Acapulco für Staunen. Aus 25 Meter stürzten sich die Artisten in ein nur drei Meter tiefes Wasserbecken.

Fotostrecke mit 6 Bildern

100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF
Aus 25 Metern Höhe sprangen die Todesspringer …
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF
… in ein nur drei Meter tiefes Wasserbecken
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF
Solche Showeinlagen begeisterten das Publikum
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF
Showeinlagen gehörten – neben den Tieren – von Beginn an zum Konzept des Safariparks
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF
Die Papagei- und Delfinvorführungen waren am Höhepunkt über die Grenzen hinaus bekannt

Ein erster kleiner Rückschlag folgte aber bereits im Jahr 1973. Obwohl der Safaripark das ganze Jahr geöffnet war, waren zu Beginn des Jahres die Giraffen plötzlich verschwunden. Betreiber Wiesinger erklärte damals, dass der Winter „für die Giraffen zu heikel ist, die haben wir derzeit nicht hier, wir wollen hier gar kein Risiko eingehen“. Die anderen Tiere waren in beheizten Stallungen untergebracht.

Doch nur eine Woche später musste er im ORF-Interview seine Lüge eingestehen: Die Tiere waren wegen der ungünstigen Witterung verendet. Wiesinger rechtfertigte sich: „Kein Tierpark auf der ganze Welt publiziert den immer bedauerlichen Verlust von Tieren.“ Zudem musste der Park im selben Jahr wegen der Maul- und Klauenseuche in Niederösterreich drei Monate lang schließen.

Tiere warten auf Futter

Trotz allem entwickelte sich der Safaripark im ersten Jahrzehnt seines Bestehens zu einem der zugkräftigsten Tourismusmagnete in Niederösterreich, der die ganze Region wirtschaftlich mitaufschwingen ließ. Damals lebten bereits etwa 500 Tiere auf dem Gelände. Mittlerweile hatten auch die Tiere die anfängliche Scheu vor den Menschen in ihren Autos verloren. „Die haben teilweise schon richtig gewartet, weil sie wussten, da gibt es Futter“, sagt Zoher.

Die Geschichte der Todesspringer

Die freie Haltung wirkte sich offenbar auch auf die Fortpflanzung besser aus als in so manch anderem, herkömmlichen Tierpark. Innerhalb der ersten zehn Jahre wies die Geburtsstatistik in Gänserndorf nicht weniger als 250 Löwenjunge, 70 Antilopen, 27 Tiger, 18 Kamele, 25 Lamas und sieben Zebras auf – ein Großteil davon konnte ins Ausland verkauft werden.

Der erste Konkurs

Nur vier Jahre später folgten dann finanzielle Probleme. Die Betreiber hatten damals eine Schmalspurbahn durch den Tierpark gebaut, wegen Anrainerbeschwerden musste diese aber eingestellt werden. Die laufenden hohen Kosten für die Tierhaltung führten trotz bestehender Subventionen zu 17 Millionen Schilling Schulden. Auch ein Solidaritätskonzert, an dem etwa die Sänger Hansi Dujmic und Gary Lux sowie der Schauspieler Herwig Seeböck teilnahmen, konnte den Tierpark vorerst nicht retten.

Als schließlich auch Schulwandertage wegen der Katastrophe von Tschernobyl vorübergehend verboten wurden, führte das zum ersten Konkurs. Doch zum einen steuerte das Land 500.000 Schilling für Futter und Ausstände bei, zum anderen kamen viele Spenden aus der Bevölkerung, „ohne die der Park ein Sanierungsfall wäre“, betonte Wiesinger. 1987 übernahm der ehemalige Geschäftsführer den Park und führte ihn weiter.

„Sehr geschickt“, wie Zoher anmerkt. Denn die Betreiber setzten damals u. a. auf eigene Büros in den damaligen Ostblockstaaten Ungarn und Tschechoslowakei, „wo sie Touristen rekrutiert haben“. Mit dem Wegfall des Eisernen Vorhanges im Jahr 1989 konnten die Besucherzahlen wieder gesteigert werden. In den 1990er Jahren erlebte der Safaripark gerade deshalb nochmals einen wahren Besucherboom.

Auf Höhepunkt folgt tiefer Fall

Nach dem Höhepunkt folgte aber der langsame, tiefe Fall. Misswirtschaft, fehlende Attraktivierungsmaßnahmen und der Umstand, dass man Löwen, Elefanten und Giraffen mittlerweile „live“ im günstigen Afrika-Urlaub sehen konnte, führten zum Besucherrückgang und schließlich zum finanziellen Desaster, von dem sich der Safaripark nicht mehr erholen sollte.

Fotostrecke mit 11 Bildern

APAHDS03 – 29062004 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ZU APA TEXT CI – Aus dem Safaripark Gaenserndorf wurden am Dienstag, 29. Juni 2004, Tiere zu Assisi-Hoefen des Oesterreichischen Tierschutzvereins verbracht.Die Zukunft des Parks ist nach wie vor ungewiss.

HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
2004 musste der Safaripark ein zweites Mal Konkurs anmelden
APAHDS02 – 14122004 – GAENSERNDORF – NIEDEROESTERREICH: ZU APA 092 CI -Tierarzt Josef Zoher mit einem Nashorn  im ehemaligen Safaripark Gaenserndorf am Dienstag, 14. Dezember 2004. APA-FOTO: ANDREAS TROESCHER
APA/Andreas Tröscher
Tierarzt Josef Zoher wollte den Park mit einem veränderten Konzept weiterführen
APARSC12 – 29062004 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ZU APA TEXT CI – Aus dem Safaripark Gaenserndorf wurden am Dienstag, 29. Juni 2004, Tiere zu Assisi-Hoefen des Oesterreichischen Tierschutzvereins verbracht.

HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
APAHDS06 – 07012004  – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ILLUSTRATION ZUM SAFARIPARK GAENSERNDORF: Eine der Attraktionen im  Safaripark Gaenserndorf , ein RHESUSAFFE im neu errichteten Affenhaus.  Der Fortbestand des Safariparks der sich in  finanziellen Noeten befindet duerfte nach Verhandlungen vorerst gesichert sein. APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
APAHDS04 – 29062004 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ZU APA TEXT CI – Aus dem Safaripark Gaenserndorf wurden am Dienstag, 29. Juni 2004, Tiere zu Assisi-Hoefen des Oesterreichischen Tierschutzvereins verbracht.Die Zukunft des Parks ist nach wie vor ungewiss.

HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
APARSC14 – 29062004 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ZU APA TEXT CI – Aus dem Safaripark Gaenserndorf wurden am Dienstag, 29. Juni 2004, Tiere zu Assisi-Hoefen des Oesterreichischen Tierschutzvereins verbracht.

HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
Nachdem eine Rettung gescheitert war, wurden die Tiere vom Masseverwalter nach und nach verkauft
APAHDS02 – 29062004 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ZU APA TEXT CI – Aus dem Safaripark Gaenserndorf wurden am Dienstag, 29. Juni 2004, Tiere zu Assisi-Hoefen des Oesterreichischen Tierschutzvereins verbracht.Die wenigen noch verbleibenden Tiere wirken auf dem riesiegen Gelaende verloren und blicken einer ungewissen Zukunft entgegen.  

HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
APARSC17 – 29062004 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ZU APA TEXT CI – Aus dem Safaripark Gaenserndorf wurden am Dienstag, 29. Juni 2004, Tiere zu Assisi-Hoefen des Oesterreichischen Tierschutzvereins verbracht.Die wenigen noch verbleibende Tiere beziehen teilweise die frei gewordenen Gehege. APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
APARSC16 – 29062004 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ZU APA TEXT CI – Aus dem Safaripark Gaenserndorf wurden am Dienstag, 29. Juni 2004, Tiere zu Assisi-Hoefen des Oesterreichischen Tierschutzvereins verbracht.

HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
APAHDS03 – 07012004  – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ILLUSTRATION ZUM SAFARIPARK GAENSERNDORF: Eine der Attraktionen im  Safaripark Gaenserndorf , ein Schimpanse im neu errichteten Affenhaus.  Der Fortbestand des Safariparks der sich in  finanziellen Noeten befindet duerfte nach Verhandlungen vorerst gesichert sein. APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
APARSC13 – 29062004 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ZU APA TEXT CI – Aus dem Safaripark Gaenserndorf wurden am Dienstag, 29. Juni 2004, Tiere zu Assisi-Hoefen des Oesterreichischen Tierschutzvereins verbracht.

HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider

Ein neuer Geschäftsführer legte den Fokus ab der Jahrtausendwende auf die Arterhaltung von gefährdeten Tierarten sowie die vermehrte Aufnahme von „ausgedienten“ Geschöpfen: Tieren, die für den Auftritt im Zirkus zu alt waren oder zuvor im Dienste der Forschung ihr Dasein in engen Käfigen gefristet hatten. So wurde damals eine „Elefantenauffangstation“ errichtet und im Affenhaus bekamen Tiere, die als Forschungsobjekte gedient hatten, ein Heim.

Doch am 14. Jänner 2004 musste der Tierpark neuerlich Konkurs anmelden und wurde geschlossen. Zu diesem Zeitpunkt lebten 850 Tiere im Tierpark, die von 64 Mitarbeitern gepflegt wurden. Ein dem Land Niederösterreich vorgelegtes Sanierungskonzept wurde abgelehnt. Dies war das Ende einer Institution, die weit über die Grenzen der Stadt Gänserndorf, des Landes und sogar des Staates Österreich bekannt war.

Wiedereröffnungsversuch

Josef Zoher, der heute Tierarzt in Deutsch-Wagram ist, startete mit anderen ehemaligen Mitarbeitern einen Rettungsversuch. „Mit dem Konkurs ist damals eine große Bewegung entstanden, mit dem Wunsch, den Park weiterzuführen. Die Marke ‚Safaripark‘ war sehr gut, nicht nur in Österreich, sondern auch im Ausland.“ Das Konzept wurde verändert, der Safaripark wäre nicht mehr aus Autos, sondern auf Spazierwegen zu besichtigen gewesen.

Auch das Land trommelte eine Expertenrunde zusammen. „Der Safaripark Gänserndorf darf nicht sterben“, betonte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP). Wie Pröll nach dem Gespräch erläuterte, wurde die Gründung einer Gesellschaft vereinbart, die zur Weiterführung Geld zur Verfügung stellen sollte. Ihr gehörten die Österreichische Zoo-Organisation, das Pharmaunternehmen Baxter und die regionale Entwicklungsgesellschaft Eco Plus an.

Fotostrecke mit 9 Bildern

100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF/Schwarzwald-Sailer
Nachdem 2004 der Konkurs des Safariparks bekannt wurde, riefen mehrere Medien wie die „Kronen Zeitung“ zur Rettung auf
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF/Schwarzwald-Sailer
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF/Schwarzwald-Sailer
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF/Schwarzwald-Sailer
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF/Schwarzwald-Sailer
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF/Schwarzwald-Sailer
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF/Schwarzwald-Sailer
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF/Schwarzwald-Sailer
100 Jahre NÖ 1972 Eröffnung Safaripark Gänserndorf
ORF/Schwarzwald-Sailer

Wegen fehlender Investoren verzögerte sich das Projekt aber. Zudem konnte man sich laut Zoher mit der Gemeinde nicht auf die Pachthöhe einigen. Erst nach einem Bürgermeisterwechsel in Gänserndorf 2008 sei aus dem Rathaus grünes Licht gekommen, doch dann wollte das Land das Projekt nicht mehr unterstützen, ohne Förderung sei eine Neugründung unmöglich gewesen. „Die Anlagen waren verfallen, die Tiere vom Masseverwalter bereits verkauft.“

Rettung für verbliebene Tiere

Die letzten verbliebenen Löwen wurden zwischen 2007 und 2009 vom Verein Vier Pfoten in ein südafrikanisches Tierreservat gebracht. Nur bei zwei weiblichen Löwen war das aus gesundheitlichen Gründen erst später möglich. Im Jahr 2013 war das Reservat in Lionsrock etwa 50 Hektar groß und umfasste 33 Gehege.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Nachmittag“, 24.6.2022

Nur für die Schimpansen, die früher als Versuchstiere des Arzneimittelherstellers Immuno AG gedient hatten, gab es langzeitige Betreuungsverträge, die auch zur Finanzierung beitragen sollten. Dabei handelte es sich um ein Forschungsprojekt, bei dem die Affen, die ihr Dasein bei Immuno einzeln gefristet hatten, wieder zusammenleben sollten.

Resozialisierung der Aids-Affen

Die Schimpansen waren als Babys gefangen und im Dienste der Forschung oft über 20 Jahre benutzt worden. In den 1970er und 1980er Jahren waren die Tiere wegen ihrer genetischen Ähnlichkeit zum Menschen für Tierversuche sehr gefragt. Zu Forschungszwecken wurden sie mit Krankheiten wie HIV und Hepatitis infiziert. Viele starben dabei qualvoll. Als die Versuche mit den Tieren 1997 eingestellt wurden, waren sie endlich erlöst.

Fotostrecke mit 4 Bildern

APAHDS08 – 16012004 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ZU APA TEXT CI – Das von der Firma Baxter errichtete Affenhaus im Safaripark  Gaenserndorf , der sich in schweren finanziellen Noeten befindet, aufgenommen am 16. Jaenner 2004. Nach derzeitigem Stand wird der Safaripark in den naechsten Tagen vermutlich Konkurs anmelden. APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
Das Affenhaus, in dem die einst für Forschungszwecke eingesetzten Schimpansen resozialisiert werden
APA4298308-2 – 16062011 – G€NSERNDORF – …STERREICH: ZU APA 193 CI – Nach jahrzehntelanger Haltung im Labor und in Innenanlagen kšnnen die ehemaligen Baxter-Laboraffen bald erstmals wieder Sonne, Luft, Wind und Regen spŸren: Mit UnterstŸtzung von Land N…, Bund und der Firma Baxter werden neben dem Areal des einstigen Safariparks GŠnserndorf – heute Erlebnispark – gro§e Au§engehege fŸr die Schimpansen des damaligen Versuchslabors Immuno errichtet. Im Bild: Gesundheitsminister Alois Stšger bei einem Baustellenbesuch im Erlebnispark GŠnserndorf am Donnerstag, 16. Juni 2011. APA-FOTO: HBF/LIVIO SRODIC
HBF/Livio Srodic
2007 gab Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) zunächst die weitere Pflege der damals über 50 Tiere bekannt
APAHDS09 – 16012004 – GAENSERNDORF – OESTERREICH: ZU APA TEXT CI – Das von der Firma Baxter errichtete Affenhaus im Safaripark  Gaenserndorf , der sich in schweren finanziellen Noeten befindet, aufgenommen am 16. Jaenner 2004. Nach derzeitigem Stand wird der Safaripark in den naechsten Tagen vermutlich Konkurs anmelden. APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER
APA/Harald Schneider
Das von der Firma Baxter errichtete Affenhaus im Safaripark Gaenserndorf
SPERRFRIST 27. AUGUST 2100 – ARCHIV – ACHTUNG: DIESER BEITRAG DARF NICHT VOR ABLAUF DER SPERRFRIST, 27. AUGUST, 21.00 UHR, VER…FFENTLICHT WERDEN! DIE NICHTEINHALTUNG DES EMBARGOS H€TTE EMPFINDLICHE EINSCHR€NKUNGEN DER BERICHTERSTATTUNG †BER WISSENSCHAFTLICHE STUDIEN AUS DEN USA ZUR FOLGE. Schimpansen fressen in einem Safaripark in Hilvarenbeek, Niederlande, am 04 April 2010. Wenn Schimpansen von einem Artgenossen bestohlen werden, wehren sie sich und bestrafen den MissetŠter. Werden andere aus ihrer Gruppe beklaut, ist ihnen das jedoch ziemlich egal. Das fanden Forscher vom Leipziger Max-Planck-Institut fŸr EvolutionŠre Anthropologie bei Experimenten mit Zootieren heraus. Ihre Ergebnisse veršffentlichen sie in den ÇProceedingsÈ der Nationalen Akademie der Wissenschaften in den USA (ÇPnasÈ). (Zu dpa „Schimpansen bestrafen nicht jeden Dieb“). EPA/ED OUDENAARDEN  +++(c) dpa – Bildfunk+++
ANP/Ed Oudenaarden
Mittlerweile können die meisten der Schimpansen wieder in der Gruppe leben und fühlen sich sichtlich wohl

Seit 2009 sind die Tiere in der Obhut von Gut Aiderbichl und bekommen endlich ein Stück des Lebens zurück, das man ihnen auf so grausame Weise genommen hatte. Seither werden die Tiere langsam resozialisiert, heißt es von Gut Aiderbichl. Mittlerweile können die meisten der Schimpansen wieder in der Gruppe leben und fühlen sich sichtlich wohl.

„Schade für die Region“

2011 pachteten die Gebrüder Angerer einen Teil des verwaisten Safariparkgeländes und errichteten dort einen Erlebnispark mit Kletterparcours, Bogenschießen und diversen anderen Attraktionen. An das einst beliebte Ausflugsziel der Ostösterreicher erinnert heute nichts mehr. „Ich halte es nach wir vor für schade“, meint Zoher, „schade für die Region und für die Menschen, weil es nach wie vor eine tolle und doch einzigartige Besucherattraktion hätte sein können.“

Das würden vor allem die mittlerweile attraktiven Zoos wie Schönbrunn beweisen, ist Zoher überzeugt, die beliebte Besuchermagneten für Jung und Alt seien. Doch „einen wirklich vergleichbaren Safaripark gibt es in Mitteleuropa bis heute nicht“.