Wohnhaus im Waldviertel
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„Kulturerbe“

Architekturjuwel zu Hotel umgebaut

Der renommierte Architekt Erich Leischner hat in den 1930er-Jahren ein besonderes Wohnhaus im Waldviertel entworfen. Nun wurde es revitalisiert und als Hotel mit neuem Leben befüllt.

Erich Leischner war der Planer und Architekt der Wiener Höhenstraße, einiger Gemeindebauten und des Wiener Kongressbades. Der renommierte Architekt beim Wiener Stadtbauamt hat in den 1930er-Jahren aber auch ein ganz besonderes Wohnhaus für eine Müllerfamilie in Unterthürnau bei Drosendorf (Bezirk Horn) entworfen.

Seine markante Formensprache findet sich auch bei diesem Gebäude im Waldviertel, das der nunmehrige Besitzer zu einem kleinen Hotel revitalisiert hat, das schon dreieinhalb Jahre Gäste beherbergt. Keine Seite des Gebäudes ist gleich und es sieht mit Türmen, Ecken und Rundungen fast wie eine Burg aus. Es ist aber die Formensprache der neuen Sachlichkeit, mit der Erich Leischner arbeitete. Stein ist wie bei der Wiener Höhenstraße auch in Unterthürnau ein typisches Gestaltungsmaterial des Architekten.

Podeste und Säulen des Hauses sind zum Beispiel daraus gemacht. Die Steine stammen aus einem nahen Steinbruch, bis zu zwei Jahre soll es gedauert haben, bis sie geschlagen waren. Die einzelnen Strukturen sind unregelmäßig, ergeben in der Gesamtheit wieder eine Einheit. Die Säulen zum Beispiel sind aus ungleich großen, unregelmäßigen Steinen gemacht, insgesamt ist das Bild aber dann wieder ein gleichmäßiges.

Verzierungen zeigen Bezug zu Müllerfamilie

Kleine Verzierungen an der Fassade zeigen, entsprechend dem Wohnhaus einer wohlhabenden Müllerfamilie, auch einen Mühlstein, einen Mehlwurm und den jungen Sohn des Müllers. Insgesamt aber zeigt sich eine sehr klare, sachliche Gestaltung, bis ins Detail vom Architekten geplant, auch im Inneren des Hauses.

Wohnhaus im Waldviertel
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Das Hotel soll sich für die Gäste wie ein „Zweitwohnsitz“ anfühlen

Das wurde vom jetzigen Besitzer für die Nutzung als Hotel originalgetreu renoviert und erhalten, vom geschliffenen Glas der Türen und Fenster bis zur Einrichtung innen. Sachlichkeit und Reduziertheit finden sich im jetzigen Hotel überall, von der Rezeption bis zum Frühstückszimmer und den Gästezimmern. Viel wurde hier für modernen Komfort erneuert, nach außen kaum sichtbar. Das Originale überwiegt.

Und weil der Hotelbesitzer den Nachlass des Architekten gekauft hat, ist vieles daraus im Haus zu sehen, auch Pläne von der Wiener Höhenstraße. Das kleine Hotel mit Namen „Zweitwohnsitz“ will Unterthürnau beleben und Gäste sollen sich wie in einem Zweitwohnsitz wohlfühlen. Das historische Haus ist eines der bemerkenswertesten und wichtigsten Architekturbeispiele der 1930er-Jahre im Waldviertel. Seine Revitalisierung und Belebung als Hotel bewirkt, dass nun auch Menschen von außerhalb das Haus kennenlernen und zu Ferienzwecken genießen können. Langfristig wird durch die Nutzung das Haus auch erhalten.

Kulturerbe: Architekturjuwel aus den 1930er Jahren

Ein bemerkenswertes und kaum bekanntes Architekturjuwel der 1930er Jahre zeigt die Rubrik „Kulturerbe“. Das Haus wurde vom bekannten Architekten Erich Leischner, der für die Wiener Stadtentwicklung tätig war, geplant. Vor einigen Jahren wurde es von einem neuen Besitzer für einen Hotelbetrieb revitalisiert.