Eisenguss
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„Menschen im Blickpunkt“

Nemetz: Eisengießen mit Familiensinn

1.400 Grad am Schmelzofen – 120 Jahre nach ihrer Gründung ist die Eisengießerei Nemetz in Wr. Neustadt immer noch in Familienbesitz. Die Brüder Dieter und Wolfgang Nemetz drehen an den nötigen Schrauben, um sich auf dem Weltmarkt zu behaupten.

Wr. Neustadt war nach dem Zweiten Weltkrieg weltweit eine der Städte, die am meisten zerstört war. Aus den Trümmern heraus schaffte dort ein Traditionsbetrieb der Schwerindustrie den Wiederaufschwung: Nemetzguss. Bis heute, denn auch in Zeiten der Digitalisierung und Feinmechanik habe diese archaische Form der Metallverarbeitung ihren Platz, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Nemetz: „So lange es Autos gibt, Züge gibt, landwirtschaftliche Maschinen, Druckmaschinen, Webmaschinen – all das wird es auch in Zukunft geben und deshalb wird es auch immer Eisengießereien geben.“

Mit viel Scheitern zum Erfolg

Begonnen hat alles in der Lokomotivfabrik in Wr. Neustadt, deren Tor als Denkmal heute noch steht. Johann Nemetz, der Ur-Urgroßvater des jetzigen Besitzer-Brüderpaars, arbeitete dort als Eisengießer, ehe er sich 1901 selbstständig machte. Geschäftsführer Dieter Nemetz spricht von Gründergeist: „Was wir heute zu wenig haben, sind Menschen, die etwas machen, etwas gründen, wie unser Ur-Urgroßvater es getan hat. Es war ein schwieriges Umfeld, aber die haben sich das getraut. Mit vielen Fehlschlägen, vielem Scheitern kann man aber auch Erfolg haben. Darauf fußt unsere Firma.“

Nemetz-Guss: Familienbetrieb mit Tradition

Wiener Neustadt war nach dem Zweiten Weltkrieg eine der Städte weltweit, die am meisten zerstört waren. Aus den Trümmern heraus hat dort ein Traditionsbetrieb der Schwerindustrie den Wiederaufschwung geschafft.

Diese überstand auch die Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkrieges. Der Betrieb war ebenso wie die ganze Stadt zerbombt. Der Großvater der beiden aktuellen Besitzer bewältigte aber letztlich alle Probleme dieser Zeit, erzählt Wolfgang Nemetz: „Mit Hilfe von vielen Familienmitgliedern, die mitarbeiteten. Und er hat es geschafft, viele Mitarbeiter zu motivieren, hier zu arbeiten. Es waren Notzeiten. Er hat trotzdem investiert und viel aufgebaut, auch Gebäude geschaffen, die heute noch stehen und mit denen wir uns nach wie vor weiterentwickeln.“

Familientradition soll in sechste Generation gehen

Einige wenige Teile dieser Industriebgebäude stammen sogar noch aus der Gründerzeit vor hundert Jahren: Mauern, die Bomben überstanden. Sie werden derzeit bei laufendem Betrieb modernisiert und Stück für Stück erneuert. Hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verarbeiten jährlich 7.000 Tonnen Roheisen, teils in Feinarbeit zu hochpräzisen Bauteilen für Maschinen.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 24.7.2022

Die Familientradition soll im besten Fall weitergeführt werden, hofft Dieter Nemetz: „Wenn sich das ergibt, dass eines unserer Kinder diesen Betrieb so übernimmt, wie wir das getan haben, dann freuen wir uns. Genauso wie es unseren Vater sehr, sehr glücklich gemacht hat, dass seine Söhne in das Unternehmen eingestiegen sind.“ Eisen soll man gießen, so lange es glüht. Die Basis für einen flüssigen Übergang zur nächsten und sechsten Generation der Familie Nemetz ist gelegt.