Kamile Bonte als Mimi und Clemens Kerschbaumer als Rodolfo in La Boheme
operklosterneuburg/Mark Glassner
operklosterneuburg/Mark Glassner
KULTUR

operklosterneuburg zeigt erstmals Puccini

Am 9. Juli hat Giacomo Puccinis „La Boheme“ Premiere bei der operklosterneuburg (Bezirk Tulln). Sie zählt zu den bekanntesten Opern, wird erstmals im Kaiserhof des Stifts gezeigt, mit einem „hochkarätigen Ensemble“, so Intendant Michael Garschall.

„Paris. Quartier Latin. Ein Dichter, ein Maler, ein Musiker, ein Philosoph – eine junge Künstler-WG. Mittellos. Im steten fröhlichen Kampf gegen Schulden, Hunger und Kälte. Genial improvisierend, in den Tag hineinlebend. In diese Welt tritt die bezaubernde Nachbarin Mimi, in die sich Rodolfo, der Dichter, unsterblich verliebt. Doch ihre Liebe wird von Mimis Krankheit überschattet und ist zeitlich begrenzt …“, kann man auf der Website von operklosterneuburg über Puccinis 1896 uraufgeführten Oper.

„La Boheme“ ist Liebe, Leidenschaft und Verlust

Basierend auf Henri Murgers Roman „Les scenes de la vie de boheme“ schwärmte Giacomo Puccini (1858–1924) über die literarische Vorlage: „In dem Buch war alles, was ich suchte und liebe: die Frische, die Jugend, die Leidenschaft, die Fröhlichkeit, die Liebe mit ihren Freuden und Leiden. Das ist Menschlichkeit, das ist Empfindung, das ist Herz. Und das ist vor allem Poesie. Die göttliche Poesie.“ Das Libretto verfassten Luigi Illica und Giuseppe Giacosa, die auch die Libretti für die beiden Puccini-Opern „Tosca“ (1900) und „Madame Butterfly“ (1904) schrieben.

Giacomo Puccini war Mitglied eines Künstlerclubs namens „Club La Bohème“, bestehend aus Literaten und Malern, mit denen er sich regelmäßig in Torre del Lago nahe Lucca traf und Erinnerungen an seine eigene Zeit als Student und Bohemien austauschte. So auch am 10. Dezember 1895. Während seine Freunde Karten spielten und Wein tranken, saß er am Klavier und komponierte. Man erzählt, dass er plötzlich vom Klavier aufgesprungen sei und gerufen hätte: „Ruhe, ihr Burschen. Ich bin fertig!“ Am 1. Februar 1896 fand die Uraufführung von „La Boheme“ in Turin statt. Unter der musikalischen Leitung eines noch völlig unbekannten 29-jährigen Dirigenten: Arturo Toscanini.

Puccini war vor der „Boheme“ nie in Paris

„Ohne jemals zuvor selbst in Paris gewesen zu sein, fing Puccini das Flair und die Atmosphäre des Pariser Bohemien-Milieus durch seine feine Zeichnung der Figuren, seine Erzähldichte sowie seine meisterhaft melodienreiche Komposition präzise ein“, erläutert operklosterneuburg-Intendant Michael Garschall, der sich über „meine erste Puccini-Oper im Kaiserhof“ freut.

operklosterneuburg im Kaiserhof des Stifts
Roland Ferrigato
„La Boheme“-Regisseur Francois de Carpentries inszenierte in Klosterneuburg in den vergangenen Jahren bereits „Le Comte Ory“ und „Hoffmanns Erzählungen“

Die Oper lebt von ihren Gegensätzen: Mimi, eine schüchterne und zurückhaltende femme fragile, wird Musetta, einer femme fatale gegenübergestellt, stark, emanzipiert, laut und exzentrisch. „Unbeschwertes Künstlerdasein, jugendliche Lebensleichtigkeit werden durch Krankheit und Tod kontrastiert.“

Interessant verspricht die Inszenierung von Francois de Carpentries zu werden, der zum bereits dritten Mal im Kaiserhof des Stifts – nach „Le Comte Ory“ (2017) und „Hoffmanns Erzählungen“ (2019) – für die Regie verantwortlich zeichnen wird. Ihm zur Seite stehen als Leadingteam Karine van Hercke (Kostüme), Hans Kudlich (Bühnenbild), Monica I. Rusu-Radman (Choreografie), Csilla Domjan (Maske) und Lukas Siman (Licht). Am Pult steht Christoph Campestrini, Musikalischer Leiter der operklosterneuburg seit 2012 und international erfolgreicher Dirigent, es spielt die Beethoven Philharmonie. Intendant Garschall: „Noch nie hatten wir ein so großes Orchester, Chor und Kinderchor!“

Intendant Garschall: „Da kommt eine Weltkarriere“

„Hochkarätig, jung und manch eine Entdeckung wert“ sei die Besetzung, so Garschall. Kamile Bonte sei eine vielversprechende junge Sopranistin aus Litauen, die ihr Klosterneuburg-Debüt als Mimi geben wird. „Da kommt eine Weltkarriere“, ist Garschall überzeugt. Sie steht an der Seite des österreichischen Tenors Clemens Kerschbaumer, der erstmals den Rodolfo singen wird (im Bild ganz oben).

Sendungshinweis

„Theaterfest“, 9.7.2022

Auch der Marcello ist für den aus Niederösterreich stammenden Bariton Thomas Weinhappel ein Rollendebüt – Filmfans erinnern sich vielleicht noch an Michael Hanekes preisgekrönten Film „Die Klavierspielerin“, in dem Weinhappel drei Lieder aus Schuberts „Winterreise“ sang. Ales Jenis als Schaunard, Dominic Barberi als Colline und Aleksandra Szmyd als Musetta treten erstmals in Klosterneuburg auf.