Oper Burg Gars
Reinhard Podolsky
Reinhard Podolsky
Kultur

Pure Leidenschaft in der Garser „Carmen“

Liebe, Freiheit und Leidenschaft – darum geht es in Georges Bizets „Carmen“. 1875 uraufgeführt, zählt sie heute zu den weltweit am häufigsten gespielten Opern. Oper Burg Gars (Bezirk Horn) zeigt „Carmen“ von 14. Juli bis 6. August.

„Die Habanera der Carmen oder das Torerolied des Escamillo zählen zu den bekanntesten Melodien der Musikgeschichte. Aber auch abgesehen von der Musik, zieht der Stoff der Oper damals wie heute in seinen Bann“, erklärt Johannes Wildner, der künstlerische Leiter von Oper Burg Gars und Dirigent der zehn Vorstellungen.

Wildner: „Oper in ihrer mitreißendsten Form“

Und: „Nach zwei Jahren der pandemiebedingten Einschränkungen macht die Oper Burg Gars ‚Carmen‘ als das Spektakel erlebbar, das sie ist – mit großem Chor, großem Orchester, herausragenden Solistinnen und Solisten und einem inszenatorischen Feuerwerk. Oper in ihrer mitreißendsten Form“, schärmt Wildner, seit 2013 Chef in Gars am Kamp.

Burg Gars bei Tag
Reinhard Podolsky
Vor mehr als 30 Jahren als eines der ersten Musiktheaterfestivals in Niederösterreich gegründet, erhält Oper Burg Gars heute internationale Beachtung und Anerkennung

Ursprünglich bereits für die Saison 2020 geplant, musste die Produktion aufgrund der Pandemie letztlich in den Sommer 2022 verschoben werden. Eine so lange Vorbereitungszeit bringe gewisse Chancen mit sich, aber auch große Herausforderungen, so Johannes Wildner: „Natürlich ist es ein Kraftakt, ein Opernensemble über einen längeren Zeitraum zusammenzuhalten. Die Hauptproblematik ist, dass alle Künstlerinnen und Künstler in derselben Situation sind und seit zwei Jahren Termine immer wieder neu koordinieren mussten. Die Arbeit in der Branche ist sehr dynamisch geworden.“

Weg von den üblichen Carmen-Klischees

In Gars geht es heuer auf der Bühne um die Auseinandersetzung mit Freiheit: „Wir zeigen Carmen in ihrer Originalgestalt, so wie Bizet sie erdacht und komponiert hat, mit all ihren Bezügen zu Folklore und ihrer sozialen Vielschichtigkeit“, so der Intendant. Regisseur Dominik Wilgenbus setzt auf eine analytische, mehrdimensionale Auseinandersetzung fern von Kitsch und Klischees.

„Als Titelfigur ist Carmen die hartnäckigst verkannte Gestalt der Opernliteratur. Ihre Bedeutung sehe ich noch vor aller inhaltlichen Substanz in der Singularität: Mit Carmen besitzt ein weibliches Pendant zu Don Giovanni, Don Quijote, Faust und Co. unvergängliches Leben. Dies ist keineswegs feministisch gemeint: Carmen tritt in keinem Augenblick für Frauenrechte ein, jedoch vom ersten bis zum letzten dafür, ihr Leben so zu leben wie sie es möchte.“

In der Titelrolle ist in Gars Ljubica Vranes zu sehen. Die Mezzosopranistin ist seit 2011 Ensemblemitglied am Nationaltheater Belgrad. Ihr Don Jose ist der spanische Tenor Oscar Marin, der bei Oper Burg Gars 2015 als Don Carlo und 2018 als Cavaradossi zu hören war. Micaela wird von der jungen Sopranistin Corina Koller gesungen, die bereits in Graz und Erl engagiert war. Neven Crnic, seit 2019 Ensemblemitglied der Grazer Oper, spielt den Stierkämpfer Escamillo.